2013 beginnt der umstrittene Ausbau der Landesstraße 90. Gemeinde will Anlieger an Kosten beteiligen. Doch einige wehren sich.

Todendorf. Trotz mehrerer ungeklärter Konflikte mit den Anliegern wird die Gemeinde Todendorf Anfang 2013 mit dem umstrittenen Ausbau der Landesstraße 90/Hauptstraße beginnen. Ab 14. Januar soll die Straße auf einer Länge von rund 1,1 Kilometern saniert und ausgebaut werden. Die Fahrbahn wird um etwa einen Meter auf sechs Meter verbreitert. Am westlichen Straßenrand wird zudem ein 2,50 Meter breiter Gehweg errichtet. Auch soll eine neue Entwässerungsanlage gebaut werden. Damit dem Vorhaben nichts mehr im Weg steht, wird einigen Anliegern nun mit Enteignung gedroht.

Die Kosten für den Ausbau betragen rund 1,8 Millionen Euro. 800.000 Euro übernimmt das Land. Den Rest muss die Gemeinde zahlen - und sie will die Anlieger der Hauptstraße mit voraussichtlich 55 Prozent an diesen Kosten beteiligen. Auf einige Anwohner werden fünfstellige Beträge zukommen. "Hier werden Menschen in den Ruin getrieben", sagt Anlieger Uwe Niemeier. "Die Summen sind unzumutbar", sagt auch Nicole Dreger. "Wir sind bereit, einen Teil der Kosten zu übernehmen. Aber nicht so viel." Sie selbst muss voraussichtlich 3000 Euro zahlen, bei ihren Eltern Herbert und Rita Brügmann sind es 28.000 Euro.

Die alte Landesregierung hat im März dieses Jahres das Kommunalabgabengesetz geändert. Seitdem ist es den Kommunen selbst überlassen, ob und in welcher Höhe sie die Anlieger an den Kosten eines Straßenausbaus beteiligen. In Todendorf haben die Gemeindevertreter den Anteil bereits vor einigen Jahren auf 55 Prozent festgesetzt - und das auch nach der Änderung des Kommunalabgabengesetzes beibehalten. Wie viel Geld jeder einzelne Anlieger zahlen muss, ist unter anderem von der Größe des Grundstücks abhängig.

Die genaue Summe wird allerdings erst nach Abschluss der Bauarbeiten feststehen. Dann wird die Gemeinde die Gebührenbescheide an die Anlieger verschicken. "Erst ab diesem Zeitpunkt haben wir die Möglichkeit, dagegen zu klagen", sagt Uwe Niemeier. Er ist sich noch nicht sicher, ob er diesen Schritt gehen wird. "Es ist alles sehr unbefriedigend", sagt er. Niemeier hält den geplanten Ausbau für übertrieben - ähnlich wie die meisten der 35 Parteien, die an der Hauptstraße leben. "Der Gehweg ist viel zu breit", sagt er. "Die Gemeindevertreter hätten frühzeitig mit den Bürgern sprechen müssen. Dann hätte man alles ganz anders planen können." So sieht das auch Nicole Dreger. "Ich bin enttäuscht, dass wir kein Mitspracherecht hatten", sagt sie. "Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Dabei sollte man doch gerade in so einem kleinen Dorf miteinander reden können."

Ebenfalls noch nicht geklärt ist, was in Höhe des Hauses von Anett Sarkander passieren wird. Denn damit der Ausbau wie geplant vorgenommen werden kann, müsste die Todendorferin etwa elf Quadratmeter ihres Grundstücks abtreten. Bisher weigert sie sich jedoch. Bürgermeister Hans-Joachim Dwenger (Wählergemeinschaft) droht deshalb jetzt mit einer Enteignung. "Ich hoffe aber immer noch auf eine Einigung", sagt er. "Da dieser Bauabschnitt erst etwas später an der Reihe ist, bleibt mir noch ein bisschen Zeit zum Verhandeln. Wenn wir jedoch zu keiner Lösung kommen sollten, werden wir eine Enteignung anstreben."

Anett Sarkander erklärte gegenüber der Stormarnausgabe des Abendblatts, grundsätzlich dazu bereit zu sein, die Fläche abzutreten. "Aber mir wurde bisher noch kein vernünftiges Angebot gemacht", sagt sie. "Mit mir hat in letzter Zeit niemand mehr über dieses Thema gesprochen." Sarkander ist verärgert über den schlechten Umgang der Todendorfer miteinander, der seit dem Streit über den Ausbau der Hauptstraße herrsche. Sie will der Gemeinde deshalb bald den Rücken kehren. "Meine Familie lebt seit fünf Generationen in Todendorf", sagt sie. "Nun hat man es geschafft, uns aus dem Ort zu vertreiben."

Den Auftrag für den Ausbau der Hauptstraße hat die Firma Tief- und Straßenbau Schwerin (TSS) bekommen. Deren Geschäftsführer Hans-Joachim Klatt sagt: "Wir wollen nicht der Gegner der Anlieger sein, sondern mit ihnen sprechen." Die Bauarbeiten werden in drei Abschnitten vorgenommen. Los geht es im Januar parallel an den beiden Ortseingängen. Anschließend wird die Fahrbahn von der Straße Rönnbaum bis zur Altenfelder Straße saniert. Zuletzt ist die Strecke zwischen Waldweg und Rönnbaum an der Reihe. Der genaue Zeitplan für die einzelnen Bauabschnitte steht noch nicht fest. Für den Durchgangsverkehr wird das Dorf während der Arbeiten gesperrt sein. Die Umleitung erfolgt von Oetjendorf über die K 98, die L 92 und die B 404.