Jeden Sonnabend stellen wir einen Stormarner Verein und dessen Mitglieder vor. Heute: der Aquarien-Terrarien-Verein Bargteheide.

Ein Diskusfisch zum Mitnehmen, bitte." So ähnlich läuft es auf den Tauschbörsen des Aquarien-Terrarien-Vereins Bargteheide ab. Jeder Pflanze und allen Tieren, die auf diesen Börsen angeboten werden, ordnen die Hobbyzüchter einen Tauschwert in Euro zu.

Wer etwas haben möchte, bekommt vom jeweiligen Anbieter einen Zettel mit dem Betrag des Tauschwerts und seiner Unterschrift. Der Betrag wird an der Börsenkasse bezahlt und auf dem Zettel quittiert, anschließend wird der Zettel dem Züchter zurückgegeben - und Tiere oder Pflanzen wechseln den Besitzer.

Diese Tier- und Pflanzentauschbörsen sind fester Bestandteil des Aquarien-Terrarien-Vereins. Hobbyzüchter aus vielen Teilen Norddeutschlands kommen dann nach Bargteheide, um ihre Nachzuchten anzubieten. Auch einige Mitglieder des Vereins geben ihre Tiere und Pflanzen ab. Andere sind nur dabei, um Besucher bei Problemen zu beraten oder auch Wassertests zu machen.

Die fünfköpfige Jugendgruppe ist auf der Suche nach Verstärkung

Im September 1975 riefen Helmut Telle, Fritz Präkel, Rainer Münster, Jan Kassen-Drews und Wulfart Matzek den Verein ins Leben. Aus Altersgründen ist keines der Gründungsmitglieder mehr aktiv. Telle, der bis vor zwei Jahren dem Vorstand angehörte, Präkel und Münster leben nicht mehr. Die anderen beiden sind ausgestiegen.

"Bei der ersten Vereinssitzung waren etwa 45 Leute da. Der Raum war voll", sagt Inge Lindner, Schriftführerin des Vereins. Heute sind es noch 33 Mitglieder, hinzu kommt eine fünfköpfige Jugendgruppe. Eckhart Westerwick, 54, ist seit vier Jahren Vorsitzender der Aquarianer. Im Verein ist er seit 2006. Der zweite Vorsitzende Hans Joachim Schmelling ist schon seit etwa 15 Jahren dabei und seit zwei Jahren in der Führungsriege.

Sprecher der kleinen Jugendgruppe ist Felix Zilm. "Leider waren schon immer wenige Mitglieder im Jugendverein", sagt er. "Die meisten Jugendlichen interessieren sich heutzutage einfach nicht für Aquarien." Wie in vielen anderen Vereinen wird auch hier dringend Nachwuchs gesucht.

Der einzige Terrarianer hält Schildkröten und Schwanzlurche

"Unser Problem ist, dass viele nach dem Schulabschluss woanders hinziehen oder neben Ausbildung oder Studium keine Zeit mehr für den Verein aufbringen können", sagt Hans Joachim Schmelling. Um Jugendliche für das Hobby zu begeistern, arbeiten die Aquarianer auch eng mit einigen Schulen zusammen. Andreas Petitjean kümmert sich an der Grundschule Grönwohld seit eineinhalb Jahren mit einer Gruppe von Kindern um drei Aquarien. "Die Kinder der Aquaristik-AG haben die Aquarien selbst eingerichtet. Wir machen regelmäßig Tümpeltouren und führen Wassertests durch", sagt Petitjean. Zwei Grundschüler waren auch schon einmal bei der Tauschbörse.

Im Verein gibt es fünf aktive Züchter. Alle anderen haben zwar Aquarien mit Fischen zu Hause, aber kümmern sich hauptsächlich um die Pflege und nicht um Nachzuchten. Michael Karner ist der einzige Terrarianer im Verein. Er besitzt vier Schildkröten und einige Schwanzlurche, die sogenannten Axolotl. Außerdem züchtet er Diskusfische.

Jährlich rund 50 Veranstaltungen von der Tauschbörse bis zur Tümpeltour

Der "Vereinsoldie" Rudolf Ziggel aus Bargteheide ist bereits 90 Jahre alt und engagiert sich seit 1985 im Verein. Er züchtet Garnelen in seinem Aquarium. Rudolf Ziggel ist ebenso wie seine Frau Annemarie und Inge Lindner Ehrenmitglied.

Zu den jüngeren Mitgliedern gehört Christian Bolzmann. Der 21-Jährige war bis vor drei Jahren noch in der Jugendgruppe tätig. "Ich habe mit zehn Jahren ein Aquarium von meinem Vater, der auch Mitglied im Verein ist, geschenkt bekommen. Danach hat er mich auf Tauschbörsen und manchmal auch zu den Vereinstreffen mitgenommen", sagt Bolzmann. Er habe angefangen, sich für Fische und Züchtungen zu interessieren. "Schließlich bin auch ich in den Verein eingetreten, um mehr darüber zu erfahren", sagt er.

Der Verein ist Mitglied im Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA). In der Zentrale können zum Beispiel DVDs für die Vereinsabende ausgeliehen werden. Zudem bietet der VDA auch Versicherungen gegen Wasserschäden und Beratung bei Rechtsfragen.

Etwa 50 Veranstaltungen organisiert der Bargteheider Aquarienverein im Jahr. Zu den Höhepunkten zählen die sechs Zierfisch- und Pflanzenbörsen. Die Vorbereitungen sind jedes Mal sehr umfangreich. Dutzende von Aquarien und Terrarien, Tiere und Pflanzen müssen in die Albert-Schweitzer-Schule transportiert und aufgestellt werden. Aber der Einsatz zahlt sich aus: Zu den Börsen kommen auch Menschen aus Rostock, um die bunte Artenvielfalt zu bewundern.

Bei den Treffen geht es vor allem um den Austausch von Erfahrungen

Weitere Vereinsveranstaltungen sind Familienausflüge, die traditionelle Tümpeltour am Karfreitag und die Vatertagstour. "Bei den Tümpeltouren passen wir natürlich immer auf, dass wir nicht in Naturschutzgebieten fischen oder womöglich geschützte Arten stören", sagt der Vorsitzende Eckhart Westerwick. Dem Verein gehe es vor allem um die Gemeinschaft, die mit jedem Treffen gestärkt werde. Einmal im Jahr gibt es eine Zwei-Tages-Tour.

Die Aquarianer wollen außerdem beim Bargteheider Stadtfest und beim Sommerfest des Ahrensburger Naturschutzvereins Jordsand mitmachen. Bei den Treffen, zu denen die Mitglieder jeweils am zweiten und vierten Montag im Monat in die Albert-Schweitzer-Schule kommen können, gibt es Vorträge oder Filme zu den unterschiedlichsten Themen. Am wichtigsten ist den Mitgliedern allerdings der Erfahrungsaustausch.

"Zweimal im Jahr treffen wir uns auch mit dem Aquarianer-Verein Bad Doberan, zu dem seit der Wiedervereinigung 1989 eine enge Verbindung besteht", sagt Rudolf Ziggel, "wir legen sehr viel Wert darauf, dass diese Freundschaft weiterhin gepflegt wird." Einige Mitglieder sind im Urlaub auch schon in die Gegenden gefahren, in denen die Zierfische ursprünglich zu Hause sind. Hans Joachim Schmelling war bereits am Amazonas und brachte dann über einen Exporteur einige Killifische und Zwergbuntbarsche nach Deutschland. Rudolf und Annemarie Ziggel schnorchelten vor der Küste von Kenia am Riff und an den Malediven im Indischen Ozean.

Viermal im Jahr erscheint die Vereinszeitung. Diese wird von fünf Mitgliedern erstellt. In den Heften stellt der Verein sich und seine Arbeit vor. Es geht um Rückblicke auf Ausflüge und für die nächste Zeit geplante Veranstaltungen. Im jüngsten Vorwort betont der Vorsitzende Eckhart Westerwick, dass die traditionellen Aktionen wie die Heimschau, die Tümpeltouren an Karfreitag, der große Himmelfahrtsausflug und die Weihnachtsfeier wieder vorgesehen sind. Zwischen diesen Höhepunkten dürften sich die Mitglieder auf lustige Klönschnacks und den einen oder anderen Referentenbesuch freuen. Westerwicks Fazit: "Im Schwarm fühlen wir uns wohler."

Alle Folgen der Serie finden Sie unter www.abendblatt.de/meinverein