Ahrensburger beklagt Tatenlosigkeit der Verwaltung. Bürgermeister Michael Sarach weist ihn auf seine eigenverantwortlichen Pflichten hin.

Ahrensburg. Christian Werner schüttelt den Kopf, während er das Schreiben der Stadtverwaltung Ahrensburg in den Händen hält. "Die Diktion finde ich unmöglich", sagt der 52-Jährige. Werner hatte sich im Rathaus beschwert, dass die kleine Stichstraße vor seiner Haustür, der Ludwigslustring, nicht geräumt wurde. "Beim ersten Wintereinbruch gab es hier Glatteis mit Schnee darüber", erinnert sich der Unternehmensberater. Und fügt hinzu: "Ich verstehe voll und ganz, dass die Nebenstraßen nachrangig zu behandeln sind. Doch zwischen nachrangig und gar nicht ist ein himmelweiter Unterschied."

In dem Brief, über den sich Werner aufregt, ist zu lesen: "Auch die Bürgerinnen und Bürger müssen in diesen speziellen Situationen eine gewisse Eigenverantwortung übernehmen, um das Gefährdungspotenzial zu reduzieren." Insbesondere dieser Satz bringt den 52-Jährigen auf die Palme. Er klingt in seinen Ohren wie eine oberlehrerhafte Zurechtweisung.

Der Ahrensburger schätzt, dass es am Ludwigslustring rund 40 Personen ähnlich geht wie ihm. Unterstützt wird er von seinem Vermieter Michael Kebellus. "Das ist schon ärgerlich. Die Stadt ist schwerfällig", sagt der 51-Jährige. Dabei, so meint er, sei die Verwaltung doch für die Bürger da. Kebellus: "Ich habe aber den Eindruck, dass sie in Ahrensburg eher gegen die Menschen arbeitet." So zahle er etwa vier- bis fünfmal im Jahr für die Säuberung der Straßen. Doch bleibe etwa im Herbst das Laub vielfach einfach liegen. "Ich habe mich auch bereits mehrfach beschwert", sagt Kebellus. Passiert sei nichts. Daher räume er auch dem Vorstoß seines Mieters kaum Aussicht auf Erfolg ein. Mehrfach hatte Werner E-Mails ans Rathaus geschickt - und erhielt daraufhin schließlich nur jenes Schreiben aus der Feder einer Sachbearbeiterin, über das er sich noch Tage später aufregt.

"Wenn etwas passiert, dann mache ich den Bürgermeister persönlich verantwortlich. Da kann er schon einmal seine Haftpflichtversicherung bemühen", sagt Werner. Mittlerweile hat dem erzürnten Bürger auch der Verwaltungschef Michael Sarach geschrieben: "Ich bitte um Verständnis, dass die Stadtbetriebe lediglich in Extremsituationen in dem oben genannten Straßenabschnitt tätig werden."

Auf Nachfrage des Abendblatts sagt Sarach: "Die Mitarbeiter des Bauhofs tun wirklich ihr Bestes." Sie leisteten bei Winterwetter Überstunden. "Teils sind sie rund um die Uhr im Einsatz. Morgens geht es zwischen drei und vier Uhr los." In Ahrensburg werde insgesamt ein guter Winterdienst geleistet. Sarach: "Natürlich gibt es im Winter immer Einschränkungen für manche Bürger. Doch in den vergangenen zwei Jahren läuft es besser."

Werner gibt sich jedoch nicht zufrieden. "Die dummen Bürger müssen offenbar von der Verwaltung aufgeklärt werden, wie man sich bei Schnee- und Eisglätte zu verhalten hat", sagt er über den Brief des Bürgermeisters. Werner droht sogar, sollte jemand auf glatten Straßen zu Schaden kommen, wolle er Sarach "persönlich in Regress nehmen" - wegen grober Fahrlässigkeit. Die Verwaltung weist darauf hin, dass keine "allgemeine Streu- und Räumpflicht" für die Stadt bestehe.

"In der Regel hat unser Bauhof so viel zu tun, dass die Mitarbeiter bei Schneefall schon mit den vorrangigen Straßen ausgelastet sind", sagt Andreas Zimmermann, Sprecher der Stadtverwaltung. Sämtliche 132 Kilometer der gemeindlichen Straßen zu räumen, dafür seien die Kapazitäten nicht vorhanden. Zimmermann erläutert: "Der Bauhof arbeitet beim Winterdienst zunächst einen sogenannten A-Plan ab. Das sind vor allem Straßen, auf denen Busse fahren." Wenn darüber hinaus noch Zeit sei, wende man sich den Nebenstraßen zu. Und das sei eine freiwillige Leistung und keineswegs Pflichtaufgabe der Kommune. Und zusätzliches Personal während der Wintermonate? "Woher soll dafür denn das Geld kommen", fragt Sarach zurück.

"Es gibt aber auch weitere praktische Gründe, die dagegen sprechen", sagt Zimmermann. Bei vielen engen Straßen sei gar nicht genügend Platz, um mit den größeren Maschinen zu rangieren. "Außerdem gibt es keinen Platz für die Schneemassen."