Oldesloer Herose GmbH blickt auf 140-jährige Firmengeschichte zurück. Unternehmen ist heute Weltmarktführer. Chef bekennt sich zum Standort

Bad Oldesloe. Dirk Zschalich ist dieser Tage in Feierlaune: Der Armaturen- und Ventilhersteller Herose GmbH in Bad Oldesloe, dessen Geschäftsführer Zschalich ist, besteht seit 140 Jahren. Und: Das Unternehmen mit seinen rund 200 Mitarbeitern ist allem Anschein nach bestens für die Zukunft gerüstet.

"Es gibt nicht viele Firmen dieser Größe, die auf so eine lange Geschichte zurückblicken können", beginnt Zschalich mit offenem Blick zu erzählen. Mehr noch als über das Jubiläum freut er sich "über die Entwicklung von Herose in den vergangenen Jahren". Seit 2003 wurde der Umsatz auf 45 Millionen Euro verdreifacht. Zum größten Teil geschah dies unter Zschalichs Ägide, denn der 38-Jährige leitet das Unternehmen seit 2004. Eine kürzlich ausgerichtete Jubiläumsfeier sieht er als "Dank an die Mitarbeiter, die maßgeblich zum Erfolg beigetragen haben".

Der Mittelständler kann seinen Ursprung auf die Firmengründung des Gießereimeisters Theodor Rose zurückführen. Dieser begann 1873 in Altona, das damals noch nicht zu Hamburg zählte, Armaturen für den Schiffbau und die Haushaltstechnik zu fertigen. Der Betrieb gründete kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen mit dem Hero Armaturenwerk eine Vertriebsgesellschaft. Hero war 1921 in Bad Oldesloe entstanden und auf Industriearmaturen spezialisiert. Alle drei Unternehmen fusionierten schließlich 1992 zur Herose GmbH, die vier Jahre später komplett auf das heutige Gelände an der Elly-Heuss-Knapp-Straße umzog. "Hier gab es Erweiterungsmöglichkeiten", sagt Zschalich.

Eine kluge Entscheidung, wie sich zeigen sollte. Damals erstreckte sich das Firmengelände noch über 3500 Quadratmeter. Nach drei Ausbauphasen sind es heute mehr als 11.000. Erst im vergangenen Jahr wurde ein neuer Verwaltungstrakt mit repräsentativer Glasfassade fertiggestellt, hinter der auch Zschalich sein Büro hat.

Aber nicht nur aufgrund des Umzugs bedeutet 1996 eine Zäsur in der Firmengeschichte. Denn im selben Jahr bewerkstelligte Zschalichs Vater Wilfried ein Management-Buy-out und strukturierte die Firma um. Sie fokussierte sich jetzt auf die Entwicklung und Herstellung technisch anspruchsvollerer Tieftemperaturtechnik. Mit dieser Spezialisierung auf eine Nische begann auch die jüngere Erfolgsgeschichte der Herose GmbH, die zu rund 80 Prozent der Familie Zschalich gehört.

Herose ist heute Weltmarktführer unter den Herstellern von Armaturen und Ventilen für Tanks, in denen Gase gelagert und transportiert werden. Diese Gase werden dafür durch Kompression verflüssigt. Dazu zählen beispielsweise Stickstoff und medizinischer Sauerstoff. Dabei werden sie allerdings auch extrem kalt, oftmals liegen die Temperaturen unter minus 200 Grad Celsius. Ihre Neigung, sich zu erwärmen und dabei auszudehnen, kann allerdings nicht vollkommen unterbunden werden. Folglich muss der dabei entstehende Druck gemessen und reguliert werden. Das besorgen die Produkte von Herose.

"Dazu ist eine jahrelange Erfahrung notwendig", sagt Marketingchef Mario Esche. Wenn die extrem kalten Gase an die Metalle der Instrumente kämen, verzögen sich die Legierungen. Gleiches geschehe, wenn diese anschließend wieder einer Umgebungstemperatur von plus 20 Grad Celsius ausgesetzt seien. Esche: "Diese Veränderungen müssen innerhalb bestimmter Toleranzen bleiben. Und genau darin liegt die Kunst."

Drei Viertel aller Produkte verkauft Herose ins Ausland, und zwar vor allem in die USA, nach China, Indien, Frankreich, Großbritannien und Tschechien. In mehr als 90 Ländern hat der Spezialist aus Bad Oldesloe zudem Handelsvertretungen.

In Spanien und Großbritannien gibt es bereits Tochtergesellschaften, in China sogar eine kleine Produktion. "Der Firmensitz bleibt aber in Bad Oldesloe, und auch die hiesige Produktion wird nicht verlagert", bekennt sich Zschalich klar zum heutigen Standort.

Dies auch, obwohl Zschalich weiteres Wachstum auf internationalen Märkten sieht, insbesondere in den USA. Dort wird nämlich mehr und mehr Gas in Tanks gelagert oder per Lkw, Zug oder Schiff transportiert. "In Europa hingegen geschieht dies meist in Pipelines." Expansionspotenzial sieht der Geschäftsführer zudem in der Herstellung von Spezialprodukten für die Industrie. "Bei der Stahlerzeugung braucht man Unmengen von Sauerstoff, die aus der Umgebungsluft gewonnen werden", sagt Zschalich. Für diese sogenannte Luftteilung stellt Herose ebenfalls Komponenten her.

In diesem Geschäftsjahr soll der Umsatz um fünf bis zehn Prozent gesteigert werden. Das erste Quartal habe diesen Trend bestätigt.