Oldesloer Disco Nachtschicht weist offenbar Menschen mit Migrationshintergrund ab. Politiker rufen zu Boykott der Discothek auf.

Bad Oldesloe. Die Diskriminierungsvorwürfe gegen die Oldesloer Diskothek Nachtschicht werden immer lauter. Inzwischen hat sich auch das Oldesloer Bündnis gegen rechts eingeschaltet, ein Zusammenschluss von Parteien, Gewerkschaften, Kirchenvertretern und Privatpersonen. "Wir verurteilen das Verhalten des Disco-Betreibers aufs Allerschärfste", sagt deren Sprecher Walter Albrecht (SPD). "Das ist ein Skandal, den wir nicht tolerieren werden. Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie bestimmte Leute diskriminiert werden, sondern den ausländischen Mitbürgern uneingeschränkt zur Seite stehen."

Wie berichtet, soll der CDU-Politiker Aygün Caglar wegen seines südländischen Aussehens von den Türstehern der Diskothek Nachtschicht abgewiesen worden sein. Er war offenbar kein Einzelfall. Inzwischen melden sich immer mehr junge Erwachsene, denen etwas Ähnliches widerfahren ist. Zum Beispiel Tugay Abanoz. Der 18-Jährige hat türkische Wurzeln, wurde aber in Deutschland geboren. "Ich wollte mit meiner deutschen Freundin in die Nachtschicht", sagt er. Sie sei von den Türstehern sofort durchgewinkt worden, er selbst habe seinen Ausweis zeigen müssen. "Dann hat der Mann auf die türkische Flagge auf meinem Ausweis gezeigt und gesagt, dass es nichts wird." Tugay Abanoz fühlte sich vor den Kopf gestoßen. Er sagt: "Ich habe mich so geschämt vor meiner Freundin."

Auch Ahmet Temel wurde nicht in die Disco gelassen. "Ich verstehe das nicht", sagt der 19-Jährige. "Ich lebe seit sieben Jahren in Deutschland, mache gerade mein Abitur und versuche alles, um mich zu integrieren." Inzwischen erfinden die beiden jungen Männer Ausreden, wenn ihre deutschen Freunde sie fragen, ob sie mit ihnen am Wochenende in die Nachtschicht kommen. "Wir schämen uns, weil wir dort abgewiesen werden", sagt Tugay Abanoz.

Walter Albrecht ist entsetzt. "Hier wird die Würde der Menschen mit Füßen getreten", sagt der Sozialdemokrat. Er sei "erschüttert ohne Ende" über die Vorkommnisse. "Das ist Rassismus pur und hat weder in unserer Stadt noch sonst irgendwo etwas zu suchen." Es müsse für Menschen aller Hautfarben möglich sein, in der Disco ein paar schöne Stunden zu verbringen.

Seine Mitstreiter und er wollen bei ihrem nächsten Treffen am Montag, 11. März, um 19 Uhr im Oldesloer Bürgerhaus (Mühlenstraße 22) über das weitere Vorgehen beraten. "Das Entscheidende ist jetzt, Aktionen zu starten", sagt Dieter Hoffmann, der stellvertretende CDU-Stadtverbandsvorsitzende. "Wir müssen uns überlegen, wie wir den Zustand ändern können." Wahrscheinlich werde es nur über die finanzielle Schiene gehen. "Wenn seine Einnahmen zurückgehen, wird der Betreiber vielleicht etwas ändern", sagt Hoffmann. Auf jeden Fall werde das Bündnis Hartnäckigkeit zeigen. "Nur so können wir etwas erreichen." Aygün Caglar freut sich über die Unterstützung der Oldesloer. "Es ist toll, dass hier alle gemeinsam das Verhalten des Disco-Betreibers verurteilen", sagt er.

Walter Albrecht hat sich bereits Gedanken über mögliche Aktionen gemacht. In Frage komme zum Beispiel eine Großdemo vor der Diskothek, sagt er. Hendrik Holtz, Bündnismitglied und Kreistagsabgeordneter der Linken, geht bereits jetzt einen Schritt weiter. "Ich rufe zum Boykott der Disco auf", sagt er. "Solche Einrichtungen, die spalten wollen, brauchen wir in Bad Oldesloe nicht." Er habe auch schon gehört, das jemand wegen seiner Behinderung am Eingang der Nachtschicht abgewiesen wurde. "Ein Parteikollege hat eine körperliche Beeinträchtigung am Rücken", sagt Hendrik Holtz. "Die Türsteher haben ihm gesagt, dass er deshalb nicht ihrer Klientel entspreche."

Die Bündnispartner hoffen darauf, dass Bürgermeister Tassilo von Bary den Disco-Betreiber zum Umdenken bewegen kann. Der Verwaltungschef hat angekündigt, das Ordnungsamt auf den Fall anzusetzen. Gegenüber dem Abendblatt sagte er: "Wenn wirklich Jugendliche wegen ihres Migrationshintergrunds abgewiesen werden, verstößt das gegen das Antidiskriminierungsgesetz." Sollte der Bürgermeister nichts bewirken können, will Gerd-Günter Finck, Geschäftsführer des Vereins für Toleranz und Integration, über das Antidiskriminierungsgesetz eine Klage einreichen.

Die Mitglieder des Bündnisses gegen rechts würden vorher aber gern ein persönliches Gespräch mit Betreiber Björn Peemöller führen. "Er hat bis heute keine klare Position bezogen", sagt Aygün Caglar. Bisher seien jedoch alle Versuche, ihn zu erreichen, ins Leere gelaufen, berichtet Hendrik Holtz. Auch das Abendblatt konnte ihn trotz mehrerer Versuche und Rückrufbitten nicht für eine Stellungnahme erreichen. Eine Mitarbeiterin seiner Firma mit Sitz in Linau (Kreis Herzogtum Lauenburg) erklärte, er sei weder im Betrieb noch mobil zu erreichen, da der Handyempfang auf dem Dorf schlecht sei.