In der neuen Biovergärungsanlage sollen künftig 30.000 Tonnen Abfall pro Jahr umgewandelt werden. Rund 4,5 Millionen Euro hat die Anlage gekostet, Investoren sind die Firmen Buhck und Remondis, Beteiligte des AWT.

Trittau. Eine neue Ära der Abfallwirtschaft sei in Trittau eingeläutet worden, so heißt es vonseiten der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH). Denn die Biovergärungsanlage auf dem Gelände des Abfall-Wirtschaftszentrums Trittau (AWT) am Technologiepark 36 wurde nun feierlich eingeweiht. Die Anlage soll den Biomüll von etwa 200.000 Haushalten in Stormarn und dem Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg in Strom und Wärme umwandeln: etwa 30.000 Tonnen Müll pro Jahr. "Derzeit ist die Anlage noch im Probebetrieb, diese Zeit läuft im Juni ab", sagt Holger Pfau, Geschäftsführer des AWT und Gesellschafter. "Zunächst erfolgt nun die Abnahme mit dem Anlagenhersteller." Das könne mehrere Wochen dauern. "Aber seit Ende 2012 konnten schon mehrere Tausend Kilowattstunden Strom in das öffentliche Netz eingespeist werden", sagt Pfau.

Wird die Biovergärungsanlage dann ihren Regelbetrieb aufnehmen, soll sie nach Abzug dem benötigten Eigenverbrauch rund drei Millionen Kilowattstunden pro Jahr in das öffentliche Versorgungsnetz einspeisen. Diese Menge reicht aus, um etwa 1000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Zudem werden dann die eigenen Büroräume, benachbarte Betriebe und Büros mit etwa zwei Millionen Kilowattstunden Heizwärme versorgt. Und weil der Biomüll energetisch genutzt wird, soll sich der Ausstoß von Kohlendioxid bei der Entsorgung des Abfalls in Trittau um 3000 Tonnen pro Jahr verringern.

Rund 4,5 Millionen Euro hat die Anlage gekostet, Investoren sind die Firmen Buhck und Remondis, Beteiligte des AWT. Das AWT hatte die Ausschreibung der AWSH gewonnnen. Bei der Einweihungsfeier dankte Dennis Kissel, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Südholstein, allen Beteiligten für die pünktliche Fertigstellung. "Das ist wie bei Kindern auf Klassenreise: Wenn man nichts von ihnen hört, ist alles in Ordnung. Und von diesem Projekt habe ich in der Bauzeit nur zwei Mal etwas gehört. Das eine Mal ging es um ein Bauteil, das andere Mal kam die Einladung zur Einweihung", sagt Kissel. Die Laufzeit der Zusammenarbeit zwischen AWSH und AWT ist zunächst auf zehn Jahre angelegt, es gibt die Option, um weitere fünf Jahre zu verlängern. "Bis wir hierhergekommen sind, war es ein hartes Stück Arbeit", sagt Kissel. Es habe ja viel Überzeugungsarbeit geleistet werden müssen, auch in der Kommunalpolitik. "Während dieser Phase sind wir gemeinsam bei Besichtigungen durch Anlagen gekrochen, der ein oder andere musste hinterher seinen Anzug und die Schuhe reinigen lassen."

Schon seit 1998 werden auf dem Gelände am Technologiepark pro Jahr rund 17.000 Tonnen Bioabfall aus Stormarn zu Kompost verarbeitet. "Wir werden die Boxen zur Kompostierung auch weiterhin nutzen", sagt Kissel. Die Vergärung werde nur vorgeschaltet, um das energetische Potenzial nutzen zu können. Zudem wird der Biomüll aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg nun zusätzlich angeliefert. Diese wurden vorher in einer Anlage in Grevesmühlen in Mecklenburg-Vorpommern entsorgt.

Der Abfall wird in Großcontainern nach Trittau gefahren, ein bis zwei von ihnen kommen pro Tag. Der Biomüll wird auf eine Größe von maximal 60 Millimeter zerkleinert. Herausgesiebt werden größere Äste und Fremdstoffe wie Glas und Verpackungen. "Wir finden auch eine beträchtliche Anzahl Gartenscheren", sagt Manfred Priebsch von den Vereinigten Stadtwerken, als er eine Gruppe Gäste durch die Anlage führt. Der Rest, also etwa Laub, Gras und Gemüse, wird zerkleinert und dann in den Fermenter der Biovergärungsanlage eingeführt. Dort werden sie vergoren. Durch Rühren steigen Gasbläschen nach oben und können abgeführt werden.

Der Prozess wurde nach der Einweihungsfeier am Freitag erklärt, die Gäste konnten die Biovergärungsanlage besichtigen. Sie kletterten mit aufs Dach und begutachteten herumliegende Haufen Biomüll. Es kamen so viele Menschen, dass ein Zirkuszelt mit ihnen gefüllt werden konnte. Buchstäblich: Gefeiert wurde tatsächlich in einem Zirkuszelt. Denn auch wenn die Anlage aus Müll Strom und Wärme machen kann - gut riechen kann sie nicht.