Der Betreiber pokert hoch bei Verhandlungen über den Fortbestand des Cinema Paradiso. Der Bürgermeister ist wenig begeistert.

Bargteheide. Es steht schlecht um das Bargteheider Kino Cinema Paradiso. Die Frist ist am Dienstag abgelaufen. Hans-Peter Jansen hat nicht unterschrieben. Damit ist sein Pachtvertrag mit der Stadt nicht auf fünf Jahre verlängert, die Bedingung für den Zuschuss der Berliner Filmförderungsanstalt (FFA) nicht erfüllt. Doch ohne Geld aus Berlin für die Umstellung auf die digitale Vorführtechnik gibt es für das Kino keine Zukunft.

"Ich unterschreibe nicht, solange die Voraussetzungen nicht erfüllt sind", sagt der Kinobetreiber, der zwar auf die FFA angewiesen ist, aber seinerseits Bedingungen stellt. Auch die Stadt soll für die technische Umrüstung zahlen und Jansens Anteil von 20.000 Euro für die Digitalisierung übernehmen.

"Ich erwarte eine schriftliche Zusage." Wenn die Stadt sich nicht rührt, ist es zu Ende." Jansen pokert hoch und setzt damit alles auf eine Karte. Er verhandelt zwar mit der FFA um einen Aufschub der Frist um zwei Wochen. Aber so wie es jetzt steht, könnten mit Ende des noch knapp drei Jahre gültigen Pachtvertrages die Lichter im Cinema Paradiso im Oktober 2015 ausgehen. Spätestens. "Es kann aber auch sehr gut sein, dass schon Ende 2013 Schluss ist. Weil ich einfach keine Filme mehr bekomme", sagt Jansen. Jedenfalls keine, die von der Spule laufen.

Blockbuster würden schon ab dem Sommer nur noch digital zu haben sein. "Die zeige ich nicht. Aber bis Ende des Jahre wird im Verleih komplett auf digital umgestellt", sagt Jansen. Und Kopien für analoge Vorführgeräte für kleinere Kinos wie das Cinema Paradiso zu ziehen, sei dann technisch zwar noch möglich, aber viel zu teuer. Es ist eine Zwangslage, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint: Für die digitalen Filme fehlt in Bargteheide die Technik, für die technische Umrüstung das Geld und für die Filmförderung die Unterschrift unter den verlängerten Pachtvertrag. Am Dienstag hätte er in Berlin vorliegen müssen. Fehlanzeige. Und nun?

Der Pächter wartet auf ein Zeichen der Stadt. Die Stadt wartet auf ein Zeichen von Jansen. "Ich habe ihm einen Brief geschrieben und versucht, ihn telefonisch zu erreichen. Aber er hat nicht geantwortet", sagt Bürgermeister Henning Görtz. "Mehr kann ich nicht tun." Jetzt sei Jansen an der Reihe. Lege er seine Zahlen vor, sei die Stadtvertretung bereit, den Investitionszuschuss für die Digitalisierung anzuheben.

Ob die Stadt die kompletten 20.000 Euro übernehmen wird - zusätzlich zu den bereits zugesagten 20.000 Euro für den Umbau des Vorführraums - könne er nicht sagen. Görtz: "Bei konkreten Beträgen sind wir noch nicht." Im Übrigen kenne die Stadt die Forderungen des Pächters lediglich aus Zeitungsberichten. Persönliche Gespräche habe es nicht gegeben.

"Es ist genug geredet worden. Ich mache jetzt keine Kompromisse mehr", sagt dagegen Jansen, der in dieser brenzligen Situation seine Forderungen noch einmal präzisiert. Jansen: "Nicht ich muss ins Kino investieren, sondern die Stadt. Ich bin nur Pächter. Die Stadt ist Eigentümer. Der Vorführprojektor hat eine Inventarnummer." Er habe das Kino mitsamt Equipment so übernommen. Wenn Bargteheide ein Interesse daran habe, der Stadt das Kino zu erhalten, müsse eine Nachbesserung der Technik möglich gemacht werden. Und das schnell.

"Die Stadt kann das nicht aussitzen. Wenn sie hofft, dass sich das irgendwie wieder von selbst regelt, wird nichts passieren", sagt Jansen. 20.000 Euro müssten doch drin sein. Die Stadt habe erhebliche Mieteinnahmen aus dem Haus gezogen. "Als Pächterin Kirsten Martensen 2005 Insolvenz anmeldete, zahlte sie für das ganze Theater im Monat 1000 Euro, inklusive Nebenkosten. Jetzt werden von Martensen, der Gastronomie und mir 4000 Euro bezahlt." Mehreinnahmen von rund 300.000 Euro seien über die acht Jahre aufgelaufen. Davon müsste etwas zurückfließen, sagt Jansen, der er auch seine zweite Forderung gegenüber der Stadt aufrechterhält: eine jährliche Subvention von 15.000 Euro.

Die werde es nicht geben, das hat Görtz schon klargemacht. Jansen reagiert darauf und schlägt eine andere Variante vor. "Der Kulturring, das Kulturmanagement, das Musische Forum - alle bedienen sich hier im Haus. Und Herr Jansen muss seinen Spielplan drumherum bauen. Das geht so nicht weiter", sagt Jansen und fordert das Zugriffsrecht auf die Wochenenden. "Das sind die umsatzstarken Tage." Gebe es das Zugriffsrecht nicht, müsste die Stadt jeweils eine Art Ausfall-Subvention bezahlen. Jansen: "Ich fordere das nicht von ungefähr. Die Besucherzahlen sind um ein Drittel zurückgegangen."

Die Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn fragte im Bargteheider Rathaus nach, wie diese Forderung aufgenommen wird. Der Bürgermeister kennt sie nicht und ist verärgert. "Das ist keine Grundlage, auf der ich Gespräche führen kann", sagt Görtz, fügt aber hinzu: "Unser Wunsch ist es, die Zukunft des Kinos mit Jansen auch über das Jahr 2015 hinaus zu gestalten. Wenn das nicht gelingen sollte, bedeutet es aber nicht automatisch das Ende des Kinos." Jansen ist skeptisch. "Wer das Kino halten will, muss sich auch die Konsequenzen überlegen. Sonst sind das nur leere Aussagen." Im Übrigen sei das Haus nicht ohne Kino denkbar. "Theater ginge hingegen auch im Ganztagszentrum. Das Kleine Theater wäre dann immer noch ein Kino."