Jörn Zimpel will Bürgermeister werden, um seine Discoabende fortzuführen. Bisher hat er die Ü-30-Party im Sachsenwaldforum veranstaltet.

Reinbek. Was kann der tun, der mit einem Bürgermeister nicht zufrieden ist? Selbst Bürgermeister werden, sagt Jörn Zimpel. In den vergangenen acht Jahren hat er mit seiner Firma Spicy Events die Ü-30-Party im Reinbeker Sachsenwaldforum veranstaltet. Damit ist Schluss, und schuld ist, meint Zimpel, Bürgermeister Axel Bärendorf. "Die Gründe, die der Bürgermeister nennt, sind nicht nachvollziehbar." Die Gründe sind, wie berichtet, Beschwerden über Lärm, Müll, Körperverletzungen und Vandalismus. "Das Thema ist so was von durch", sagt Reinbeks Bürgermeister, Axel Bärendorf. "2012 haben wir unter bestimmten Rahmenbedingungen die Veranstaltung noch erlaubt, diese hat Herr Zimpel auch eingehalten. Aber wir haben ihn schon im vergangenen Jahr darauf hingewiesen, dass wir die Veranstaltung auslaufen lassen."

Jörn Zimpel kann die Entscheidung nicht nachvollziehen. Eben weil er die Forderungen nach mehr Sicherheitspersonal und Lärmschutz eingehalten habe. "Ich habe auf ehrliche, offene Worte gehofft, aber es kam viel Überhebliches und Unlogisches." Überhaupt: "Ich hatte in den vergangenen Jahren viel mit der Verwaltung in Reinbek zu tun, es ist merkwürdig, was alles passiert", sagt er. Obwohl er durch den Sitz seiner Firma meist in Geesthacht sei und in Hamburg lebe, fühle er sich Reinbek verbunden. "Aber das Vertrauen in die Verwaltung ist weg. Deshalb kam ich auf die Idee, selbst für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren."

Axel Bärendorf ist seit dem Jahr 2008 Verwaltungschef in Reinbek, 2014 wird erneut gewählt. "Es steht jedem frei, für alle öffentlichen Ämter zu kandidieren", sagt Axel Bärendorf. Er sehe das gelassen. Ebenso gelassen sehe er die Klage, die Zimpel nun einreichen will, weil die Stadt Reinbek sich nicht an Terminabsprachen gehalten habe.

"Ich werde die Stadt in Regress nehmen müssen", sagt Zimpel. "Die Ü-30-Party ist eine der beliebtesten Veranstaltungen in der Region", sagt er. "Viele wollen, dass es sie weiter gibt, wir haben bei anderen Partys Unterschriften gesammelt, auch Taxiunternehmen und Sportvereine haben sie bei sich ausgelegt. Wir haben mehr als 130.000 Gäste in den acht Jahren gehabt. Und dann sagt Herr Bärendorf, so eine Veranstaltung brauche Reinbek nicht", sagt Zimpel. Er aber habe in den Fraktionen nachgefragt und eine gegenteilige Auskunft erhalten.

Auf Nachfrage der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn klingt die Meinung der Fraktionen allerdings etwas anders. Patrick Ziebke von der CDU-Fraktion sagt: "Ich habe mit Herrn Zimpel gesprochen und ihm sehr deutlich gesagt, dass die Entscheidung über die Ü-30-Partys kein politisches Thema ist." Die Fraktionen entschieden das nicht, sondern es sei Sache der Verwaltung. "Generell gilt: Wir sind nicht gegen Partys. Aber es gab dort im Umfeld Probleme, die nicht zur Zufriedenheit aller gelöst werden konnten." Und Volker Müller, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Reinbeker Stadtverordnetenversammlung, sagt, er sei ebenfalls sehr deutlich geworden: "Da irrt sich Herr Zimpel. Ich habe ihm gesagt, dass wir als SPD uns nicht dafür ausgesprochen haben, die Ü-30-Party im Sachsenwald-Forum zu behalten." Auch zu Zimpels möglicher Kandidatur als Bürgermeister hat Müller eine Meinung. "Wenn man ehrlich ist, handelt es sich um eine Zweckkandidatur. Ich meine aber, dass Bürgermeister keine persönlichen Interessen aus wirtschaftlichen Gründen haben sollten." Denn in der Tat: In einem Brief an Landrat Klaus Plöger schreibt Zimpel: "Meine berufliche Existenz als Event-Manager steht auf dem Spiel. Mein Betrieb basiert fast ausschließlich auf diesem Event." Für alle eine gute Lösung sei seine jüngste Idee: "Ich habe ein Konzept vorgelegt, das alle Altersgruppen angesprochen hätte: Zu der Ü-30-Party am Sonnabend sollte am Freitag ein Tanzball und am Sonntag eine Veranstaltung für Kinder stattfinden. So könnte das Sachsenwaldforum besser genutzt werden. Herr Bärendorf hat sich das Konzept gar nicht angeguckt."

"Natürlich habe ich mir das Konzept angeguckt. Ich lese alles, was an mich geschickt wird", sagt Bürgermeister Axel Bärendorf. "Das Konzept ist absolut ungeeignet, es wird niemanden vom Hocker ziehen. Außerdem läuft unsere Mietzeit nur noch bis Ende 2014, wir organisieren derzeit den geordneten Rückzug aus dem Sachsenwald-Forum." Die neue Kulturmanagerin der Stadt Reinbek, Elke Güldenstein, arbeite an einem neuen Konzept für den Kulturbetrieb. "Die Kollegin muss die Chance zu einem Neustart bekommen. Die Ü-30-Partys bringen zwar etwas Geld, aber verhindern den Neustart." Zudem habe er auch eine Schutzfunktion für diejenigen, die sich von der Veranstaltung gestört fühlten. "Ich sage: Schicht, Schnitt, es geht dort nicht weiter. Herr Zimpel möge sich nach einer anderen Stelle für seine Veranstaltung umsehen."