Kriminelle geben sich im Kreis Stormarn als Spendensammler aus und ziehen dabei Portemonnaies aus den Taschen ihrer Opfer.

Ahrensburg. Lange Schlagen vor den Kassen, dichtes Gedränge in den Kaufhäusern und Hunderte mit Einkaufstaschen beladene Menschen, die sich durch die Fußgängerzonen der Stormarner Zentren schieben: Sechs Tage vor Heiligabend herrscht in den Läden Hochbetrieb. Aber nicht nur dort - auch Taschendiebe machen derzeit ein gutes Geschäft. Deshalb warnt die Polizei vor den Tricks der Langfinger.

"Unsere Erfahrungen zeigen, dass Diebe häufig zu zweit oder gar in Gruppen agieren", sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz. Die Masche: Einer der Diebe beginnt ein Gespräch mit dem Opfer. Während dieses abgelenkt ist, greift ein Komplize in einem günstigen Moment in die Jacken- oder Handtasche. Oft merken die Opfer zunächst nicht, dass ihr Portemonnaie oder Handy fehlen. Erst wenn sie im nächsten Geschäft bezahlen wollen, registrieren sie den Diebstahl.

"Selbst dann glauben einige Opfer nicht an einen Diebstahl und gehen in den Laden zurück, in dem sie zuletzt etwas bezahlt hatten, in der Hoffnung, dort ihre Geldbörse liegen gelassen zu haben", sagt Sonja Kurz. Sie rät, sofort EC- und Kreditkarten unter der Telefonnummer 116 116 sperren zu lassen. "Wir beobachten, dass einige Täter schon zehn Minuten nach dem Diebstahl das Konto leer räumen."

Ebenfalls besonders beliebt sei derzeit die Spenden-Masche. "Die Täter gehen besonders geschickt vor und haben es auf ältere Menschen abgesehen", sagt Kurz. In den vergangenen Tagen sind zwei Glinder und ein Oldesloer Opfer dieses Tricks geworden. Ein 64 Jahre alter Mann hatte an der Mühlenstraße in Glinde Geld in einer Bank gewechselt. Kurz nachdem er die Filiale verließ, sprachen ihn zwei junge, südländische Frauen an. Sie zeigten dem Mann einen Zettel, auf dem stand, dass sie Spenden sammeln. Der gutgläubige Glinder gab den Frauen drei Euro. "Dann sagte eine Frau, dass sie für den Spendeneintrag den Personalausweis des Mannes brauche, was natürlich Unfug ist", so Sonja Kurz.

Der Mann klappte daraufhin seine Geldbörse auf. Sofort habe ihn eine der Frauen in ein Gespräch verwickelt, die andere griff ins Portemonnaie. "Der Mann sah nur, dass ihre Finger auf dem Kartenfach lagen und bat sie, nicht in die Geldbörse zu greifen. Die Sammlerinnen gingen davon. Bevor der Mann seine Brieftasche wieder einsteckte, warf er einen Blick ins Geldscheinfach. Dort fehlten 1000 Euro. Der Rentner lief den Frauen hinterher und konnte eine schnappen. "Als der Mann die Diebin festhielt, stopfte sie ihm das Geld in die Jackentasche und flüchtete", sagt Sonja Kurz.

Ebenfalls in Glinde wurde eine 79-Jährige von zwei jungen Frauen angesprochen, als sie eine Bank an der Straße Markt verließ. Sie holte ihr Portemonnaie heraus und gab den vermeintlichen Spendensammlerinnen zehn Euro. Überschwänglich bedankten sich die beiden Frauen. Anschließend ging die Glinderin zum Friseur. Als sie zahlen wollte, bemerkte sie den Verlust von 130 Euro. "Beide Beispiele zeigen, dass die Taschendiebe vor Banken Opfer ausspähen", sagt Kurz.

In Bad Oldesloe wurde ein Ehepaar in einem Supermarkt von zwei vermeintlichen Sammlerinnen angesprochen. Der Mann, 74, zog sein Portemonnaie aus der Hosentasche und gab den Frauen einen Fünf-Euro-Schein. Auch hier bedankten sich die Frauen überschwänglich und umarmten den Mann. Später fehlten 250 Euro. Auch die 74 Jahre alte Ehefrau des Opfers hatte den Diebstahl nicht bemerkt.

"Bevor die Menschen spenden, sollten sie die Sammler mit Fragen konfrontieren. Beispielsweise, welche Kinder von dem Geld profitieren oder wo der Sitz der Organisation ist", sagt Kurz. Wenn die Sammler diese Fragen nicht beantworten können, sollten die Bürger misstrauisch werden. "Und natürlich sollte man die Brieftasche nie aus den Augen lassen", so Kurz. Dies gelte auch, wenn Unbekannte fragen, ob man Geld wechseln könne.

Vor wenigen Tagen ist in Bad Oldesloe ein 88 Jahre alter Mann Opfer dieser Geldwechsel-Masche geworden. Der Mann kam vom Weihnachtsmarkt und wurde auf dem Parkplatz an der Heiligengeiststraße von einem Pärchen angesprochen. Der Mann zeigt dem Rentner mehrere kleine Münzen und fragte, ob er ihm diese zu einem Euro wechseln könne. Der 88-Jährige suchte daraufhin im Münzfach seines Portemonnaies nach einem Eurostück. Dabei bemerkte er, wie der Mann in seine Brieftasche griff und zog diese weg. Er sagte, er habe kein Eurostück und ging fort. Als der Mann später sein Taxi bezahlen wollte, fehlten 450 Euro.

Neben diesen beiden Maschen warnt Sonja Kurz vor dem Beschmutzer-Trick. Mit Senf oder Glühwein bekleckern Diebe die Kleidung ihrer Opfer und versuchen, Flecken wegzuwischen. Dabei greifen sie gezielt in die Jacken- oder Handtasche. "Deswegen empfehlen wir, das Portemonnaie am besten in der Innentasche zu tragen.", sagt Kurz und fügt hinzu: "Frauen sollten ihre Handtasche nie offen lassen und sie vor dem Körper tragen."