Die Kommunen müssen nach dem langem Winter besonders viel reparieren. Deshalb wird fast überall mit Kostensteigerungen gerechnet.

Ahrensburg. Der lange Winter kommt Stormarns Städte und Gemeinden teuer zu stehen. Nachdem der Schnee geschmolzen ist, müssen vielerorts Straßen ausgebessert, Schlaglöcher aufgefüllt werden. Fast überall wird deshalb mit Kostensteigerungen gerechnet. Manche Kommunen haben extra mehr Geld für Reparaturen in den Haushalt gestellt. Andere müssen Abstriche machen, etwa bei der Sanierung von Geh- und Fahrradwegen.

In Glinde läuft derzeit noch eine Bestandsaufnahme der Winterschäden. Diana Uphagen, Leiterin des Sachgebietes Tiefbau, sagt: "Ich rechne auf alle Fälle damit, dass es mehr Schlaglöcher als sonst geben wird." Der Grund: "Es gab nicht nur sehr lange Frost, sondern auch immer wieder kurze Tauperioden. Dadurch kann Wasser in die Risse einsickern und Löcher in den Asphalt sprengen, wenn es wieder friert." Rund 100.000 Euro stehen der Stadt jährlich für die Straßenunterhaltung zur Verfügung.

Noch stehe nicht fest, wie teuer die Schlaglochreparaturen werden. Aber, so Diana Uphagen: "Wenn wir da mehr Schäden haben, müssen wir natürlich woanders Abstriche machen. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass wir uns kostengünstigere Lösungen einfallen lassen müssen, wenn ein Gehweg repariert werden muss." Zwar könne die Verwaltung bei der Politik Geld über einen Nachtragshaushalt beantragen, doch diese Mittel kämen für Tiefbauarbeiten meistens zu spät.

Ähnlich ist die Situation in Reinbek. Laut Thomas Link, Sachgebietsleiter für Tiefbau, sind auch dort mehr Schlaglöcher als üblich entstanden. Die Stadt gebe wie im Vorjahr 190.000 Euro für "Asphaltarbeiten und Markierungen" aus. Nun muss mehr Geld als sonst für das Stopfen von Löchern verwendet werden. Die Konsequenz: "In diesem Jahr werden weniger Mittel für die allgemeine Unterhaltung der Straßen zur Verfügung stehen."

Zur allgemeinen Unterhaltung gehöre, Straßen und Radwege instand zu halten, etwa Nähte zu verschließen und Unebenheiten zu beseitigen. Reinbeks Autofahrer und Radler müssen sich also darauf einrichten, dass es im Laufe des Jahres an manchen Stellen holprig bleiben wird.

Auch in Bad Oldesloe wird damit gerechnet, dass die Folgen des Winters die Ausgaben in die Höhe treiben werden. "Ich rechne damit, dass wir zehn bis 15 Prozent mehr Materialkosten haben werden", sagt Axel Ruster, Leiter des Bauhofes. Das seien etwa 3000 bis 4000 Euro mehr, außerdem werde Personal gebunden. Von Abstrichen könne man "aber nicht eins zu eins sprechen". Ruster: "Wenn etwas dringend gemacht werden muss, vergibt das Tiefbauamt Aufträge an Privatfirmen."

Anders in Bargteheide: Auch dort wird mit "besonders vielen Schlaglöchern" gerechnet, wie Jürgen Engfer sagt, Abteilungsleiter für Bauen und Planen. Doch habe die Stadt vorgesorgt: "Wir haben diesmal 140.000 Euro extra für die Beseitigung von Winterschäden in den Haushalt eingestellt. Das sind 60.000 Euro mehr als im vergangenen Jahr." Die Winterschäden seien schon aufgenommen worden. "Wir bereiten jetzt eine Ausschreibung vor. Dann wird eine Firma beauftragt."

In Ahrensburg rechnet man ebenfalls nicht mit Abstrichen in Sachen Straßenbau - doch aus einem anderen Grund. Denn in der Schlossstadt würden bei den derzeit laufenden Kontrollfahrten einfach nicht mehr Schlaglöcher als nach anderen Wintern festgestellt, wie die Leiterin des Bauhofes Sieglinde Thies sagt.

Laut Rathaussprecher Andreas Zimmermann hat das auch einen Grund: "Wir gehen davon aus, dass die Maßnahmen im Vorjahr für die relativ geringen Schäden verantwortlich sind." Die Stadt habe 2012 gezielt gearbeitet, etwa Risse in Straßen im gesamten Stadtgebiet repariert oder Oberflächen behandelt - etwa in der Rantzaustraße. Allerdings sagt auch Andreas Zimmermann: "Durch das alternde Straßennetz ist davon auszugehen, dass die Schäden in den nächsten Jahren zunehmen werden."

Für Ulf Evert, Sprecher des ADAC Schleswig-Holstein, sind solche Aussagen symptomatisch. "Das Straßennetz steht landesweit nicht gut da", sagt er. Die klammen Städte und Gemeinden würden durchweg zu wenig Geld für die Instandhaltung ausgeben. Sie müssten eigentlich "Geld freischaufeln" - zumal der lange Winter die Lage nun noch verschlimmern werde. Besonders dramatisch sei die Situation allerdings bei den Landesstraßen: Jede zweite ist aus Sicht des ADAC "sanierungsbedürftig".

Zwar hat das Land das Problem erkannt und erst im Januar die Mittel für die Beseitigung von Winterschäden von 15 auf 20 Millionen Euro aufgestockt (wir berichteten). Doch das reicht laut Ulf Evert kaum aus, um wirklich die Situation zu verbessern: "Bei den Landesstraßen gibt es einen Sanierungsbedarf von 100 Millionen Euro. Den schiebt das Land vor sich her." Stormarn als "Transitkreis" sei stark betroffen.

Für die zahlreichen Landesstraßen, die durch den Kreis führen, ist die Lübecker Niederlassung des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr (LBV) zuständig. Dort kann man aber noch nicht sagen, wie sich der Winter ausgewirkt hat - und was wann repariert wird. "Der Gesamtzustand des Landesstraßennetzes wird zurzeit erfasst", sagt Jens Sommerburg, Leiter des LBV Lübeck. Aus der Bestandsaufnahme gingen dann die Aufträge hervor.

Unabhängig davon erledige der LBV Lübeck laufend "kleinere Reparaturen" an den Landesstraßen. Wie viel Geld in diesem Jahr dafür ausgegeben werden kann, sei aber ebenfalls noch nicht klar. Sommerburg: "Der Winter war teuer, es sind viele Kosten für Streusalz und Personal entstanden. Zurzeit laufen Ermittlungen, welche Mittel uns noch zur Verfügung stehen."