Ortsverband wählt nach Streit neuen Vorstand. Acht Mitglieder verlassen die Partei

Ammersbek. Es ist das vorläufige Ende eines monatelangen Streits, in dem es neben einem möglichen Turm auf dem Schüberg wohl auch um Persönliches geht. Resultat: In einer emotional aufgeladenen außerordentlichen Mitgliederversammlung hat sich der Ammersbeker Ortsverband der Grünen faktisch gespalten. Eine Gruppe, die sich in der Turm-Frage neutral positioniert hatte, setzte sich bei der Neuwahl des Vorstandes klar durch. Erster Vorsitzender ist jetzt Utz Wiese, seine Stellvertreterin ist Angelika Schmidt. Brigitte Richter ist künftig Kassenwartin, Stephan Berg ist Schriftführer.

Als Reaktion auf die Wahl trat eine Gruppe um den abgewählten Vorsitzenden Jan-Lübbers Johannsen aus der Partei aus. Dieser warf seinen Gegnern "faschistische Methoden" vor und kritisierte auch den Kreisvorstandssprecher der Grünen, Benjamin Stukenberg, der die Versammlung leitete.

Mit Johannsen gingen sieben weitere Mitglieder, darunter der ehemalige zweite Vorsitzende Jürgen Hold und das Gemeinderatsmitglied Carola Sander. Sie hatten sich vehement gegen das Turmbau-Projekt ausgesprochen, das der Verein Aussichten für Ammersbek (AfA) im Sommer 2012 vorgeschlagen hatte. Das Vorhaben wird seitdem in der Gemeinde kontrovers diskutiert - nicht nur bei den Grünen. Doch in der Partei wird der Streit mit besonderer Schärfe geführt. Das Lager der Turm-Gegner sah in verständnisvollen oder positiven Äußerungen zum Turm-Projekt einen Verrat an ökologischen Zielen und legte mehreren Politikern im Gemeinderat nahe, ihre Ämter aufzugeben. Tatsächlich gab es Rückritte, unter anderem legte Stephan Berg das Amt des Fraktionsvorsitzenden nieder.

Im Ortsverband führte der Dissenz offenbar dazu, dass sich der ehemalige vierköpfige Vorstand, dem auch Utz Wiese und Stephan Berg angehörten, monatelang blockierte. Die Darstellungen zu diesem Thema gehen auseinander - Fakt ist, dass sich der Kreisverband der Grünen Ende Januar einschaltete. "Der Ortsvorstand war nicht mehr handlungsfähig, hat etwa neue Mitgliedsanträge nicht mehr bearbeitet. Nach dem Ablauf einer Frist haben wir dann die Leitung des Ortsverbands an uns gezogen", sagt Benjamin Stukenberg, Sprecher des Kreisvorstands.

Eine der ersten Entscheidungen: Der Kreisvorstand genehmigte alle elf Anträge auf Parteimitgliedschaft, die in den vergangenen Monaten aus Ammersbek gekommen waren. "Im Mai haben wir Kommunalwahl und brauchen Personal. Deshalb haben wir Dringlichkeit gesehen", so Stukenberg. Der Ortsverband wuchs zwischenzeitlich von zwölf auf 23 Mitglieder. In dieser Stärke trat er auch am Donnerstagabend zusammen - erst- und wohl auch letztmalig.

Beide Lager hatten jeweils neue Unterstützer in den Ortsverband holen wollen - so sagen es sowohl Stephan Berg als auch Jan-Lübbers Johannsen. Bergs Lager gelang es offenbar, mindestens sieben neue Mitglieder zu werben, darunter Henning Sidow, der auch Mitglied des AfA-Vereins und der Bürgerinitiative "Lebenswertes Lottbek" (BILL) ist. Johannsens Lager verzeichnete vier neue Eintritte. Für die neuen Mehrheitsverhältnisse sind die Eintritte indes offenbar nur teilweise verantwortlich: "Die neuen Vorstandsmitglieder wurden mit 14 oder 15 Stimmen gewählt", sagt Benjamin Stukenberg.

Jan-Lübbers Johannsen will die neuen Mehrheitsverhältnisse indes nicht als rechtmäßig anerkennen. Während der hitzigen Debatte sagte er, dass der Kreisvorstand unrechtmäßig nach der Macht im Ortsvorstand gegriffen habe. "Es gibt kein zeitliches Limit, neue Mitgliederanträge zu bearbeiten", so sein Argument. Seiner Ansicht nach ist eine "vom Kreis unterstützte Übernahme der Grünen durch AfA und andere Vereine" erfolgt. Er und seine Mitstreiter würden nun das weitere Vorgehen beraten.

Utz Wiese sagte nach der Wahl, dass man jetzt "in die Zukunft" schauen und keine Vergangenheitsbewältigung betreiben wolle. Zur künftigen Linie sagte Stephan Berg: "Wir werden jetzt keine Turm-Förderpartei."