Es ist fast schon ein Drama. Die Ahrensburger Kirchengemeinde ist so klamm, dass sie die Entwidmung der Kirche St. Johannes an der Rudolf-Kinau-Straße auf den Weg bringt.

Das Aus für ein Gotteshaus ist nicht nur ein Novum in der evangelischen Kirchengemeinde der Schlossstadt, es ist eine Zäsur in Stormarn. Für die Gläubigen in der Gemeinde, die eine von drei Predigtstätten verlieren wird, bedeutet das einen tief greifenden Einschnitt in ihrem christlichen Leben. Es bedeutet Abschied.

Ob das Gebäude am Ende anders genutzt wird, ob es verkauft oder gar abgerissen wird, steht noch in den Sternen. So sicher wie das Amen in der Kirche ist, dass die Entscheidung des Gemeinderates zu Protesten führen wird. Schon die Aufgabe des Gemeindehauses von St. Johannes hat das gezeigt. Die Kritik richtete sich dabei vor allem gegen die Art und Weise, wie der Beschluss herbeigeführt wurde. Große Teile der Gemeinde fühlten sich ausgeschlossen von den Geistlichen. Aus diesen Fehlern haben die Ahrensburger Pastoren offenbar gelernt, beziehen die Gemeinde nun frühzeitig in die Überlegungen ein.

Ein wenig mutet dieser Schritt aber auch wie ein verzweifelter Hilferuf einer Kirche an, die in einer tiefen finanziellen Krise steckt. Was dabei gern als ein "strukturelles Defizit" deklariert wird, ist in Wahrheit auch ein grundsätzliches Problem der Protestanten: Permanent sinkende Mitgliederzahlen zeugen von einem schwindenden Zuspruch durch die Mitglieder. Als Rechtfertigung dafür darf jedoch in Ahrensburg nicht allein der unsägliche Missbrauchsskandal herhalten. Aber auch.

Ganz offensichtlich fehlt es an Begeisterung für die Kirche und bei der Kirche. Warum sonst kommt niemand auf die Idee, erfolgreiche Aktionen wie "Kirche in Not" wiederzubeleben, bei der Ahrensburger mit einer bis dahin beispiellosen Hilfsbereitschaft innerhalb von drei Jahren rund 200.000 Euro für ihre Kirche zusammentrugen?

Noch einmal: Die Entwidmung eines Gotteshauses ist eine Zäsur. Verloren ginge ein Ort der gemeinsamen Trauer, gemeinsamer christlicher Rituale, gemeinsamer Feste. Da lohnt es sich doch zu kämpfen, oder?