Krisengipfel in der Stormarner Kreisverwaltung nach vielen Glätte-Unfällen. Winterdienst ändert Routen und verwendet wieder die alte Salz-Mischung.

Bad Oldesloe/Lübeck. Die Hauptstraßen und Autobahnen im Kreis Stormarn sollen besser von Eis befreit werden. Ab sofort werden die Streufahrzeuge wieder herkömmliches Salz verwenden - und nicht mehr eine neuartige und günstigere Salzmischung, die seit Anfang des Jahres eingesetzt worden war. Die Lübecker Niederlassung des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr (LBV), die für Stormarn zuständig ist, hatte die Fahrzeuge mit Natriumchlorid-Lauge ausgestattet. Das Verfahren wird jetzt gestoppt und überprüft - denn seit Januar hat es in Stormarn immer wieder Glätte-Unfälle gegeben. Außerdem soll häufiger gestreut werden, Routen werden geändert.

Die Beschlüsse sind Teil eines Pakets, auf das sich ein Krisengipfel am Mittwoch geeinigt hat. Landrat Klaus Plöger hatte das Treffen initiiert. Vertreter des Verkehrsministeriums in Kiel, der LBV-Niederlassung in Lübeck, der Kreisverwaltung und der Feuerwehr sowie Spediteure nahmen daran teil. Rund zweieinhalb Stunden saß man zusammen.

Plöger hatte schon im Januar darauf gedrungen, dass das neue Streuverfahren überprüft wird. Anlass für das Krisentreffen waren jetzt weitere Glätte-Unfälle nach dem erneuten Wintereinbruch. So waren am 11. März auf der A 1 bei Barsbüttel fünf Lastwagen zusammengestoßen. Auch am Mittwoch gab es wieder Glätte-Unfälle (siehe rechts). "Es wird jetzt untersucht, ob technische Probleme beim Anmischen der Feuchtsalz-Sole vorgelegen haben", sagt Harald Haase, Sprecher des Verkehrsministeriums. Konkret werde geprüft, ob zu viel Wasser in die Mischung geraten sei. Fakt ist: Ab minus sieben Grad Celsius nimmt die Wirksamkeit der Natriumchlorid-Sole ab, im Unterschied zum herkömmlichen Salz.

Ungeklärt ist bisher, ob es einen Zusammenhang zu den Glätte-Unfällen gab - Torsten Conradt, Direktor des LBV Kiel, hatte das in einer Anfrage im Landtag verneint (wir berichteten). Harald Haase sagt: "Bis alle Fragen geklärt sind, verwenden wir reguläres Salz." Außerdem sollen die Routen der Streufahrzeuge "optimiert" werden. Haase: "Unter dem Strich wird häufiger gestreut."

Landrat Klaus Plöger zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen: "Mir war wichtig, dass die Verantwortlichen erkannt haben, dass sie handeln müssen." Ihm sei zugestanden worden, "dass das Problem zunächst nicht richtig erkannt worden ist". Im Oktober werde es ein weiteres Treffen in Bad Oldesloe geben.

"Dieses Ergebnis finde ich sehr gut", sagt auch Kreisbrandmeister Gerd Riemann. "Dann werden die Verantwortlichen des Landesbetriebs Ergebnisse einer angekündigten gründlichen Untersuchung der Probleme vorlegen." Noch ist er jedoch skeptisch, ob sich die Situation wirklich verbessert. Riemann: "Der erste Schnee im Winter 2013/2014 wird es zeigen." Nach der Häufung der Lastwagenunfälle sei es jedoch dringend notwendig, dass etwas geschehe. "Wenn ehrenamtliche Kräfte jede Woche zwei- bis dreimal zu schweren Unfällen ausrücken müssen, fragen deren Chefs schon mal, für wen sie arbeiteten", sagt Riemann.

Jes-Christian Hansen, Prokurist beim Hamburger Futtermittelhersteller HaBeMa, hat den Verdacht, dass zuletzt auf Stormarner Gebiet nicht ausreichend oder zu spät gestreut wurde. "Für mich besteht der Schlüssel darin, früher zu streuen, modernere Technik einzusetzen und einen wirksameren Solemix aufzutragen", sagt er. Vorbild müsse Hamburg sein, wo die Fahrbahnen gut geräumt seien. "Die Hansestadt denkt da vorausschauender", sagt Hansen. Die Folge: "Unseren Fahrern ist häufig das Herz in die Hose gerutscht, wenn sie von den Hamburger Autobahnen auf Stormarner Gebiet kamen."