Investor Christopher Kroschke ändert Konzept für ehemaliges Rohrbogenwerk in Ahrensburg. Politiker sind darüber verärgert.

Ahrensburg. Kultur und Konzerte in der ehemaligen Werkshalle des Rohrbogenwerks, ein Veranstaltungszentrum nach dem Vorbild der Fabrik in Hamburg-Altona - so sieht eine Vision für Ahrensburg aus, deren Realisierung bis vor kurzem noch greifbar schien. Nun ist sie deutlich unwahrscheinlicher geworden. Der Grund: Investor Christopher Kroschke rückt von früheren, positiven Aussagen zu einem Kulturzentrum ab. "Der Erhalt der alten Werkshalle wäre wirtschaftlich nicht darstellbar. Das sehen auch Architekten so", sagte Kroschke jetzt.

Ein Kulturbetrieb auf dem Gelände wäre zwar möglich, so Kroschke - doch nur an anderer Stelle, etwa in einem Neubau. Außerdem müsse die Stadt entweder Einzelhandel auf dem Gelände zulassen oder den Kulturbetrieb selbst finanzieren. Beides lehnt eine Mehrheit der Stadtverordneten ab. Eine weitere Variante, die Kroschke ins Spiel bringt: Die Stadt findet eine Stiftung, die ein Kulturzentrum finanziert.

Die Rohrbogenwerk Immobilien GmbH, eine Tochter der Ahrensburger Kroschke-Gruppe, hatte das 14.000 Quadratmeter große Grundstück an der Brückenstraße im Mai 2012 gekauft (wir berichteten). Kroschkes Pläne für das brach liegende Gelände sehen vor, vier Neubauten zu errichten. Handwerker sollen Räume mieten können, außerdem sind Wohnungen geplant. Zudem hatte Kroschke bisher signalisiert, dass die Werkshalle erhalten werden soll - und dass er einem Kulturbetrieb darin zumindest offen gegenüberstehe.

Das Projekt ist ein seit Jahren diskutiertes Wunschvorhaben vieler Politiker - bei ihnen sorgt Kroschkes Schwenk nun für Erstaunen und Verärgerung. Denn erst kürzlich hatte der Bauausschuss einstimmig beschlossen, einen vorhabenenbezogenen Bebauungsplan aufzustellen. Er soll Kroschkes Wunschplan ermöglichen - und darüber hinaus Festlegungen enthalten bezüglich eines Kulturzentrums und eines Erhalts des "wesentlichen Gebäudebestandes". Weiterhin soll Einzelhandel auf dem Gelände ausgeschlossen sein. Kroschkes jüngste Äußerungen stellen diese Festlegungen nun wieder in Frage - zur Überraschung vieler.

"Offensichtlich hat Herr Kroschke seine Vorstellungen geändert. Darüber müssen wir sprechen", sagt Bürgermeister Michael Sarach. Und Tobias Koch, Fraktionsvorsitzender der CDU, sagt: "Das ist in gewisser Weise eine Abgrenzung von dem früheren Konzept. Es war immer auch von einer Kulturnutzung die Rede."

Deutlicher wird Jörg Hansen (Grüne), Vorsitzender des Bauausschusses: "Ich finde es mehr als erstaunlich, dass jetzt Forderungen nachgelegt werden, die das Vertrauensverhältnis empfindlich stören." Er sei von anderen Voraussetzungen ausgegangen: "Ein Bestandteil des Konzepts, das uns vorgestellt wurde, war der Erhalt der Halle. Einzelhandel war nie im Gespräch." Es sei auch kein Vertreter der Rohrbogenwerk Immobilien GmbH im Ausschuss erschienen, um die geänderten Vorstellungen vorzutragen.

Weshalb bringt die Rohrbogenwerk Immobilien GmbH das Thema Einzelhandel ins Spiel? Dazu Christopher Kroschke: "Aus unserer Sicht ist das eine mögliche Variante, einen Kulturbetrieb zu subventionieren. Und die prüfen wir zurzeit." Das Konzept: Die Firma könnte von Einzelhändlern verhältnismäßig hohe Mieten nehmen, um dann niedrigere für die Betreiber kultureller Angebote zu ermöglichen. Christopher Kroschke sagt, dass er auch bereits Gespräche mit Kinobetreibern geführt habe.

Dem Plan, Einzelhandel zuzulassen, stehen allerdings städtische Richtlinien entgegen - das erst Ende 2012 beschlossene Einzelhandelskonzept der Stadt verbietet Neuansiedlungen dieser Art außerhalb des Zentrums. Und der politische Widerstand ist erheblich. "Nicht verhandelbar" nennt Tobias Koch den Vorschlag. Auch Rolf Griesenberg (SPD) sagt: "Einzelhandelsgewerbe ist für uns an der Stelle nicht denkbar." Ähnlich äußern sich auch Vertreter von FDP, Grünen und Wählergemeinschaft WAB.

Kommt es nicht zu der Subventionierung durch Einzelhandel, müssten laut Christopher Kroschke andere Akteure einspringen: "Es müsste Fördergeld für den Betrieb geben. Entweder von der Stadt Ahrensburg oder von einer Stiftung." Zumindest die erste Variante stößt aber auch auf starke Widerstände. "Die finanziellen Möglichkeiten haben wir nicht", sagt dazu Tobias Koch. "Schwierig" findet es auch Rolf Griesenberg. Thomas Bellizzi (FDP) beantwortet den Vorschlag mit einem "klaren Nein".

Bleibt also nur noch eine Stiftung? Der bei weitem größte regionale Akteur auf dem Gebiet ist die Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn. Ihr kultureller Geschäftsführer Johannes Spallek möchte sich zum Rohrbogenwerk nicht äußern. Er sagt aber: "Wir engagieren uns schon sehr stark in Ahrensburg." Ein Beispiel sei die Finanzierung von Ausstellungen im Marstall. Außerdem zahle die Stiftung auch für den Betrieb des Schlosses. Dass sich eine Stiftung mit einem kreisweiten Auftrag um ein weiteres Angebot in Ahrensburg kümmert, ist mehr als fraglich.

In der Stadt stehen schwierige Gespräche zwischen dem Investor und der Politik an. Sicher ist: Die Stadt kann ohne Christopher Kroschke kein Kulturzentrum realisieren - und dieser ohne die Politik keinen Handwerkerhof. Jörg Hansen skizziert, was passieren würde, wenn es nicht zu einer Einigung kommt: "Wenn es keinen vorhabenbezogenen Bebauungsplan gibt, bliebe der Status quo erhalten." Das hieße: Das Gelände, das schon seit elf Jahren ungenutzt ist, würde weiter brach liegen.