Es gibt mehrere Möglichkeiten, den High Noon bei den Ammersbeker Grünen als Kuriosum abzutun. Eine davon ist, in ihm eine Art Rückfall in die 80er-Jahre zu sehen - in der Tat erinnern Heftigkeit und Wortwahl im Streit an die legendären Flügelkämpfe von einst, als Fundis und Realos aufeinander losgingen. Die zweite Möglichkeit: Man sieht den Ammersbeker Turmstreit, der dem grünen Dissenz zugrunde liegt, als eine Art Lokalposse, einen kommunalpolitischen Turmbau zu Babel, in dem am Ende nichts bewirkt wird - außer vielleicht, dass zum Schluss niemand mehr den anderen versteht.

Beide Sichtweisen indes sind falsch und zu oberflächlich. Sie lenken den Blick vom ernsten Hintergrund des Streits ab - und der betrifft nicht nur die Ammersbeker Grünen. Denn: Die Tatsache, dass um ein Projekt wie den Turm gerungen wird, ist normal - nicht aber die Art, wie das geschieht. Die Heftigkeit hat wesentlich mit der politischen Kultur in Ammersbek zu tun, die von einem Freund-Feind-Denken geprägt ist. Alte Konflikte wie jener um die Baupläne am Wolkenbarg wirken nach und werden bei jeder Gelegenheit hervorgeholt. Es herrscht Misstrauen allerorten.

Der Gemeinde ist vor allem eines zu wünschen: Dass sie dieses Problem nach der Kommunalwahl ein Stück hinter sich lassen kann.