Ahrensburger Wählergemeinschaft verliert fünf Funktionsträger auf einmal. Chef Hinrich Schmick sieht dagegen keine Probleme.

Ahrensburg. Die Wählergemeinschaft Ahrensburg für Bürgermitbestimmung (WAB) steht vor einem großen Einschnitt. Gleich acht Personen ziehen sich auf einen Schlag aus der politischen Arbeit zurück. Der WAB-Vorsitzende Hinrich Schmick, selbst seit 18 Jahren für die Wählergemeinschaft aktiv, sagt: "Dieser Personalwechsel ist tatsächlich einmalig." Nach Angaben des Vorsitzenden hat die Wählergemeinschaft insgesamt zwischen 25 und 30 Mitglieder.

Überraschend kam der Rückzug der bürgerlichen Mitglieder Karin Pöhlsen, Jürgen Siemers und Detlef Steuer bei der Fraktionssitzung am Dienstag, 8. Januar. In der WAB gelten sie als aktive und fleißige Mitglieder. "Ich bedaure den Schritt sehr", sagt etwa der WAB-Stadtverordnete Uwe Grassau. "Es ist unstrittig, dass sie sich aktiv eingebracht haben. Vor ihrer Leistung ziehe ich den Hut."

Schmick beteuert: "Es liegt nicht an inhaltlichen oder persönlichen Streitereien." Vielmehr sei es ihnen darum gegangen, mit ihrer Arbeit eine größere Wirkung zu erzielen. "Ihre Ansprüche waren dabei manchmal zu hoch", sagt der Fraktionschef.

Deutlicher wird Jürgen Siemers. Der 67-Jährige war sieben Jahre aktiv und vertrat als bürgerliches Mitglied hin und wieder Uwe Grassau im Werkausschuss. "Es geht darum, dass die WAB eine Runderneuerung braucht. Dazu bedarf es jüngerer Leute um die 40." Doch gebe es kaum Bürger, die bereit seien, sich zu engagieren und den hohen Aufwand zu betreiben. "Das ist ein Full-Time-Job. Man muss sämtliche Vorlagen durcharbeiten", erläutert Siemers. Um dies bewerkstelligen zu können, brauche man eine gute und vor allem große Mannschaft. Und die vermisse er. Detlef Steuer und Karin Pöhlsen wollen sich zu ihren Gründen nicht öffentlich äußern.

Ihr plötzlicher Schritt blieb nicht ohne Folgen. Gerhard Jakubowski und Andreas Puk zogen sich wenig später ebenfalls zurück. Für den 67-Jährigen Puk sei der Schritt der anderen das I-Tüpfelchen gewesen. "Wenn nun sogar sehr aktive Mitglieder das Handtuch werfen, frage ich mich, wo das hinführen soll", sagt er. Nur drei Tage nach der Fraktionssitzung verkündete Puk, dass er aus der WAB austritt.

"Ich sehe für die Zukunft der WAB wenig Chancen und ich glaube, dass sie kommunalpolitisch kaum noch Einfluss ausüben kann oder wird", sagt Puk, der sich seit 2009 für die Wählergemeinschaft engagiert hatte. So vermute er, dass die WAB nicht erneut fünf Mandate gewinnen kann.

Zu seinen persönlichen Gründen für den Austritt sagt er: "Ich ärgere mich vor allem, dass in Fraktionssitzungen besprochene Dinge in Ausschusssitzungen und Stadtverordnetenversammlungen plötzlich nicht mehr umgesetzt werden." Puk kritisiert besonders die Leitung des Umweltausschusses durch Dieter Heidenreich. "Sie ist dem Image der WAB wenig förderlich." Zudem sei die Personaldecke der Fraktion dünn. "Die monatlichen Treffen der WAB im Restaurant Casa Rossa sind nicht auf die erhoffte Resonanz gestoßen." Die Werbung neuer Mitglieder sei nicht befriedigend gelaufen. "Möglicherweise spielt dabei auch die Politikverdrossenheit eine Rolle", so der 67-Jährige.

Zu den plötzlichen Rückzügen kommt noch, dass Horst Aschmann, Peter Ipsen und Dieter Brandt aus Altersgründen ausscheiden. Der 74 Jahre alte Brandt, der für die WAB im Finanzausschuss saß, sagt: "Herr Aschmann und ich hatten bereits im vergangenen Jahr angekündigt, für eine weitere Legislaturperiode nicht mehr zur Verfügung zu stehen." Seinen Platz im Finanzausschuss soll offenbar Peter Egan übernehmen.

Schmick betont, es gebe keine Schwierigkeiten, den personellen Aderlass auszugleichen. "Wir haben fünf Personen, die sich neu engagieren wollen", sagt er. Die Namen will er jedoch noch nicht nennen. "Am kommenden Dienstag wollen wir das festzurren." Zudem sagt er: "Die fünf Stadtverordneten wollen nach derzeitigem Stand auch wieder antreten." Für die erste Reihe brauche die WAB acht bis zehn Personen für ihre Arbeit. Andererseits gibt Schmick zu, dass es generell schwer falle, neue Mitglieder zu werben. "Die Resonanz auf unsere Treffen ist nicht so, wie wir es uns erhofft hatten", sagt er. "Wir können nicht mit Bundestags- oder Landtagsmitgliedern locken, wenn wir Bürger zu den Treffen einladen."

Zudem kümmere sich die WAB nur um Ahrensburg. Wer also politische Ambitionen habe, die über die Stadt hinausgehen, sei in der Wählergemeinschaft fehl am Platz. Der Fraktionschef sagt: "Eine solche Karriere können wir ambitionierten Leuten nicht bieten." Die Bemühungen, weitere Mitglieder zu gewinnen, gehen somit weiter. Für den 5. Februar ist erneut ein WAB-Treffen im Casa Rossa angesetzt. Thema des Treffens soll sein: Politische Arbeit in Ahrensburg.