Eine Glosse von Christoph Brix

Sonnabend an der Bushaltestelle: "Ey Alder, Treffen bei Party?" Alle Blicke nach rechts. Der Fragesteller und sein Gegenüber entsprechen im Erscheinungsbild genau dem Klischee, dass der mangelnden Grammatik dieser Jugendsprache entspricht. Zwei Jungs, 13 bis 15 Jahre jung, weite Hosen, die eher in Richtung Kniekehle als zur Hüfte tendieren und Baseball-Cap beziehungsweise Schlumpfwollmütze auf dem Kopf.

Eklig-laut platscht die Spucke des Gefragten auf den Boden, bevor er antwortet. "Kein Plan, muss erst noch chillen." Was übersetzt nichts anderes bedeutet, dass er noch keine Ahnung hat. Auch wenn bezüglich der Abendplanung noch Unsicherheit herrscht, die Gesichter der Umstehenden zeigen in aller Deutlichkeit den Abscheu über die widerliche Spuck-Angewohnheit. "Die Jugend von heute, einfach keine Manieren", murmelt ein vorbeihastender Passant, der versucht seinen Bus zu erreichen. Die alte Dame mit Gehwagen, die vor der offenen Bustür steht, beachtet der Mann vor lauter Eile nicht.

"Kann ich Ihnen helfen?" Verwirrte Blicke der Wartenden. Die Stimme ist bekannt. Ohne zu Zögern klappt einer der beiden Jungs die Klappe für Rollstuhlfahrer in der hinteren Bustür herunter, bietet der Frau seinen Arm an und führt sie zu einem Sitzplatz. Wieder schauen sich die Umstehenden voller Verwunderung an. Das hätten sie nun wirklich nicht erwartet.