Die Kirch schreibt derzeit ein Defizit von 110.000 Euro. Auch das Ahrensburger Pastorat von St. Johannes könnte den Eigentümer wechseln.

Ahrensburg. Die Ahrensburger Kirchengemeinde kämpft gegen ein strukturelles Defizit. Und die finanziellen Reserven sind ausgeschöpft. Zurzeit fehlen rund 110.000 Euro in der Kasse. "Und obwohl wir erhebliche Anstrengungen dagegen unternommen haben, sind auch unsere Rücklagen aufgebraucht. Wären wir ein privater Betrieb, müssten wir jetzt Insolvenz anmelden", sagt Pastor Detlev Paschen, Vorsitzender des Kirchengemeinderats. Um sich aus der misslichen Lage zu befreien, wird darüber nachgedacht, sich von Immobilien zu trennen. Im Gespräch ist der Verkauf des Pastorats und des Gemeindehauses der St. Johanneskirche.

"Wir stellen alles auf den Prüfstand. Aber noch ist nichts entschieden. Wir sind mitten in den Beratungen", sagt Detlev Paschen. "Das ist alles noch nicht spruchreif", sagt auch Pastor Holger Weißmann, "wir überlegen in alle Richtungen."

Die Kantorei der St. Johanneskirche hat die Nachricht alarmiert. Die Sänger befürchten, dass die Arbeit der Gruppen ohne Gemeindehaus zum Erliegen kommen könnte. "Wir sind sehr beunruhigt, denn ein Verkauf träfe die Kirchenmusik ganz besonders", sagt Monika Robinson vom Chorbeirat. Wo sollte geprobt werden? Wo könnten die Podeste gelagert werden? Wo ließen sich die Instrumente aufbewahren?

"Wir sind nach dem ersten Adventsgottesdienst von Pastor Paschen über die Situation informiert worden", sagt Monika Robinson. Für Anfang Januar sei ein Gespräch mit ihm geplant. Als Vorbereitung darauf werden die Sänger heute nach ihrer Chorprobe die Lage zunächst unter sich beraten. Monika Robinson: "Es wäre aber wichtig, nun auch möglichst schnell die gesamte Gemeinde in Kenntnis zu setzen." Vielleicht kämen aus dem Kreis der Gemeindeglieder ja hilfreiche Hinweise oder ehrenamtliche Leistungen. "Es könnte doch sein, dass ein Architekt darunter ist, der sich die Gebäude einmal anschaut", sagt die Ahrensburgerin und meint damit vor allem das Pastorat der St. Johanneskirche, das aufwendig saniert werden müsste.

"Wir haben einen toxischen Schimmelbefall des Pastorats", bestätigt Detlev Paschen. Der Pastor und seine Familie mussten aus gesundheitlichen Gründen vor einigen Monaten ausziehen. Das Gebäude ist nicht bewohnbar. "Aber wir haben kein Geld für eine Sanierung", sagt Paschen. Stattdessen kämpfe die Ahrensburger Kirchengemeinde seit Jahren gegen das Loch im Haushalt. Paschen: "Wir geben mehr aus, als wir einnehmen. Und das auch noch bei steigenden Personal- und Energiekosten und einer Rücklage, die gegen Null geht."

Eine aktuelle Verschlechterung der Zuweisungen vom Kirchenkreis ist nicht der Grund für die prekäre Situation. "Die Zuweisungen für 2013 werden aufgrund der Steuerschätzungen genauso hoch sein wie für das laufende Jahr. Das hat die Kirchenkreis-Synode gerade beschlossen", sagt Wolfgang Främke, Leiter der Presseabteilung des Kirchenkreises Hamburg-Ost. Der Kirchenkreis selbst bekommt 54 Millionen Euro. 81 Prozent davon gehen an die Gemeinden. Die Ahrensburger Kirchengemeinde gehört mit ihren 13.000 Mitgliedern zu den drei größten im Kirchenkreis und erhält 534.000 Euro. Darin nicht enthalten: die Gehälter der Pastoren. Die werden vom Kirchenkreis bezahlt.

Dennoch reicht das Geld nicht, denn das Problem ist nicht neu. "Die Situation hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verschlechtert", sagt Pastor Holger Weißmann. Jetzt sei die Lage sogar noch enger als 2003, als man mit der Aktion "Kirche in Not" betriebsbedingte Kündigungen gerade noch habe abwenden können. "1994 war die Spitze des Kirchensteuer-Aufkommens. Was wir jetzt bekommen, ist nur noch ungefähr die Hälfte von damals", sagt Holger Weißmann

Mit der Aktion "Kirche in Not", hatte die Ahrensburger Kirchengemeinde versucht, die Lage in den Griff zu bekommen. "Etwas mehr als 200.000 Euro sind damals zusammengekommen", sagt Weißmann, "das hätte ich nicht gedacht. Ich ziehe noch einmal den Hut vor den Ahrensburgern." Mit dem Geld sei umstrukturiert und das Defizit reduziert worden.

Weg ist das Loch in der Kasse nicht. Dafür sind die Kosten gestiegen. Vier Standorte gilt es zu unterhalten. Und ein sanierungsbedürftiges Pastorat ist noch dazugekommen. Die Aktion "Kirche in Not" war auf drei Jahre befristet. Daraus wurde dann der Haushaltstitel "Unsere Kirche". Nun wird unter anderem auch über eine Neuauflage der Aktion nachgedacht.

Zurzeit steht jedoch eine andere Überlegung im Vordergrund. Eine Entscheidungen, die nicht nur die Kirchenmusik an St. Johannes treffen würde: die Musikalische Früherziehung, der Seniorenkreis, der Freundeskreis Alkoholkranker Menschen und nicht zuletzt die Kinderspielgruppen des Vereins Jokids haben im Gemeindehaus der St. Johanneskirche ihr Zuhause.

"Ich kann die Unruhe und Sorge in den Gruppen verstehen", sagt Paschen. Ein Gebäude sei auch immer eine Beheimatung. "Das nehmen wir sehr ernst. Dennoch ist unser Auftrag, das Evangelium zu verkündigen", sagt der Pastor. Und das gehe nur, wenn das Defizit abgebaut werde.

In der Kantorei ist die Sorge groß, dass bereits alles entschieden sei. "Wir fürchten, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden", sagt Monika Robinson. "Für uns sind die Menschen wichtiger als Steine", sagt Pastor Paschen, "deswegen werden wir mit allen Gruppen sprechen. Der Kirchengemeinderat hat noch keinen Beschluss gefasst."