Meine Firma: In unserer Serie stellen wir Stormarner Betriebe vor. Heute: Hass Kunststofftechnik aus Oststeinbek.

Oststeinbek. Der Firmenname Hass Kunststofftechnik GmbH ist längst nicht jedem geläufig. Möglichkeiten, den Produkten aus Oststeinbek zu begegnen, gibt es indes viele: Wer beispielsweise mit einer Motorsäge einem Baum zu Leibe rückt, hält sie möglicherweise an einem Griff aus dem Hause Hass. Wer in Not gerät, weil es im Haus brennt, betätigt vielleicht einen Feuermelder, dessen Gehäuse Hass hergestellt hat. Und wer eine Lampe des Designers Tobias Grau anknipst, berührt wahrscheinlich ebenfalls ein Plastikelement aus den Hallen des hoch spezialisierten Betriebes.

Hass, das ist ein mittelständisches Unternehmen, ansässig im Oststeinbeker Gewerbegebiet, unweit der Autobahn 1. 26 Menschen arbeiten in dem unscheinbaren Gebäude. Sie sind Ingenieure, Konstrukteure, Werkzeugmechaniker und Kaufleute, sie bauen und bedienen Maschinen, prüfen Werkstücke oder sind im Sekretariat tätig. Hass stellt spezielle Kunststoffteile her, die andere Hersteller dann für ihre Produkte verwenden. Das Ammersbeker Unternehmen D + H Mechatronik, das Brandschutzsysteme herstellt, gehört zu den Abnehmern, ebenso die Lübecker Firma Dräger, die Sicherheits-Produkte wie Atemschutzgeräte anbietet.

"Die meisten unserer Kunden sind aus der Region. Aber wir haben auch Abnehmer in Italien, Dänemark und Österreich", sagt Geschäftsführer Michael Hass. Seit neuestem ist auch eine Firma aus Algerien unter den Kunden, die Geräte wie Gas- und Wasserzähler herstellt. 3,6 Millionen Euro Umsatz machte die Hass Kunststofftechnik im Jahr 2012 - "das waren 20 Prozent mehr als im Vorjahr", sagt der Unternehmenschef. In den nächsten Jahren will er auf die fünf Millionen Euro zusteuern.

Was das Unternehmen prägt und speziell macht, ist außer den besonderen Produkten eines: Hass ist ein Familienunternehmen. Jürgen Hass, ein gelernter Werkzeugmechaniker und Vater des heutigen Geschäftsführers, gründete es im Jahr 1968 in Hamburg-Horn gemeinsam mit seinem damaligen Geschäftspartner Theodor Orgaß. In einem kleinen Gebäude begannen sie, mit einigen Angestellten Spritzgusswerkzeuge herzustellen, die in der Industrie gebraucht wurden.

Die Auftragsbücher wurden schnell voller: "Damals begann man, viele Metallteile durch solche aus Kunststoffteile zu ersetzen, etwa in der Autoindustrie", sagt Michael Hass. Anfang der 80er-Jahre lockte die Zonenrandförderung, mit der das Grenzgebiet zur DDR wirtschaftlich unterstützt wurde, das Unternehmen nach Stormarn. Hass zog ins Oststeinbeker Gewerbegebiet, 1981/82 entstand das Gebäude, das noch heute Firmensitz ist. Michael Hass, studierter Diplomingenieur, stieg 1995 beim Vater ein, der die Firma mittlerweile allein führte. Seit 2002 ist Michael Hass Geschäftsführer. Dabei achtet er darauf, dass das gute Klima erhalten bleibt: "Es ist ein Familienbetrieb, und ich behandele die Leute so, wie ich auch behandelt werden will", sagt der 47-Jährige.

Mitarbeiter bestätigen es: Hass ist ein Unternehmen mit einem guten Arbeitsklima, es gibt wenig Fluktuation, die Leute kennen einander häufig schon jahrelang. Ein anderer Aspekt der geringen Unternehmensgröße: Die Jobs sind abwechslungsreicher als in anderen Betrieben. Michael Hass schätzt den Allrounder, der fast überall zupacken kann. Nils Döring, der eine Ausbildung zum Verfahrensmechaniker macht, gefällt das: "Ich bin hier von Anfang an in alles einbezogen worden", sagt der 19-Jährige, der im dritten Lehrjahr ist.

Auch Marc Schulz, 26 Jahre alt und Verfahrensmechaniker, sagt: "Die Vielfalt des Jobs gefällt mir. Und auch die Artikel, die wir herstellen." Marc Schulz zog vor zwei Jahren aus dem Raum Bielefeld für den Job in die Region. Marc Hidalgo hingegen, Maschinenbauingenieur und Konstrukteur bei Hass, kam aus der Umgebung von Barcelona. Ein Job bei Airbus zog ihn nach Hamburg. Weil er gern in der Region und in der Branche bleiben wollte, bewarb er sich vor fünf Jahren in Oststeinbek. Auch er schätzt das Unternehmen, in dem es familiär zugehe.

Michael Hass hätte gern mehr Mitarbeiter wie Marc Hidalgo. Denn er sucht zurzeit händeringend nach Fachkräften wie Werkzeug- oder Verfahrensmechanikern. Das würde er auch gern im Ausland tun - doch die Hürden dazu seien in der Bundesrepublik immer noch zu hoch.

So leidet das Unternehmen am Fachkräftemangel - und wird auch von Nachwuchssorgen geplagt. "Ich habe ab August einen oder zwei Plätze für Auszubildende zu vergeben. Aber das Interesse der Jugendlichen an Jobs wie Werkzeugmechaniker wird leider immer geringer", sagt Michael Hass. Dabei hätten junge Leute bei ihm eine sehr gute Chance auf Übernahme. Nils Döring muss sich erst mal keine Sorgen um seine Zukunft machen: Er weiß, dass er nach seiner Lehre weiter im Unternehmen bleiben kann.