Der geplante Verkauf des Gemeindehauses in Ahrensburg erzürnt die Mitglieder, die eine Versammlung zum Thema fordern.

Ahrensburg. Der Plan der evangelischen Kirchengemeinde Ahrensburg, das Gemeindehaus und das dazugehörige Pastorat der St. Johanneskirche zu verkaufen, um Geld in die leeren Kassen zu bekommen, macht Mitglieder wütend. "Von einem offenen Prozess kann nicht die Rede sein. Gemeindehaus und Pastorat sollen abgerissen werden", sagt Barbara von Kries, Vorsitzende des Freundeskreises der Kirchenmusik. Sie ist empört, dass die Gemeinde bisher nicht offiziell über diese Vorgänge informiert worden sei.

Mehr noch. "Man hat uns Maulkörbe umgehängt, damit die Nachricht nicht vorzeitig nach außen dringt. Der Beschluss im Kirchengemeinderat soll am 22. Januar erfolgen", sagt von Kries, die selbst im Kirchengemeinderat ist. Sie will die Entwicklung nicht widerspruchslos hinnehmen: "Wir sind bereit umzudenken und auch abzugeben. Aber wir lassen uns nicht plattmachen."

"Wir" - das sind der Freundeskreis der Kirchenmusik und die Kantorei, die sich zu einem Gremium zusammengetan haben, um den Beschluss im Januar abzuwenden. Erster Schritt ist ein Brief an alle Mitglieder des Kirchengemeinderats, der in Kopie an Bischöfin Kirsten Fehrs, Bischof Gerhard Ulrich und Propst Hans-Jürgen Buhl gegangen ist. Die Initiatoren fordern, die Entscheidung über den Verkauf von Pastorat und Gemeindehaus um mindestens drei Monate auszusetzen. "Unsere Hoffnung ist, dass ein neuer Entscheidungsprozess beginnt, an der auch wirklich die gesamte Gemeinde beteiligt ist", sagt von Kries.

Die Ahrensburger Kirchengemeinde will sich angesichts eines Defizits von rund 110.000 Euro von den Gebäuden trennen. Gegenüber dem Hamburger Abendblatt hatte Pastor Detlev Paschen, der Vorsitzende des Kirchengemeinderats, vor einer Woche gesagt: "Wir stellen alles auf den Prüfstand. Aber noch ist nichts entschieden. Wir sind mitten in den Beratungen." Man werde mit allen Gruppen sprechen.

"Ja, aber wohl nur darüber, wie es weitergehen kann, wenn das Gemeindehaus weg ist", sagt Hartmut Witfeld vom Chorbeirat tief enttäuscht. Es gehe nur noch um die verwaltungstechnische Abwicklung. "In der Sache selbst ist sich die Mehrheit offensichtlich schon einig", sagt Witfeld, der wie Barbara von Kries Absender des Brandbriefes ist. Ihn ärgert die Informationspolitik. Witfeld: "Dass die Angelegenheit so lange geheim gehalten wurden, ist für uns und unser Selbstverständnis als Gemeindeglieder ein Problem." Im Orchester der St. Johanneskirche sind bereits der Marstall und das Peter-Rantzau-Haus als mögliche Ausweichquartiere im Gespräch. Der Kantorei wurde angeboten, in der Kapelle auf dem Friedhof zu üben.

Witfeld: "Und die Kinderspielgruppen des Vereins Jokids haben sich offenbar umorientiert und schweren Herzens und unter Tränen Abschied genommen." Von einem Umzug in den Kirchsaal Hagen sei die Rede. Barbara von Kries bestätigt das. Sie war beim Gespräch des Vereins Jokids mit Pastor Paschen dabei: "Das war Dienstag vergangene Woche. Und selbst da war zunächst nur davon die Rede, dass Geld fehlt. Kein Wort davon, dass es um den Abriss des Gebäudes geht."

In dem Protestbrief heißt es: "Die Beratungen erfolgten, ohne dass die Beteiligten einbezogen wurden. Betroffen sind der Seniorenkreis, der Besuchsdienstkreis, der Gesprächskreis am Nachmittag, der Bastelkreis, die musikalische Früherziehung, die Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Suchtabhänge, die Jokids, die Konfirmanden, die Kantorei und das Orchester." Auch auf die wachsende Gemeinde Ahrensburg-West wird hingewiesen. "Eine Kirche ohne Gemeindehaus kann nicht funktionieren. Dort findet die Basisarbeit statt", sagt Monika Robinson vom Chorbeirat, die den Brief mit verfasst hat.

Fakt sei, dass bei der Gemeindeversammlung am 11. November das brisante Thema in keiner Weise angesprochen wurde. Die Protestler vermuten, "dass eine breite Gemeindebeteiligung bei der Entscheidungsfindung nicht vorgesehen war und nicht vorgesehen ist". Barbara von Kries: "Wir verteilen jetzt Flugblätter, um über den Stand zu informieren. Und zugleich sammeln wir Unterschriften. 90 brauchen wir, damit wir die Einberufung einer öffentlichen Gemeindeversammlung zu dem Thema beantragen können." Eine vertrauensvolle innerkirchliche Arbeit sehe anders aus.

"Manche sind schon 40 Jahre in der Kantorei. Sie ist für sie ein Stück Heimat geworden", sagt Renate Land vom Freundeskreis der Kirchenmusik, "wir wollen auf jeden Fall weiter in der Kirche singen, aber ohne Gemeindeleben ist die Kirche in zwei Jahren dicht."

Pastor Paschen war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.