Trittau verbietet nach Anwohnerklagen den Zutritt für über Sechsjährige. Eltern der Kinder beschweren sich. Das Schild wird wieder entfernt.

Trittau. Fast alle Kinder aus dem Neubaugebiet rund um die Bahnhofstwiete in Trittau dürfen nicht mehr auf ihren Spielplatz. Seit Neuestem verbietet ein Schild auf dem rund 400 Quadratmeter großen Areal allen Mädchen und Jungen, die älter als sechs Jahre sind, den Zutritt. Doch in der Siedlung lebt nicht einmal eine Handvoll jüngerer Kinder. Das Verbot ist ein weiterer Höhepunkt in einem langen Streit zwischen einem direkten Anlieger auf der einen Seite sowie der Gemeinde und zahlreichen Familien auf der anderen Seite. Ihre Namen wollen sie alle nicht in der Zeitung lesen - aus Angst vor persönlichen Repressalien.

"Das geht ja schon seit mehr als zehn Jahren", sagt eine Mutter. Angefangen habe alles damit, dass sich ein Anwohner, dessen Grundstück hinter dem Spielplatzzaun und einer Hecke liegt, massiv über Lärmbelästigung bei der Gemeinde beschwert habe. Außerdem fühlte sich seine Familie in ihrem Garten beobachtet, da die Kinder aus einem Holzhäuschen freien Blick hatten. "Der Lärm hat uns natürlich genervt. Und auch, dass uns jeder beim Essen zusehen konnte", sagt die Frau des Anwohners. Ihre Familie habe die Kinder oft zurechtgewiesen.

Dagegen berichten Familien davon, dass sich einige Kinder gar nicht mehr auf den Spielplatz trauten. "Manchmal sind die Anwohner richtig laut geworden, und ich hatte weinende Kinder vor meiner Tür stehen", sagt eine Mutter. "Meine Kinder gehen ohne uns gar nicht mehr auf den Platz", sagt ein Vater. "Die sitzen sogar neben dem Spielplatz und achten genau drauf, welches Kind zu laut ist." Solche Vorfälle weist die Anwohnerfamilie zurück. "Das stimmt nicht", sagt die Frau.

Trittaus Bürgermeister Walter Nussel erinnert daran, dass die Familie schon 2002 beim Grundstückskauf genau wusste, dass sie ihr Haus neben einer öffentlichen Grünfläche baute, die später zum Spielplatz werden sollte. Im Herbst 2003 habe die Familie erfolglos versucht, den Bau zu verhindern, indem sie den Kreis Stormarn verklagte, der die Genehmigung erteilt hatte.

Über die Jahre verhärteten sich die Fronten. Zwischen den direkten Anliegern des Spielplatzes und den anderen Familien in der Siedlung soll es regelmäßig zu Auseinandersetzungen gekommen sein. "Dann beschlossen wir, einen Sichtschutz zu bauen, damit beide Seiten sich entspannen", sagt Bürgermeister Nussel. Doch auch das habe den Klägern nicht genügt.

Im Oktober vergangenen Jahres beschloss die Gemeinde dann, die größeren Spielgeräte abzumontieren und Kleinkindergeräte zu installieren sowie den Hügel einzuebnen. Für ältere Jungen und Mädchen sollte eine Multifunktionsfläche entstehen, nicht weit vom Spielplatz entfernt. "Alle hätten ihren Willen", sagt Walter Nussel. "Die eine Familie kann nicht mehr beobachtet werden, größere Kinder können in Ruhe spielen." Die Gemeinde habe die Anwohner sogar eingeladen, Wünsche für neue Spielgeräte mitzuteilen.

"Daraus ist jedoch nie etwas geworden", sagt eine Mutter. "Die abmontierten Spielgeräte liegen neben der Multifunktionsfläche und verrotten. Gebrauchen könne man sie nicht mehr, da das Holz nun morsch sei. Und der Spielplatz, auf dem neue Geräte montiert werden sollten, sei nur provisorisch hergerichtet worden. Und jetzt sei auch noch das Schild dazugekommen, auf dem steht, dass Kinder nur noch bis sechs Jahren und bis um 19 Uhr den Spielplatz nutzen dürfen. Es sei schwierig, einem acht Jahre alten Kind zu erklären, weshalb es plötzlich nicht mehr schaukeln oder rutschen darf.

Dutzende Familien haben sich bereits bei Politik und Verwaltung über das Verbotsschild beschwert. Bürgermeister Walter Nussel will reagieren: "Dieses Schild wird abmontiert, und Kinder jeden Alters dürfen diesen Spielplatz wieder nutzen. Die neuen Geräte werden aber nur für Kleinkinder sein. Für größere Kinder wird der Multifunktionsspielplatz eingerichtet." Dass damit wieder Frieden in der Siedlung einkehrt, scheint aber ausgeschlossen . "Dass wieder ältere Kinder auf den Spielplatz dürfen, ärgert uns natürlich sehr. Jetzt wird es wieder laut", sagt die direkte Nachbarin, "wir sind dann wieder die Bösen."

Die große Mehrheit der Bewohner kann mit der Lösung offenbar besser leben. "Solange auch alles so gemacht wird, wie es uns versprochen wurde, und die andere Familie aufhört, unsere Kinder zurechtzuweisen", sagt ein Vater. Bürgermeister Nussel hofft, dass der Streit nach mehr als einem Jahrzehnt endet. Er sagt: "Das ist jetzt wirklich die letzte Maßname, die wir ergreifen, damit an alle Seiten gedacht ist."