Sie sollte Schülern das Lesen lehren, Rechnen und Schreiben. Mädchen und Jungen Grundkenntnisse in den Fächern Heimat- und Sachkunde vermitteln. Und Werte. Werte wie Ehrlichkeit, Anstand, Toleranz.

Dass dieser Auftrag möglicherweise im Widerspruch zur Geisteshaltung einer Pädagogin stand, die in Reinfeld unterrichtete und nebenbei jahrelang bei einer rechtsextremen Organisation tätig war, hätten Schulleitung, Kollegen, Schulaufsicht und Eltern viel früher erfahren können und müssen, als es der Fall war.

Der Schulleiter hat sich in dieser heiklen Angelegenheit korrekt verhalten. Er habe, als er im November 2012 auf die Zusammenhänge aufmerksam geworden sei, umgehend dafür gesorgt, "dass die Frau keinen Fuß mehr in die Schule setzt". An der Arbeit der Lehrerin gab es hingegen laut Kieler Bildungsministerium "offenbar nichts auszusetzen". Im Übrigen gehöre eine Überprüfung der beruflichen Hintergründe durch den Verfassungsschutz nicht zu den "Standardmaßnahmen bei nicht priorisierten Personen oder Vereinigungen und wäre auch nicht verhältnismäßig", heißt es dazu weiter. Aber wird nicht seit Jahren vor einer Unterwanderung von Bildungseinrichtungen durch Rechtsextreme gewarnt?

Hat der Verfassungsschutz wieder einmal nicht so gründlich gearbeitet, wie man es erwartet? Über das zweifelhafte Engagement der Frau bei einer völkisch orientierten Organisation wussten die Wächter des Rechtsstaates jahrelang Bescheid. Aber welchen Beruf sie ausübt, ob und wie sie ihr Gedankengut möglicherweise an Dritte weiterzugeben versucht, diese Frage haben sich die Verfassungsschützer offenbar nicht gestellt. Die daraus resultierende Gefahr, dass die Lehrerin jahrelang nach Belieben schalten und walten konnte, ist der eigentliche Skandal.