Die Preise in Stormarn sind landesweit am höchsten. Gewerkschaft Ver.di ruft zur Protestaktion gegen Wohnungsnot in Ahrensburg auf.

Ahrensburg. Bezahlbare Wohnungen für alle Stormarner, das fordert jetzt die Gewerkschaft Ver.di. "Etliche Menschen im Kreis sind davon bedroht, auf der Straße zu landen, weil sie die hohen Mietkosten nicht aufbringen können", sagt Susanne Agne, Vorsitzende des Bezirkserwerbslosenausschusses von Ver.di Südholstein. Aus diesem Grund ruft die Arbeitsgemeinschaft Erwerbslose, Geringverdiener, aber auch Familien und alle anderen Betroffenen zu einer Demonstration am Sonnabend, 16. März, in Ahrensburg auf.

"In letzter Zeit erleben wir immer häufiger, dass Mieten auch aufgrund der energetischen Sanierung extrem steigen", sagt Agne. Es gebe einfach nicht mehr ausreichend bezahlbaren Wohnraum in Stormarn. Tatsächlich hat der Kreis nach einer Erhebung des Hamburger Forschungsinstituts F+B das höchste Preis- und Mietniveau in Schleswig-Holstein. Anhand des sogenannten Mietenbarometers ist zu sehen, dass der Index in Stormarn bei 112,6 liegt. Damit zahlen die Menschen im Kreis 12,6 Prozent mehr als der Bundesdurchschnitt.

Dass die Problematik auch der Landesregierung bekannt ist, wurde unlängst deutlich, als Innenminister Andreas Breitner (SPD) eine "Offensive für bezahlbares Wohnen" ankündigte (wir berichteten). 50 Millionen Euro aus dem Wohnraumförderprogramm sollen demnach bis Ende 2014 in den Bau von rund 450 Sozialwohnungen im Hamburger Umland investiert werden. Breitner nannte in diesem Zusammenhang explizit die Städte Ahrensburg, Glinde und Reinbek. Zudem werde das Land günstigere Darlehen an Bauherren vergeben. Die Förderung solle von 75 auf 85 Prozent erhöht werden.

Ver.di hofft, mit der Demonstration die Kreispolitik auf das Problem aufmerksam zu machen. "Wie eine Anfrage der Linken gezeigt hat, gibt es dort keinerlei Zahlenmaterial zum aktuellen Wohnungsmarkt und den Kosten der Unterkunft", sagt Agne. Dabei seien Tausende Stormarner von den exorbitant hohen Mietpreisen betroffen.

Eine der Betroffenen ist Carmen Sax. Die Außendienstmitarbeiterin aus Ahrensburg lebt zurzeit von Sozialleistungen. "Ich würde gern wieder arbeiten, muss mich aber um meinen Sohn kümmern, der Autist ist", sagt Sax. Nachdem der Vermieter ihrer Wohnung im Ahrensburg verstorben war, veranlassten dessen Erben im vergangenen Jahr eine Räumungsklage zum 30. September. "Ich habe mich dann auf die Suche nach einer neuen Wohnung für mich und meinen Sohn gemacht, aber nichts bezahlbares gefunden", sagt Sax.

Der Ahrensburgerin stehen für die sogenannten Kosten der Unterkunft (KdU), die Miete und Betriebskosten enthalten, monatlich 556 Euro vom Kreis zu. Weil ihr Sohn aufgrund seiner Behinderung auf spezielle Wohnverhältnisse angewiesen ist, erhält Sax den Satz, der eigentlich für einen Drei-Personen-Haushalt gilt. "Aber auch dafür haben wir keine Wohnung gefunden", sagt die Ahrensburgerin.

Sie habe beim Wohnungsamt um Unterstützung gebeten, aber keine Hilfe bekommen. "Stattdessen wurde mir gesagt, ich solle nach Hamburg ziehen. Man bekommt den Eindruck, dass der Kreis das Problem auszulagern versucht." Dabei sei die Wohnungsnot mittlerweile in ganz Stormarn ein brisantes Thema. Zehn Tage vor ihrem Auszugstermin habe sie schließlich um eine Notunterkunft gebeten. Sax: "Ich war nervlich am Ende."

Seit Oktober wohnt sie nun mit ihrem Sohn auf 40 Quadratmetern Am Weinberg. "Die Unterkunft war total versifft, Türen waren eingetreten", sagt Sax. Eine bezahlbare Wohnung habe sie aber noch immer nicht gefunden.

Carmen Sax sei kein Einzelfall, sagt Susanne Agne. Deshalb fordert Ver.di nicht nur, mehr günstige Wohnungen zu schaffen. "Der Kreis muss die tatsächliche Miete übernehmen, wenn es kein günstigeres Angebot gibt", sagt Agne. Bisher sei es so, dass Erwerbslose, deren Wohnung teurer sei als genehmigt, den Überschuss von ihrem Regelsatz zahlen müssten. "Das ist aber deren Existenzminimum", sagt Agne.

Häufig führe das dazu, dass Familien sich verschulden müssten. Agne: "Hier schließt sich der Kreis: Wer einen Schufa-Eintrag hat, wird von den Wohnungsbaugesellschaften abgelehnt."