Sieben Ämter gründen den IT-Verbund Stormarn, um technisch auf dem neuesten Stand zu sein. Doch die größte Stadt im Kreis macht nicht mit.

Ahrensburg. Die Stadt Ahrensburg schlägt einen Sonderweg ein. Anders als die Städte Reinbek, Bad Oldesloe, Reinfeld und Bargteheide will sich die Stadtverwaltung nicht an dem IT-Verbund Stormarn beteiligen, dessen Bildung der Kreis angestoßen hatte. Das Unternehmen in Form einer Anstalt öffentlichen Rechts soll die Computersysteme der Verwaltungen vereinheitlichen und den technischen Service in einem Rechenzentrum in Bad Oldesloe zentralisieren. Das Unternehmen startet am 1. Juli mit der Arbeit und soll die einzelnen Spezialprogramme - etwa für die Einwohnerverwaltung oder die Abrechnung - innerhalb von zwei Jahren synchronisieren. Zudem wird eine zusätzliche Datenverbindung gemietet.

Ahrensburg war während der zweijährigen Vorbereitung des Vorhabens eigentlich als Mitglied vorgesehen, hatte selbst Interesse an einer Beteiligung signalisiert. Doch im Dezember 2012 kurz vor der Unterschrift unter die Verträge deuteten Vertreter der Verwaltung an, dem Verbund fernzubleiben. Entscheiden muss nun der Hauptausschuss über die entsprechende Vorlage der Stadtverwaltung.

"Wir sind im IT-Bereich technisch und personell sehr gut aufgestellt", sagt Bürgermeister Michael Sarach, "eine Kooperation würde uns nicht das bringen, was sie anderen bringt." Zudem will die Verwaltung offenbar vermeiden, Mitarbeiter für das neue Unternehmen nach Bad Oldesloe abzustellen, die sich um die Computer sowie die Software kümmern. Die Ahrensburger Verwaltung verfügt über vier Stellen für ihre EDV. "Ich muss auch die Sicherung des Personalbestands im Blick haben", so Sarach. Zwei Mitarbeiter müssten nach Bad Oldesloe in das neue Rechenzentrum des Verbunds wechseln. "Der Personalrat hat Bedenken geäußert", sagt Stadtsprecher Andreas Zimmermann. Nicht zuletzt sehe er die Gefahr, dass nach einer Anlaufphase Stellen gestrichen werden könnten.

Ahrensburg fürchtet durch Verbund den Verlust der Eigenständigkeit

Doch auch das Geld spielt eine Rolle. "Es würden Kosten auf uns zukommen, um überhaupt erst einmal auf den gemeinsamen Stand zu kommen", sagt Zimmermann. Zudem vermuten die Ahrensburger, ihre Eigenständigkeit werde in dem Verbund beschnitten. "Entscheidet der Verbund mehrheitlich, eine bestimmte Softwarelösung einzusetzen, müsste Ahrensburg sich fügen, auch wenn es selbst anders entscheiden würde", sagt der Stadtsprecher. Trotz der Gegenargumente will sich Michael Sarach für die Stadt ein Türchen offen halten. "Wir hatten Interesse an einer Kooperation und stehen dem Verbund auch weiterhin grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber", so der Verwaltungschef.

Landrat Klaus Plöger sagt dazu: "Ich wusste schon, dass Ahrensburg ein Wackelkandidat ist." Natürlich habe er sich gewünscht, dass die größte Stadt Stormarns mitmache, so Plöger. Doch sei der Verbund nicht gefährdet. "Das hat keine Signalwirkung. Entscheidend wird sein, ob der Verbund eine Erfolgsstory wird", sagt er. Ein Vorteil sei, dass ein Netz mit doppeltem Boden entstehe. Plöger: "Wenn zum Beispiel in Reinfeld mit dem Server etwas passiert, sind die Daten dennoch weiterhin in Bad Oldesloe in dem neuen Rechenzentrum abrufbar." Auf Dauer dürften sich laut Plöger auch Prozesse in der Verwaltung beschleunigen.

Das Nein aus Ahrensburg habe keine Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit, sagt auch Wolfgang Krause, Fachbereichsleiter Inneres in der Kreisverwaltung. "Wir konnten kurzfristig Reinfeld hinzugewinnen", so Krause. Statt rund 1200 Arbeitsplätze unter Einbeziehung der Ahrensburger Verwaltung sind es nun 1089, die der Verbund nun für die Mitglieder betreut. "Weitere Kommunen können sich auch jetzt noch anschließen. Auch für Ahrensburg ist das weiterhin möglich", sagt Krause.

Jedes Mitglied zahlt eine Einlage in das Stammkapital des Unternehmens. Vereinbart wurden 1000 Euro pro Arbeitsplatz. So verfügt der IT-Verbund über ein Stammkapital von 1.089.000 Euro. Die Einlagen müssen von den Trägern nicht bar bezahlt werden, sondern können auch durch Übertragung der Technik - also etwa den Wert der Computer - erbracht werden. Laut Krause wird es drei bis fünf Jahre dauern, bis die Betriebskosten durch den Verbund niedriger sind als derzeit.

Auch die Stadt Glinde beteiligt sich zunächst nicht an dem Verbund. "Wir haben in den Jahren 2010 und 2011 rund 100.000 Euro in moderne Technik investiert und neue Mitarbeiter eingestellt", sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Daher sei es derzeit nicht sinnvoll für die Stadt, die Systeme umzustellen. "Wir bleiben aber auf Stand-by und bekommen Informationen von dem Verbund", so Zug. 2015 werde man in Glinde erneut über das Thema beraten.

Städte wie Reinbek oder Bargteheide versprechen sich hingegen viel von der neuen Kooperation. "Wir machen aus vollster Überzeugung mit", sagt Axel Bärendorf, Bürgermeister von Reinbek.

"Ich bin mir sicher, dass kleine und mittlere Kommunen spätestens in fünf bis sieben Jahren als die Unwissenden dastehen, was die IT-Kompetenz angeht", so der Reinbeker Verwaltungschef. Sie könnten ganz einfach das Personal nicht mehr anlocken oder halten, das für den ständigen Wandel der Technik notwendig sei. Die Mitarbeiter müssten zum Beispiel in der Lage sein, mit privaten Anbietern verhandeln zu können. Dazu sei es unerlässlich, auf dem Stand der Dinge zu sein.

Einstimmig haben die Stadtpolitiker in Bargteheide dem Anschluss an den Verbund zugestimmt. "Durch den Beitritt können wir das Fachwissen in unserem Haus erhöhen", sagt Bürgermeister Henning Görtz. Zudem würden die Anforderungen an die Datenverarbeitung stetig steigen. Görtz: "Gerade für das Meldewesen und den Haushalt sind größere Anwendungen nötig." Auch für die weitere Modernisierung der Systeme sei der Verbund vorteilhaft, so Görtz. "Mit 68 Arbeitsplätzen in unserer Verwaltung sind wir ein kleines Licht gegenüber den mehr als 1000 Arbeitsplätzen des Verbunds", sagt er. So reduzierten sich die Kosten pro Arbeitsplatz.

Einen ähnlichen Verbund haben die Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg bereits vor zwei Jahren gegründet. Nordbits heißt das Unternehmen. "Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht", sagt Hans-Martin Skopianka, Sprecher des Kreises Nordfriesland. Ein Vorteil sei etwa, dass Sachbearbeiter Spezialprogramme nicht mehr auf ihrem eigenen Computer installiert haben müssten. "Das Programm liegt zentral auf einem Rechner, auf den die Mitarbeiter in den verschiedenen Verwaltungen zugreifen können", sagt er. "Updates müssen so nicht mehr auf jeden einzelnen Rechner installiert werden", so der Sprecher weiter. Beide Kreise teilen sich zudem einen Leiter für den IT-Bereich.

Der Ahrensburger Hauptausschuss befasst sich heute Abend in seiner Sitzung ab 19.30 Uhr im Rathaus (Manfred-Samusch-Straße 5) mit dem IT-Verbund.