Der Kreisverwaltung wird eine vorbildliche Personalentwicklung bescheinigt. Bundesweit bester Wert der ersten 13 Prüflinge.

Bad Oldesloe. Die Stormarner Kreisverwaltung Stormarn ist als erster Teilnehmer aus Schleswig-Holstein mit dem AGE CERT ausgezeichnet worden - dem Qualitätssiegel für altersgerechte Personalentwicklung. "Ein interessanter Testlauf hatte uns ermutigt, uns offiziell dem Wettbewerb zu stellen", sagt Wolfgang Krause, Leiter des Fachbereichs Inneres. Das Prüfverfahren lief für die Verwaltung äußerst positiv: Mit 87 von 100 möglichen Punkten liegt das Ergebnis nicht nur deutlich über dem des Selbst-Checks, sondern ist auch das bundesweit beste.

"Ich habe gar nicht gewusst, dass wir auch in diesem Bereich so gut sind", sagte Landrat Klaus Plöger bei der Überreichung der Urkunde, "wir haben in Stormarn die niedrigste Schuldenquote, die niedrigsten Personalkosten und werden immer moderner." Die Zertifizierung sei ein weiterer Baustein.

Begeisterung auch auf der Seite derjenigen, die die Strukturen und Dienstvereinbarungen der Kreisverwaltung geprüft und sich mit einer Visitation und Interviews einen direkten Eindruck verschafft hatten. "Es hat mir richtig Spaß gemacht zu lesen, wie sich ihre Verwaltung entwickelt hat", sagte Ursula Bolg von der Marie-Luise und Ernst Becker Stiftung, die das Bewertungsverfahren unter wissenschaftlicher Begleitung entwickelt hat. Bisher haben sich bundesweit drei andere Verwaltungen sowie Pflegedienste und Firmen dem Test unterzogen - insgesamt 13 Teilnehmer.

Stormarn ist an der Spitze. "Das Leuchtturm-Projekt für den Norden", sagt Hartwig Wagemester von der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein. Er hat das von der EU geförderte internationale Best-Agers-Projekt initiiert und das AGE CERT Zertifizierungsverfahren mit aufgenommen. Ziel ist es, sich dem demografischen Wandel zu stellen und die "Generation 55+" im Ostseeraum stärker in Wirtschaft und Bildung einzubinden.

"Unsere Mitarbeiter sind im Schnitt 46,8 Jahre alt", sagt Larissa Bebensee, Leiterin des Fachdienstes Personal beim Kreis. Das sei ein Auslöser gewesen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Ebenso wie die Tatsache, dass vor allem die 49- bis 51-Jährigen länger erkrankten. "Wir sehen Alter nicht als Problem", sagt Bebensee, "Ältere haben ein erhebliches Potenzial zu bieten." Das müsse man wertschätzen und nutzen. In den folgenden fünf Handlungsfeldern kann die Kreisverwaltung in dieser Hinsicht punkten.

Arbeitsgestaltung: Mit verstellbaren Schreibtischen, Spezialstühlen und dem richtigen Licht wird auf die äußeren Bedingungen geachtet. Flexible Arbeitszeiten, Tele-Arbeit und das Einrichten von Stundenkonten sorgen zudem für individuelle Lösungen.

Gesundheitsverhalten: Es gibt jedes Jahr einen Gesundheitstag, die Zusammenarbeit mit einem Fitnessstudio unter finanzieller Beteiligung der Verwaltung, geführte Mittagsspaziergänge am Trimm-dich-Pfad und ein Wiedereingliederungsmanagement für Mitarbeiter nach längerer Krankheit.

Laufbahngestaltung: Die offene Kommunikation und der Wissenstransfer zwischen jungen und älteren Kollegen hilft, Potenzial auszuschöpfen.

Gratifikation: Die Gesundheits- und Fortbildungsangebote sind nichtmonetäre Anreize. Hinzukommen sechs Tarifstufen und interne Stellenausschreibungen als Perspektive für den Aufstieg.

Weiterbildung: Die Kreisverwaltung bietet gerade auch älteren Beschäftigten interne und externe Fort- und Weiterbildungsseminaren an.

Landrat Plöger: "In drei Jahren machen wir wieder mit. Dann wollen wir 90 Punkte holen." Der Test mit 75 Fragen ist auf www.age-cert.de zu finden.