Eine Glosse von Hinnerk Blombach

Verbrechen lohnt sich nicht, haben wir irgendwann einmal gelernt. Daran haben wir uns auch weitgehend gehalten. Allerdings sind wir dabei wohl von falschen oder zumindest nicht ganz richtigen Voraussetzungen ausgegangen. Denn wir hatten stets nur unser eigenes Wohlergehen im Sinne. Die Aussicht auf ein dunkles und feuchtes Kellerverlies, auf eine gewaltige Eisenkugel samt schwerer Fußkette vor dem geistigen Auge führte uns stets rechtzeitig auf den Pfad der Tugend zurück.

Aber, so müssen wir angesichts der Nachrichten aus der benachbarten Großstadt lernen, erfordern die Gemeinwohlinteressen gelegentlich ein Umdenken. Verbrechen lohnt sich eben doch. Vielleicht nicht unbedingt für den einzelnen Straftäter, dafür aber für die chronisch klammen öffentlichen Haushalte. Hamburg nämlich, so haben wir jetzt erfahren, kann sich über die eine oder andere Million zusätzlicher Einnahmen freuen, die wohltuend das städtische Defizit verringern. Gewaltige Summen an Bargeld und ein ganzer Fuhrpark an Luxuskarossen wurden beim Zerschlagen einer international agierenden Kokain-Bande sichergestellt und fließen nun, vermutlich umsatzsteuerbefreit, in den Haushalt der Hansestadt.

Wenn das kein Geschäftsmodell ist! Ahrensburg zum Beispiel, mit bald 30 Millionen in der Kreide, könnte die jetzt nicht mehr von Teppich Kibek benötigte Fläche an der A 1 zu einem internationalen Umschlagplatz für gestohlene Lastwagen ausweisen. Verkehrsgünstig gelegen ist das Areal unbestritten. Im Gewerbegebiet ließen sich großflächig Gewächshäuser für Hanfplantagen errichten. Das Einzelhandelskonzept mit der Beschränkung für innenstadtrelevante Sortimente dürfte dem nicht entgegenstehen. Und warum nicht aus dem für unvermietbar gehaltenen Café am Markt in Bad Oldesloe eine Spielhölle für illegale Fußballwetten machen? Das Café King des nicht eben charakterstarken Schiedsrichters Robert Hoyzer könnte vielleicht als Franchisegeber fungieren. Die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn, kurz WAS, sollte dringend entsprechende Kontakte knüpfen.

Wenn bei den Ausgaben nicht mehr gespart werden kann, muss man sich die Einnahmeseite anschauen, argumentieren Befürworter von Steuererhöhungen regelmäßig. Richtig so. Doch zahlen müssen ja nicht immer nur die braven Bürger. Pecunia non olet, haben wir auch irgendwann einmal gehört. Geld stinkt nicht.