Der Ahrensburger Stefan Appelhoff arbeitete ein Jahr mit Straßenkindern in Uganda. Heute Abend berichtet der Student darüber.

Ahrensburg. Mit großen Erwartungen reist Stefan Appelhoff in die Fremde. Von Kampala, der Hauptstadt Ugandas, hatte er zuvor noch nicht viel gehört. Der Ahrensburger Abiturient hofft, dort möglichst viele Menschen kennenzulernen und interessante Erfahrungen zu sammeln. Während eines freiwilligen sozialen Jahres will er in der Millionenstadt mit Straßenkindern arbeiten.

Ein gutes Jahr ist das nun her. Mittlerweile ist Stefan wieder in Deutschland, studiert Psychologie in Bremen. Und berichtet heute Abend im Interkulturellen Gesprächskreis in Ahrensburg von seinem Jahr in Uganda.

Als er im August in dem ostafrikanischen Land ankommt, ist es nicht so heiß, wie er gedacht hat. Dafür fällt ihm sofort auf, wie viele Schulen es in der Hauptstadt gibt und wie bunt das Leben auf den Straßen ist. Ein Jahr lang wohnt er in einem Viertel etwas nördlich des Stadtzentrums. Dort leben vor allem Menschen der Mittelschicht, es ist sicherer, als direkt in den Elendsvierteln zu leben - insbesondere für ihn als fremden Europäer. Er teilt sich die Wohnung mit einem anderen Deutschen, der sich als Freiwilliger ebenfalls um Straßenkinder kümmert. "Wir hatten eine Dusche und einen Gasherd", sagt Stefan. In die Armenviertel im Zentrum fahren sie mit Taxis. 30 Minuten dauert die Fahrt.

Viele Kinder und Jugendliche in der Hauptstadt sind obdachlos und leben dort ohne Familien. "Sie werden häufig beschimpft und geschlagen, weil sie als Diebe gelten und betteln müssen", sagt Stefan. Viele stammen aus umliegenden Dörfer und sind von zu Hause ausgerissen. Sie tauchen in der Großstadt in eine neue, ihnen unbekannte Welt ein.

Der Verein African Child in Need betreut 25 Jungen, die zwischen zehn und 19 Jahre alt sind, holt sie von der Straße, gibt ihnen ein Dach über dem Kopf und einen Platz auf der Schulbank. Der Bedarf ist riesig. "Hatten wir einmal ein Bett im Haus der Organisation frei, mussten wir nur fünf Minuten auf die Straße gehen, und schon hatten wir mindestens zehn Kinder, die es haben wollten", sagt Stefan. Die Straßenkinder formieren sich in Gruppen, bilden Gangs in Revieren, so der Ahrensburger. Das Elend der Kinder und Jugendlichen ist groß. "Es gibt kaum einen Ort, an dem sie sicher sind", sagt Stefan. Er beschäftigt sich mit den Jungen, wenn sie nachmittags zwischen 16 und 17 Uhr aus der Schule kommen. Zunächst versucht er es mit Fußball. "Doch ich bin nicht so gut darin, die Jungs dagegen hatten richtig viel drauf", erinnert er sich. Er ist überrascht, wie viel er bei der Arbeit selbst bestimmen und organisieren kann und muss. "Wenige Abläufe waren vorgegeben", so Stefan. Immer wieder überlegt er, wie er die Kinder und Jugendlichen begeistern kann - nicht immer leicht nach einem langen Schultag. "Nach einigen Monaten hatte ich Probleme, mich selbst zu motivieren, einiges war fehlgeschlagen, meine Erwartungen waren zu hoch", erinnert sich der Ahrensburger. Er beginnt, einigen Jungen Deutsch beizubringen und zeigt ihnen, wie man mit einer Gitarre musizieren kann. "Ich musste meine eigenen Ansprüche herunterschrauben. Ich habe auch mal mit zwei oder drei Jugendlichen gearbeitet", erinnert sich Stefan. Er selbst lernt Luganda, eine Bantusprache. "Das war ein schöner Austausch." Heute kann er in der Sprache Essen bestellen oder nach dem Weg fragen. Er schreibt in einem Blog über seine Erlebnisse.

Während sein deutscher Mitbewohner frühzeitig aufgibt, macht der heute 21-Jährige weiter. "Dabei geholfen haben mir auch die Reisen nach Tansania und Kenia." Die Landschaft, der Dschungel seien traumhaft gewesen. Stefan lernt, die Dinge gelassener zu nehmen. "Ich lasse alles mehr auf mich zukommen." Die Ugander litten zwar wie die Deutschen unter Problemen - doch auf anderer Ebene. "Während man sich in Deutschland ärgert, wenn ein Zug verspätet ist, leiden Menschen in Uganda, wenn sie nichts zu essen haben."

Stefan berichtet in einem Blog von seinen Erlebnissen in Kampala. So wird Dorothea Schmidt vom Interkulturellen Gesprächskreis auf Stefan aufmerksam. Sie plant das Programm der regelmäßigen Treffen. Nach seiner Rückkehr lädt sie den 21-Jährigen zu einer Gesprächsrunde des Interkulturellen Gesprächskreises ein. Am heutigen Freitag erzählt er nun von seinen Erlebnissen und Eindrücken aus Kampala. "Zunächst will ich die wichtigsten Informationen zu meiner Reise vorstellen und welche schönen Erlebnisse ich hatte", sagt Stefan. Schmidt sagt: "Zum einen hoffe ich, dass durch den konkreten Bericht ein differenzierteres Bild über das Leben in Uganda entsteht." Über Afrika gebe es nach wie vor viele Klischees, die es aufzuarbeiten gelte. "Allein zwischen dem Leben in der Großstadt Kampala und dem in einem Dorf in Uganda liegen Welten", sagt sie.

Stefan Appelhoff wird ab 19.45 Uhr in der Volkshochschule Ahrensburg (Bahnhofstraße 24) zunächst rund 30 Minuten berichten, im Anschluss können Fragen gestellt werden. Zuhörer haben freien Eintritt, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.