Jugendliche werden in Ahrensburg auf ihre Französisch-Prüfung vorbereitet. Die Nachfrage steigt auch an privaten Instituten.

Ahrensburg. Immer mehr Schüler sind auf Nachhilfe angewiesen, um ihren Abschluss zu schaffen. Überforderung in der Schule, Unterrichtsausfall oder einfach hohe Ansprüche - die Gründe, warum private Institute immer mehr Zulauf haben, sind vielfältig. In Ahrensburg können Oberstufenschüler jetzt sogar ein Seminar an der Volkshochschule (VHS) belegen, das sie auf die Abiturprüfung in Französisch vorbereiten soll.

Der Bedarf an Volkshochschul-Kursen, die Schüler auf ihrem Weg zum Abschluss begleiten sollen, ist laut der stellvertretenden Leiterin der VHS Ahrensburg gegeben. "Darauf sind wir während unserer Kooperation mit den städtischen Schulen aufmerksam geworden", sagt Heike Gielnik, die auch den Bereich Sprachen leitet.

Auf die schriftliche Abiturprüfung im Fach Französisch bereitet die Muttersprachlerin Fabienne Schaefer die Teilnehmer in einem vierstündigen Seminar am Sonnabend, 2. März, vor. Behandelt werden laut Programmheft "relevante Grammatikthemen" sowie die Themen "À la recherche du bonheur" und "Cultures en Méditerranée".

"Die Schüler werden die Möglichkeit haben, gezielt Fragen zu stellen, die im Unterricht aufgrund des Lehrplanes so vielleicht nicht beantwortet werden", sagt Heike Gielnik. In Kleingruppen wie in der Volkshochschule sei es für die Schüler oft einfacher, ihre individuellen Defizite aufzuarbeiten.

"Zu Beginn des Seminars bespreche ich mit den Teilnehmern, welche Schwerpunkte sie besonders interessieren", sagt Kursusleiterin Fabienne Schaefer. Die 46-Jährige stammt aus Paris und lebt seit 1987 in Deutschland. "Die letzte Stunde gestalten wir dann nach den von den Schülern gewünschten Themen." Es seien bereits viele Anmeldungen eingegangen. Schaefer: "Es sind aber noch Plätze frei."

Oberstufenschüler, die in diesem Jahr ihr Abitur machen, können sich noch bis Donnerstag, 21. Februar, unter www.vhs-ahrensburg.de für den Kursus anmelden. Weitere Informationen geben die Mitarbeiter unter der Telefonnummer 04102/80 02-11. Das Seminar beginnt am 2. März um 11 Uhr im Haus der VHS (Bahnhofstraße 24). Die Teilnahme kostet 20 Euro. Ein Vorbereitungskursus auf die mündliche Abiturprüfung im Fach Französisch folgt am 25. Mai.

Bisher bietet die Ahrensburger VHS nur Unterstützung für das Fach Französisch an. "Das liegt vor allem daran, dass wir aufgrund unserer Erfahrung in Zusammenarbeit mit den Schulen glauben, dass hier die Nachfrage gegeben ist", sagt Heike Gielnik. "Außerdem haben wir mit Fabienne Schäfer eine qualifizierte, muttersprachliche Lehrkraft, die auch mit dem Abitur in Frankreich vertraut ist." Die VHS sei aber "durchaus daran interessiert", eine ähnliche Vorbereitung auch für andere Abiturfächer anzubieten.

Bundesweit haben Volkshochschulen offenbar in Oberstufenschülern neue Kunden gefunden. "Solche Kurse bringen junge Menschen auf dem Weg zu ihrem Abschluss weiter. Daher ist ein Vorbereitungsseminar wie in Ahrensburg durchaus ein Angebot, das sich auch in den Programmheften anderer Volkshochschulen in Deutschland finden lässt", sagt Boris Zaffarana, Sprecher des Deutschen Volkshochschul-Verbandes.

Auch Bernd Schauer, Sprecher des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), ist der Meinung, dass sich mit Schülern für Volkshochschulen neue Kundenkreise auftun. "Der Nachhilfemarkt wächst stetig. Immer mehr kommerzielle Institute finden immer mehr Zuspruch", sagt Schauer.

Dieser Trend macht sich auch bei dem Nachhilfeunternehmen Studienkreis bemerkbar, das unter anderem Schulen in Ahrensburg, Bargteheide, Trittau und Bad Oldesloe betreibt. "Wir bekommen immer mehr Anfragen von jungen Leuten, die sich gezielt auf die Abiturprüfung vorbereiten möchten", sagt Studienkreis-Sprecherin Claudia Hofeldt. In seiner Telefon-Warteschleife wirbt das Nachhilfeinstitut für Kurse, die "intensives Training der Abiturthemen" zum Inhalt haben. Grund für die verstärkte Nachfrage solcher Angebote sei vermutlich die Umstellung auf das Zentralabitur, sagt Hofeldt. "Für viele Schüler ist Mathematik damit zur Pflichtprüfung geworden. Das ist auch das Fach, in dem die meisten unserer Kunden Nachhilfe erhalten", sagt Hofeldt.

Das Institut Abacus gibt Schülern in Stormarn und Hamburg Einzelnachhilfe zu Hause. "Die Zahl der Kunden, die eine Vorbereitung auf die Abiturprüfung wünschen, ist im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent gestiegen", sagt Institutsleiter Holger Liß. Das sei im Vergleich zum allgemeinen Anstieg "nicht signifikant". "Vor allem die Umstellung auf G8 ist für viele Kinder ein Problem, weil die Unterrichtszeiten länger geworden sind", sagt Liß. "Mit einem Nachhilfelehrer können die Schüler die verfügbare freie Lernzeit effektiver gestalten."

Volkshochschulen, die Abiturvorbereitungskurse anbieten, haben laut GEW-Sprecher Bernd Schauer den Vorteil, dass sie zumeist über "erstklassige Sprachlehrer" und "ein qualitativ sehr hohes Niveau" verfügten. "Viele Oberstufenschüler, die kurz vor dem Abitur stehen, haben Angst um ihren Notendurchschnitt", sagt Schauer. Der Numerus clausus spiele bei der Vergabe von Studienplätzen eine entscheidende Rolle. "Folglich gibt es für ein Angebot zur Vorbereitung auf die Abiturprüfung auch eine entsprechende Nachfrage."

Die Umstellung auf das sogenannte Turbo-Abi nach zwölf Jahren sei dafür aber vermutlich nicht verantwortlich. Schauer: "Die Reform hat vor allem Auswirkungen auf den Unterricht in der Mittelstufe. Dort ist die Belastung für die Schüler höher, weil sie in kürzerer Zeit mehr Unterrichtsstoff bewältigen müssen." Die neue G-8-Oberstufe dagegen unterscheide sich nicht wesentlich von der, die Schüler auf das Abitur nach 13 Jahren vorbereitet.