Man stelle sich vor, in einer Stadt steht ein Großprojekt bevor, das diese für die nächsten Jahrzehnte prägen wird.

Man stelle sich vor, in einer Stadt steht ein Großprojekt bevor, das diese für die nächsten Jahrzehnte prägen wird. Letzte Gespräche laufen, in einigen Wochen sollen und werden die Bagger anrollen. Trotzdem ist eine Mehrheit der Stadtverordneten eigentlich dagegen. Und das, obwohl eben diese Stadtverordneten das Projekt gerade erst beschlossen haben. Eine ungewöhnliche Vorstellung?

Die Stadt gibt es, sie heißt Ahrensburg. Das Großprojekt auch, es ist der Erlenhof - jenes Neubaugebiet, in dem bald 1000 Menschen leben sollen. Auch die Politiker gibt es tatsächlich - und sie haben sich im Wesentlichen selbst zuzuschreiben, dass es nun berechtigte Kritik an der Realisierung gibt. Denn die Entscheidungen zum Thema Erlenhof sind ein gutes Beispiel für die viel zitierten Gräben, die es zwischen den Parteien gibt. Sie machen es offenbar unmöglich, dass sachlich diskutiert wird, dass rechtzeitig Kompromisse gefunden werden, die dann dauerhaft und parteiübergreifend sind. FDP, Grüne und WAB kritisieren nun, dass es zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt - eben diese Parteien hätten, als Zeit dafür war, eine Mehrheit für mehr Wohneinheiten ermöglichen können. Doch den Gestaltungsspielraum, den sie gehabt hätten, nutzten sie alle nicht.

Die Politiker werden nun mit dem leben müssen, was viele von ihnen einen "faulen Kompromiss" nennen. Einer nächsten Stadtverordnetenversammlung bleibt zu wünschen: mehr Gemeinsamkeit, weniger politische Gräben.