Birgit Wille soll bei Behördenärger vermitteln. Längst beklagen sich viele Menschen bei ihr, dass das Geld kaum noch zum Wohnen reiche

Barsbüttel. Schleswig-Holsteins Bürgerbeauftragte Birgit Wille beobachtet, dass immer mehr Menschen - insbesondere ältere - mit ihrem Geld nicht mehr auskommen. Als Ursache dafür macht sie insbesondere im Hamburger Umland steigende Kosten fürs Wohnen aus. "Die Mieten werden immer teurer, Energie auch. Da wird es sehr schwer, mit dem Geld auszukommen", sagt Wille. "Oft trifft es sogar Bevölkerungsgruppen, die bisher immer mit ihrem Geld ausgekommen sind."

Das erfährt die Bürgerbeauftragte täglich während ihrer Gespräche: "Wenn sich immer mehr Leute unabhängig voneinander beschweren, dass es ein bestimmtes Problem gibt, dann ergibt das als Ganzes ein klares Bild: Hier liegt strukturell etwas im Argen, hier wächst ein gesellschaftliches Problem heran." Ihre Schlussfolgerung: "Das Land wird angehalten sein, den sozialen Wohnungsbau wieder stärker als bisher anzukurbeln."

Die vom Landtag gewählte Bürgerbeauftragte, nunmehr im zwölften Amtsjahr, betritt mit derlei Forderungen auch ein wenig Neuland. Zu ihren ureigensten Aufgaben zählt eigentlich, zu helfen und zu vermitteln, wenn Menschen Probleme etwa mit Sozialleistungsträgern oder Krankenkassen haben. Zu prüfen: Sind Bescheide in Ordnung, haben Behörden ermessensfehlerfrei entschieden? Oft genug sei das eine oder das andere eben nicht der Fall, sagt sie, die kraft ihres Amtes dafür sorgen möchte, dass Bürger und Behörden einander auf Augenhöhe begegnen können: Rund 3600 Fälle landen jährlich auf dem Schreibtisch Willes und ihrer Mitarbeiter. 88 Prozent der Betroffenen kann geholfen werden.

Besonders häufig geht es um Hartz IV. Jeder dritte Hilfesuchende fällt Willes Worten zufolge in diese Kategorie. "Weil die Fehlerhäufigkeit in diesem komplexen Bereich sehr hoch ist", so Wille. Von der Größe her ist es nahezu exakt die Gruppe, mit der sich die Bürgerbeauftragte seit Einführung des Arbeitslosengelds II zusätzlich beschäftigen muss. "Damals sind die Fallzahlen von zuvor 2400 pro Jahr auf 3600 gestiegen."

Birgit Wille hat noch ein weiteres Anliegen, das in den Bereich politische Forderung fällt: Sie wünscht sich einen unabhängigen Pflegestützpunkt in Stormarn, eine neutrale Beratungsstelle, in der jeder Informationen und Hilfe bekommen kann. "Pflegebedürftigkeit trifft die meisten Menschen plötzlich. Da ist es wichtig, dass es jemanden gibt, der einem erzählen kann, wie alles funktioniert", sagt sie.

In fast allen Kreisen in Schleswig-Holstein gebe es bereits solche Pflegestützpunkte. Einzige Ausnahmen: Ostholstein und ausgerechnet das wohlhabende Stormarn. Sie hoffe, dass sich nach der Kommunalwahl im Mai etwas bewege, sagt Wille. Und Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller hat bereits einen Vorschlag, wo der Pflegestützpunkt installiert werden könnte: im Bürgerhaus der Gemeinde.