Die Bäcker in Stormarn wollen keine kleinen Brötchen mehr backen: Unter diesem Motto macht sich die Gewerkschaft für eine sechsprozentige Lohnerhöhung stark. Auf den ersten Blick liegt sie damit mit den Arbeitgebern voll und ganz auf einer Linie: Schließlich können auch die Chefs mit kleinen Brötchen nichts anfangen, denn die kauft kein Kunde. Auf den zweiten Blick liegen bei diesen Tarifverhandlungen allerdings Welten zwischen beiden Seiten. Denn die Arbeitgeber haben nicht nur den Manteltarifvertrag gekündigt, sondern drängen auch auf Einschnitte bei Nacht- und Wochenendzuschlägen sowie Urlaubstagen. Vor allem die Billigkonkurrenz an den SB-Stationen der Discounter macht ihnen Sorgen.

Beide Seiten bringen sogar dieselben Argumente vor. So treffen steigende Strompreise und Mieten nicht nur die Unternehmer, sondern auch ihre Mitarbeiter. Einzig die Konsequenzen widersprechen sich: Während die Firmen an die Lohnkosten wollen, fordern ihre Mitarbeiter mehr Gehalt.

Letztlich können Familienbäckereien nur bestehen, wenn sie weder kleine noch große, sondern qualitativ gute Brötchen backen. Dazu brauchen sie gute Mitarbeiter. Denn die machen - ob in der Backstube oder am Ladentresen - den Unterschied zum SB-Regal aus. Doch auch der Kunde kann mitentscheiden, ob der Handwerker nebenan vernünftige Löhne zahlen kann: mit seinem Einkauf dort, wo Jobs in Stormarn gesichert werden.