Die CDU beantragt, die Standesamts-Kooperation mit dem Nachbarn Reinbek aufzukündigen - nach nur einem Jahr Laufzeit.

Glinde/Reinbek. Sie sind Nachbarn, aber sie mögen sich nicht sonderlich: Im Verhältnis zwischen Reinbek und Glinde knirscht es mal wieder. Die erst ein Jahr alte Standesamts-Kooperation könnte schon bald wieder geschieden werden. Die Glinder CDU fordert jetzt in einem Antrag, den Vertrag aufzukündigen. Begründung: Die Zahl der Trautermine in Glinde reicht nicht aus. In Reinbek gebe es viel mehr Möglichkeiten. Der CDU-Gemeindevertreter Bernd Hengst sagt frank und frei: "Man könnte den Eindruck bekommen, die Reinbeker wollen ihr Schloss mit unseren Hochzeitspaaren füllen."

Die Reaktion des Reinbeker Bürgermeisters Axel Bärendorf kam prompt. Die Zahl der Trautermine könne von fünf auf sieben erhöht werden, bot er an. Zugleich sagte er: "Ich bin überrascht, dass diese Diskussion in Glinde geführt wird. Meines Erachtens ist die Kooperation ohne echte Alternative. Und im Ernst: Würden Sie mit jemandem über weitere Kooperationen sprechen und verhandeln, wenn er etwas ordentlich Laufendes nach noch nicht einmal einem Jahr an Erfahrungen ohne Not 'vorsorglich' in die Tonne treten möchte?"

Seitdem hängt der Haussegen richtig schief. Bernd Hengst von der CDU hat diese Aussage Bärendorfs als "Drohung" empfunden. "So etwas macht man nicht", findet er.

Die Christdemokraten stehen mit ihrem Unmut über den Zustand der Standesamts-Ehe nicht allein. Auch Bernd Wersel, der Vorsitzende der SPD-Fraktion, sagt: "So geht es nicht weiter. Wir kennen zwei Ehepaare, die sich in Glinde trauen lassen wollten. Aber es ging nicht." In den Monaten April, Mai und Juni habe es kein einziges Terminangebot in Glinde gegeben - ausgerechnet in der Zeit, in der besonders gern geheiratet werde. Rainhard Zug, Bürgermeister von Glinde, hält die Sache für nicht so dramatisch. "Es gibt eine gewisse Unzufriedenheit, das ist richtig, aber manche heiraten auch gern in Reinbek", sagt er. "Und andere heiraten ganz woanders, ohne dass wir das mitbekommen."

In der Tat zeigen die Zahlen nicht unbedingt, dass der Bedarf nach weiteren Terminen groß ist. Laut Zug haben sich in diesem Jahr 55 Glinder Paare trauen lassen. 24 heirateten im Reinbeker Rathaus, 25 im Reinbeker Schloss und sechs im Glinder Gutshaus. Ob das an dem schlechten Terminangebot lag, lässt sich nicht mehr feststellen.

Die CDU ist da anderer Ansicht. "Diese Rahmenbedingungen sind der Glinder Bevölkerung nicht länger zuzumuten", heißt es in dem Antrag der Fraktion. Und weiter: "Der Bürgermeister wird beauftragt, die Kündigung des Vertrags mit der Stadt Reinbek fristgerecht auszusprechen." Über diesen Antrag soll auf einer Sondersitzung des Hauptausschusses am 13. Dezember beraten werden. Gibt es dort eine Mehrheit, rutscht der Antrag auf die Tagesordnung der Stadtvertretersitzung am selben Tag.

Das klingt nach einer klaren Ausgangslage. Aber wie bei jedem guten Ehestreit gibt es nicht nur gute Gründe fürs Aus, sondern auch gute Gründe fürs Weitermachen. Zum Beispiel das Geld. "Glinde spart allein in diesem Jahr durch die Kooperation 20 000 Euro", sagt Reinbeks Bürgermeister Axel Bärendorf. Auch die scheidungswilligen Christdemokraten halten sich deshalb ein Hintertürchen offen. "Sofern der Bürgermeister der Stadt Reinbek ein zufriedenstellendes, raumkostenfreies Terminangebot für Eheschließungen in Glinde verbindlich zusagt, das mindestens einen Trauungstermin im Monat umfasst, wird eine Rücknahme der Kündigung in Erwägung gezogen."

So oder so müssen es die beiden streitenden Ehepartner noch mindestens ein Jahr miteinander aushalten. Der Standesamtsvertrag kann erst zum Ende 2013 gekündigt werden.

Der Glinder Bürgermeister empfiehlt, der jungen Ehe noch eine Chance zu geben. "Ich halte es für vollkommen verfehlt, nach einem Jahr schon wieder auszusteigen", sagt er. "So kann sich nichts entwickeln."