Architekten machen historisches Gebäude für eine Million Euro zu Dienstleistungszentrum. Auch Arzt könnte einziehen

Bargfeld-Stegen . Licht fällt durch ein halb blindes Fenster auf den Dachboden der Bargfelder Schrotmühle und beleuchtet die Spinnweben, die zwischen den Holzbalken hängen. Durch das Mahlwerk ist seit Jahrzehnten kein Korn mehr gelaufen. Zurzeit sieht man dem historischen Gebäude in der Ortsmitte an, dass sich schon lange niemand mehr um es gekümmert hat. Doch wenn es nach den Architekten Carsten Unger und Stefan Meier geht, soll in der Mühle schon im kommenden Jahr in Büros gearbeitet werden, sollen Patienten von einem Arzt empfangen werden. Die Bargfelder haben das 1932 erbaute Gebäude gekauft, um es in ein Dienstleistungszentrum umzuwandeln.

"Im Obergeschoss sollen Büroräume entstehen. Dafür sind wir derzeit sehr konkret mit Interessenten im Gespräch", sagt Carsten Unger. Dabei handele es sich sowohl um Bargfelder als auch um auswärtige Dienstleister. In Frage komme etwa ein Anwalt und Notar. "Der fehlt im Dorf definitiv", sagt Unger, dessen Architekturbüro auch selbst in die sanierte Schrotmühle umziehen möchte. "Wir planen, Sozialräume und einen Konferenzraum für alle einzurichten", ergänzt Stefan Meier.

Das Erdgeschoss der Schrotmühle könnte für eine Arztpraxis genutzt werden. Auch darüber verhandeln die Investoren mit einem Interessenten.

Damit das Dienstleistungszentrum realisiert werden kann, muss jedoch noch einiges an dem alten Gebäude gemacht werden. Im Mai soll der Bauantrag gestellt werden. Unger: "Wir werden das komplette Mauerwerk sanieren und den Dachstuhl an einigen Stellen austauschen." Noch vorhandene technische Geräte wie ein Mühlstein sollten erhalten bleiben.

Rund eine Million Euro investiere das Architektenbüro in die Sanierung. Unger und Meier haben eine Förderung bei der Aktivregion Alsterland beantragt. "Wir haben das Projekt vorgestellt. Der Vorstand tagt Anfang Mai, dann wird voraussichtlich eine Entscheidung fallen", sagt Unger, der nach den Sommerferien mit den Bauarbeiten beginnen möchte. "Zum Winter soll das Dach fertig sein, sodass wir im Frühjahr oder spätestens im Sommer 2014 umziehen können", sagt Meier.

Damit sieht es so aus, als wende sich die Geschichte der seit Jahren leer stehenden Schrotmühle doch noch. "Obwohl die Bausubstanz des Gebäudes gut ist, stand schon der Abriss zur Debatte. Die Mühle lag seit rund zehn Jahren brach", sagt Bürgermeister Andreas Gerckens. Nicht nur als Kornkammer, auch als Tankstelle und von der Raiffeisenbank sei das Grundstück an der Kayhuder Straße zuvor genutzt worden. Ende der 1990er-Jahre habe eine Investorin aus Elmenhorst das Gebäude gekauft, um ein Hotel mit Gastronomie daraus zu machen. "Leider hat sie ihre finanziellen Schwerpunkte dann anders gelegt, sodass aus dem Plan nichts wurde", sagt Gerckens. Die Gemeinde habe mit Supermarktketten wie Lidl und Netto gesprochen, die Mühle sei mit einer Nutzfläche von rund 450 Quadratmetern aber deutlich zu klein für deren Zwecke.

"Für uns als Gemeinde war es keine Option, die Mühle zu kaufen", sagt der Bürgermeister. Zum einen sei das finanziell nicht zu schaffen. "Außerdem hätten wir auch keinen gemeindlichen Nutzen für das Gebäude", sagt Gerckens, der deshalb betont, die Sanierung durch das Architektenbüro sei "das Beste, was passieren konnte". Gerckens: "Die Mühle ist ein Blickfang:" Nach den Bauarbeiten werde die Mühle gemeinsam mit der bereits im alten Stil sanierten Landschlachterei gegenüber und der Alten Schule, die im kommenden Jahr restauriert werden solle, die Ortsmitte Bargfeld-Stegens aufwerten.