In Ahrensburg diskutieren Fachleute über Blackout-Risiko. Bürger sollten Trinkwasser- und Konservenvorräte anlegen

Ahrensburg. Der Mensch gilt als Gewohnheitstier. Und das ist das Problem. Da es in Deutschland äußerst selten zu flächendeckenden und längeren Stromausfällen kommt, wird ein Blackout in der Bevölkerung kaum ausreichend als Gefahr wahrgenommen. Zu diesem Schluss kommen zumindest Fachleute, die auf Einladung der Stormarner Grünen im Peter-Rantzau-Haus in Ahrensburg über das Thema diskutierten. Rund 60 Zuhörer konnten auch Fragen stellen.

"Ich glaube, 99 Prozent der Bevölkerung haben das Problem gar nicht auf der Rechnung", sagte Klaus Plöger, Landrat von Stormarn und als solcher für den Katastrophenschutz im Kreis zuständig. Konstantin von Notz, Bundestagsabgeordneter der Grünen für Stormarn-Süd und den Kreis Herzogtum Lauenburg, sah es ähnlich: "Wir müssen erst einmal das Problembewusstsein schaffen. Daran hapert es noch." Die Bürger müssten selbst Vorkehrungen für den Ernstfall treffen und sich mit Trinkwasser bevorraten.

So habe er sich zum Beispiel kürzlich Konservendosen gekauft, die er nun im Keller lagere, erläuterte von Notz. Zwar wolle er keine Horrorszenarien entwerfen, aber das Thema habe enorme Bedeutung. Dass die Bevölkerung im Ernstfall nur begrenzt mit der Hilfe der Rettungskräfte rechnen könne, machte Claus Havemann, Leiter des Löschzugs Gefahrgut der Feuerwehr des Kreises Stormarn, deutlich. "Klar ist bei so einem Szenario: Die Rettungsdienste werden nicht jedem einzelnen helfen können", sagte er. Die seien damit beschäftigt, die Infrastruktur zu gewährleisten - etwa Kommunikation oder Frischwasserversorgung.

"Statt einer teils herrschenden Vollkasko-Mentalität gegenüber den Rettungskräften ist eine Eigenvorsorge nötig", sagte Havemann. Michael Labonte, Geschäftsführer des Technischen Hilfswerks (THW) Lübeck, machte ebenfalls deutlich, wie begrenzt die Möglichkeiten des THW seien, wenn es um die Bereitstellung von Notstromaggregaten gehe. "Eine flächendeckende Versorgung ist mit unseren Geräten nicht möglich. Wir müssten uns auf Sicherheitsschwerpunkte konzentrieren", so Labonte.

Landrat Plöger kritisierte, dass Bund und Land den Kreis mit der Aufgabe des Katastrophenschutzes sowie der Vorsorge allein ließen. Plöger: "Ich erwarte von ihnen, dass sie sich an die Spitze der Bewegung setzen. Wir als Kreis sind mit der Aufgabe überlastet." Der Bund müsse mehr tun, als nur Info-Broschüren zu drucken.

Damit spielte er den Ball zu Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. "Wir arbeiten intensiv an dem Thema, nicht nur, indem wir Broschüren drucken", erwiderte Unger. So habe seine Behörde vor einigen Jahren eine große Übung in Baden-Württemberg gemacht. "Das Risiko eines flächendeckenden Stromausfalls steigt", sagte Unger. Als Gründe nannte er das unbeständiger werdende Wetter, Cyberattacken oder die schwankende Einspeisung. Doch betonte er auch: "Zunächst einmal sind die Energieversorger und Netzbetreiber verantwortlich für die Versorgungssicherheit."

Daraufhin äußerte sich auch ein Vertreter des Netzbetreibers Schleswig-Holstein Netz AG, der im Publikum saß. Sven Wanser, Leiter Netzbetrieb und Prokurist des Unternehmens, sagte: "Wir sind im Kontakt mit den zuständigen Behörden und üben regelmäßig Reaktionen auf einen Stromausfall." Ein Blackout könne in Deutschland zwei bis drei Tage dauern. Wanser: "Das gilt aber nur, wenn das Netz den Ausfall unbeschädigt übersteht."