Ein Großteil der Stormarner hat vermutlich wenig Probleme, eine Wohnung zu finden. Denn viele Menschen wohnen bereits in Einfamilienoder Reihenhäusern, Eigentumswohnungen oder Doppelhaushälften.

Dass im reichen Kreis Stormarn aber auch immer mehr Menschen mit geringem oder gar keinem Einkommen auf bezahlbaren Mietraum angewiesen sind, muss sich in den Köpfen vieler erst noch festsetzen. Dafür gehen Mitglieder von Ver.di jetzt auf die Straße.

Dass sie verzweifelt sind, wird deutlich. Ob im Kreis tatsächlich zu wenig bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung gestellt wird, ist noch kaum zu überprüfen. Es ist gut möglich, dass es zu wenig Mietraum gibt, der für Arbeitslose, Rentner, Geringverdiener oder Alleinerziehende infrage kommt. Eine Statistik dazu, wie viele Menschen wegen der Regelsätze in eine günstigere Wohnung umziehen müssen, und ob das Angebot ausreicht, gibt es beim Kreis bislang nicht. Genausowenig wie einen Mietenspiegel. Vor diesem Hintergrund wundert es kaum, dass sich die Demonstranten allein gelassen fühlen.

Das Land will den sozialen Wohnungsbau im Hamburger Umland mit 50 Millionen Euro fördern. Um das Geld bestmöglich zu investieren, muss sich der Kreis zunächst einen Überblick über die tatsächliche Situation verschaffen. Dass das bisher nicht der Fall ist, kreiden die Protestler den Behörden an. Deren Aufgabe muss es nun sein, auch die Bedürfnisse von Stormarns weniger wohlhabenden Einwohnern anzuerkennen.