Experten vermuten, dass es sich bei dem Bauwerk in Ahrensburg um einen Eiskeller handelt. Forschungen könnten die endgültige Antwort geben.

Ahrensburg. Um das Ahrensburger Schloss ranken sich allerlei kuriose Anekdoten, Gerüchte und auch die ein oder andere Spinnerei. Das bringt ein so betagtes und zugleich bedeutendes Gebäude mit sich. Bald könnte sich ein weiteres Geheimnis lüften, das unter dem Boden des Schlossparks ruht, von Büschen überwuchert. Es handelt sich möglicherweise um den Kühlschrank der Familie Schimmelmann. Im 18. Jahrhundert bewahrte man verderbliche Speisen in sogenannten Eiskellern auf. Ein solcher steht zum Beispiel in Jersbek. Aber auch die Ahrensburger sind einem solchen Gebäude auf die Spur gekommen. Die Kulturstiftung der Sparkasse Holstein hat jetzt 1400 Euro für weitere Nachforschungen bereitgestellt.

"Als ich 2004 die Leitung des Museums am Schloss übernahm, hatten wir plötzlich ein Loch im Park", erinnert sich Tatjana Ceynowa, Leitern des Schlossmuseums und Geschäftsführerin der Schlossstiftung. Dabei sei ein gemauertes Gewölbe zutage getreten. Zur Sicherung wurde zunächst eine schwere Stahlplatte auf das Loch gelegt, weil Einsturzgefahr bestand. Ceynowa: "Damals hatte ich so viele andere Baustellen hier."

Das Gebäude ließ sich offenbar bis in die 1950er-Jahre betreten

Einige Zeit später nahm Ceynowa dann Kontakt zum archäologischen Landesamt auf. "Die sollten dort Messungen vornehmen", sagt die Museumsleiterin. Ingo Clausen, Leiter der Außenstelle Neumünster des Instituts und unter anderem für Stormarn zuständig, war im Schlosspark, um sich ein Bild zu machen. "Ich habe in das Loch unter der Stahlplatte mit einer Taschenlampe geleuchtet", erinnert er sich. Auch einige Fotos machte er. Clausen blickte auf einen mit Ziegelsteinen gemauerten Gewölbekeller. Ob es sich nun um einen Eiskeller handelt, könne er nicht sagen, ebenso wenig, in welchem Jahrhundert das Gemäuer erbaut worden ist. Clausen: "Normalerweise sehen die anders aus. Die gutsherrschaftlichen Eiskeller sehen eher aus wie ein Brunnen mit einem Durchmesser von rund fünf Metern."

Seines Wissens habe das Gewölbe noch in den 1950er-Jahren freigelegen. "Es diente damals den im Schloss untergebrachten Flüchtlingen als Unterstand für Fahrräder und Mofas", sagt er.

Diese Version bestätigt auch Karin Voß, zweite Vorsitzende des Historischen Arbeitskreises Ahrensburg. "Nach dem Krieg haben wir als Schulkinder dort gespielt", erinnert sie sich. Bei dem Gebäude handele es sich um einen Vorratskeller, den die Familie Schimmelmann - anders als das neben dem Schloss auf der Insel stehende Wirtschaftsgebäude - nicht abgerissen habe. "Es führte ein Treppe aus gebrannten Ziegelsteinen tief in die Erde hinunter", sagt Voß. Dieser gruselige Ort habe die Schulkinder damals angezogen. Voß: "Anfang der 50er-Jahre hat die Stadt es dann aber zuschütten lassen, weil es ziemlich baufällig war." Fotos gebe es wohl keine aus jener Zeit, meint Voß.

Tatjana Ceynowa hofft nun auf das Institut für Geophysik an der Universität Hamburg. "Die haben dort das nötige Gerät wie etwa ein Erdradar", sagt die Museumsleiterin. Zudem sei die Erkundung dann günstiger und fachlich in den richtigen Händen. Ceynowa: "Es handelt sich um ein spannendes Thema für eine Diplomarbeit." Kontakt zu einem Dozenten gebe es bereits.

Auch Fabian Dorow vom Ahrensburger Ordnungsamt hofft, dass das Rätsel bald gelüftet wird, was genau sich unter dem Rasen des Schlossparks verbirgt. "Eigentlich wollen wir noch in diesem Jahr ermitteln, womit wir es da zu tun haben", sagt er. Daher habe man das Projekt von der Sanierung der übrigen Außenanlage losgelöst. "Wir würden das Gebäude schon in eine künftige Inselnutzung einbeziehen wollen."

Aber es gibt auch kritische Stimmen. Karin Voß hält es nicht für vorrangig, nun die Stelle aufzugraben und den Keller freizulegen."Das kostet doch nur viel Geld. Wichtiger ist die Entschlammung des Schlossgrabens." Auch Tatjana Ceynowa sagt, es gebe derzeit dringlichere Aufgaben. "Der Graben ist eine große Baustelle", sagt sie. Zudem gelte es, weiteres Geld für die Innensanierung des Schlosses zu akquirieren. "Mittlerweile haben wir dabei 1,8 Millionen Euro verbaut", sagt sie. Doch gebe es weiterhin einen Bedarf von 1,3 Millionen Euro. Ceynowa: "Erst dann ist der Zustand fürs Erste gut und alle Brandschutzbestimmungen erfüllt."

Den Vorrang der Innensanierung sieht auch der Landeskonservator Michael Paarmann. "Auf der Prioritätenliste hat der Außenbereich derzeit nicht die oberste Stellung", sagt er. "Jetzt ein weiteres Fass aufzumachen, halte ich nicht für sinnvoll", so Paarmann. Zudem müsse für den Schlosspark ein umfassendes Revitalisierungskonzept umgesetzt werden, das vor einigen Jahren von einem Hamburger Büro erstellt worden sei. Der Landeskonservator sagt: "Ich bin ein Gegner der Schatzgräbermentalität. Auch im Außenbereich muss mit wissenschaftlicher Vernunft agiert werden."