Nach Reinbek und Bad Oldesloe möchte auch Ahrensburg sogenannte E-Books ins Angebot aufnehmen, um auf neuestem Stand zu bleiben.

Ahrensburg. Außer Büchern mit Seiten aus Papier verleihen immer mehr Bibliotheken in Schleswig-Holstein nun auch Computerdateien für elektronische Lesegeräte. Auch in Stormarn geht der Trend hin zu onleih'n: Reinbek hat angefangen, Bad Oldesloe zieht in Kürze nach, die Ahrensburger Stadtbücherei möchte ihren rund 6300 Nutzern ebenfalls bald Bücher, Zeitungen und Zeitschriften in digitalisierter Form anbieten können.

Höchste Zeit sei es, so Ahrensburgs Stadtbüchereileiter Thomas Patzner, auch E-Books und Zeitschriften für elektronische Lesegeräte - die sogenannten E-Book-Reader - anzubieten. "Das ist ein weiterer Baustein, um auf dem neuesten Stand zu sein", sagt er. Nur so könne es gelingen, im Bewusstsein der Menschen aus der verstaubten Ecke herauszukommen. Patzner: "Zudem haben wir den Auftrag, Medienkompetenz zu vermitteln." Daher wolle die Bücherei auch einige E-Book-Reader anschaffen, um sie zu verleihen. Man werde die Kunden informieren, welche der zahlreichen Geräte besonders gut seien. Das von Ahrensburg geplante System ist nicht mit dem Kindle von Amazon kompatibel - es nutzt ein anderes Dateiformat.

Geht es nach Patzner, tritt Ahrensburg zum Juli dieses Jahres einem Verbund von 13 schleswig-holsteinischen Büchereien bei, die für ihre Nutzer bereits das Online-Angebot eingerichtet haben. "Onleihe zwischen den Meeren" heißt es. Weil die Stadtbücherei für die Einführung Geld braucht, muss nun die Politik in Ahrensburg entscheiden.

Die Einrichtung kostet laut einer Verwaltungsvorlage einmalig 4391 Euro und pro Jahr 6016 Euro, von denen 4000 Euro für den Neuanschaffungsetat des Verbundes sind. Derzeit verfügt "Onleihe zwischen den Meeren" über einen Bestand von 6500 Medien. "Das wird sich aber recht schnell verdoppeln", schätzt Patzner. Vor allem dann, wenn weitere Mitglieder hinzukämen. Der Verbund greift dabei auf den Service der der divibib GmbH zurück, die eine Tochter der ekz.bibliothekenservice GmbH ist

"Wir würden gern zum nächstmöglichen Termin im Juli starten. Das wäre auch realistisch", sagt Patzner. Dann könnten die Ahrensburger Büchereinutzer sieben Tage in der Woche rund um die Uhr E-Books entleihen. Der Büchereichef sagt: "Das System funktioniert komplett selbstständig." Nur bei der Einrichtung seien sicherlich einige Kunden auf Hilfe angewiesen, weil Software auf ihren E-Book-Readern installiert werden müsse.

Der gebürtige Schwabe Patzner, seit März 2012 Leiter der Ahrensburger Stadtbücherei, hatte die Onleihe bereits in der Stadt Lauenburg eingeführt. Der gelernte Informatiker erläutert: "Wer ein E-Book ausleiht, bekommt eine Datei im sogenannten epub-Format, einer pdf-Datei ähnlich. Der Nutzer kann sie nur bis zum Ablaufdatum öffnen." Danach habe er keinen Zugriff mehr, die Datei werde für den nächsten Nutzer freigeschaltet.

Auch Zeitschriften und Zeitungen lassen sich über "Onleihe zwischen den Meeren" mithilfe eines E-Book-Readers lesen. Dagegen funktioniere die Online-Ausleihe von Musik nicht so gut, sagt Thomas Patzner. "Da ist einfach das Angebot nicht aktuell genug", hat der Büchereichef beobachtet.

Zusätzliche Kosten sollen den Nutzern mit der Einführung nicht entstehen, versichert Patzner. Erwachsene zahlen pro Jahr damit weiterhin zwölf Euro. Patzner: "Würden wir eine zusätzliche Gebühr erheben, wäre das Projekt gestorben." Er wolle auch die Menschen erreichen, die nicht so viel Geld für die Kultur übrig haben. "Deshalb werden wir dann auch E-Book-Reader verleihen", sagt er. Denn nicht jeder könne sich die teuren Geräte leisten.

Vorreiter in Stormarn ist die Bücherei in Reinbek. "Wir sind seit der Gründung des Verbundes im Oktober 2011 dabei", sagt Bibliotheksleiter Mark Yeesune-Hlong. "Unsere Erfahrungen sind sehr positiv, für mich gar überraschend gut." Die Kunden gewöhnten sich an das neue Angebot. Auch er sieht es nicht als Konkurrenz zu konventionellen Druckerzeugnissen. "Unsere Aufgabe ist es auch, den Umgang mit Medien zu vermitteln", sagt Yeesune-Hlong.

Auch die Oldesloer Bibliothek steht vor einem Beitritt. Sie stellt ihren rund 4000 Nutzern ab Juni die Onleihe zur Verfügung. "Nach der Einführung des Onleihe-Verbundes in Schleswig-Holstein ist auch bei uns die Nachfrage deutlich gestiegen", sagt Jens Geißler, Leiter der Bücherei der Kreisstadt. "Immer mehr Leute haben bereits die Endgeräte und wünschen sich, dass wir ihnen dazu etwas bieten können." Viele Kommunen stünden vor einem Beitritt zum Verbund, hat er beobachtet. Auch weitere Stormarner Einrichtungen seien darunter. Die Oldesloer Kommunalpolitiker haben das Vorhaben bereits im Zuge ihrer Haushaltsberatungen für 2013 abgenickt. In Ahrensburg müssten die Kosten für die Einführung dagegen erst über einen Nachtragshaushalt gedeckt werden.

Der Bildungs-, Sport- und Kulturausschuss der Stadt diskutiert am Donnerstag, 31. Januar, über das Onleihe-System. Die Mitglieder des Ausschusses treffen sich um 19.30 Uhr im Sitzungszimmer im sechsten Stock des Rathauses (Manfred-Samusch-Straße 5).