Ahrensburg beschließt die Grenzen für eine Ansiedlung des Einzelhandels. Für Teppich Kibek und Projektentwickler Aldinger wird es eng.

Ahrensburg. Die Ansiedlung von Teppich Kibek an der Autobahn 1 und der Bau eines neuen Fachmarktzentrums am Gewerbegebiet Beimoor Süd, in dem sich auch Einzelhändler neu in Ahrensburg niederlassen sollen, stehen vor dem Aus. Der Grund: Die Stadtpolitiker haben jetzt ein Einzelhandelskonzept beschlossen, das einer Neuansiedlung außerhalb des Zentrums strenge Regeln auferlegt. Die beiden Großprojekte werden unter diesen Bedingungen voraussichtlich nicht realisiert werden.

"Ich glaube, dass nach dieser Entscheidung eine Ansiedlung von Kibek keinen Sinn mehr ergibt", sagt Norbert Leinius, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS). Er hatte das Ansiedlungsvorhaben begleitet und dabei eng mit Kibek-Chef Frank Sachau zusammen gearbeitet. Sachau sagte dem Abendblatt, dass das Konzept noch geprüft werden müsse. Von einem Aus wollte er noch nicht sprechen. Leinius wurde deutlicher: "Ich rechne damit, dass Kibek daran festhält, einen Standort im Osten von Hamburg zu suchen. Aber ich glaube nicht, dass Ahrensburg weiter zur Diskussion steht."

Henrik Aldinger, Projektentwickler für Einzelhandelsimmobilien aus Berlin, will die getroffenen Beschlüsse und die Auswirkungen für das von ihm geplante Fachmarktzentrum im Gewerbegebiet nun zunächst ausloten. "Welche Konsequenzen das hat, müssen wir nun intern besprechen", sagt Aldinger. "Wichtig ist vor allem, dass Famila umziehen kann." Mit Vertretern der Supermarktkette werde er erneut zu Fraktionssitzungen kommen und dort über seine Pläne diskutieren.

Nach den politischen Beschlüssen scheint es jedoch unwahrscheinlich, dass neben dem Umzug von Famila und dem Hagebaumarkt an die Straße Kornkamp-Süd auch Einzelhändler neu hinzukommen können, wie von Aldinger eigentlich vorgesehen. Das Unternehmen Famila wollte sich nicht zu dem Thema äußern.

Positiv reagiert Andreas Werning, Juwelier in Ahrensburg und zweiter Vorsitzender des Stadtforums, auf die Beschlüsse. "Das freut mich wirklich. In der Innenstadt sind wir auf die Kundenfrequenz angewiesen", sagt er. Ein großer Teil des Umsatzes seien Spontankäufe. "Bei Produkten wie Jeans oder T-Shirts machen Spontankäufe bis zu zwei Drittel des Umsatzes aus", sagt der Juwelier Werning.

Für die Politiker steht der Schutz der Innenstadt mit ihrem bestehenden Angebot im Vordergrund. Das wurde während der Diskussion über das Einzelhandelskonzept in der Sitzung der Stadtverordneten deutlich. "Wir haben in Ahrensburg eine lebendige Innenstadt", sagte Tobias Koch, Fraktionschef der CDU. "Das ist ein Verdienst der inhabergeführten Geschäfte, aber auch ein Erfolg der Politik" Es sei gut und richtig, einen Sortimentskatalog zu beschließen, nach dem sich Einzelhändler bei der Ansiedlung zu richten hätten.

Das Beratungsunternehmen Cima aus Lübeck hatte einen entsprechenden Katalog erarbeitet. Dieser wurde jedoch von den Stadtverordneten noch erweitert. So sollen zum Beispiel auch Waschmaschinen oder Kühlschränke (Weiße Ware) sowie Badteppiche oder Gardinen (Heimtextilien) nicht außerhalb des Zentrums verkauft werden dürfen. Die Verkaufsfläche für diese Waren darf nun nicht mehr als fünf, statt zunächst zehn Prozent betragen. "Damit wird das Vorhaben von Teppich Kibek wohl nicht mehr realisierbar sein. Auch einem Fachmarktzentrum im Gewerbegebiet sind damit enge Grenzen gesetzt", sagte Koch.

Auch Hinrich Schmick (WAB) sieht es als unrealistisch an, dass Kibek noch nach Ahrensburg kommt. Das liege vor allem daran, dass Teppich Kibek nicht allein, sondern mit einem Sport- und einem Elektronikgeschäft gemeinsam an den Standort ziehen wolle. "Das ist nun sehr stark erschwert worden." Einen Umzug Familas hält er dagegen für einen Gewinn für die Stadt. Thomas Bellizzi (FDP) sagte: "Nach einem Jahr Beratung haben wir das Konzept endlich vorliegen. Es ist ein guter erster Aufschlag." Doch gelte es nicht nur, Dinge zu verhindern. "Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir die Innenstadt attraktiver gestalten können."

Laut dem Bauausschussvorsitzenden Jörg Hansen (Grüne) wird in den Gremien über die einzelnen Vorhaben trotz des Beschlusses über das Einzelhandelskonzept erneut diskutiert. "Ich glaube, dass unser Beschluss eine gute Lösung für die Innenstadt ist." Mit Blick auf einen Famila-Umzug sagte er nach der Sitzung: "Die Chance auf Veränderung sollten wir nicht verbauen. Denn wir wollen diese Unternehmen mit ihren Arbeitsplätzen halten."

Einzig die SPD-Fraktion stellte sich auch gegen den geplanten Umzug des Famila-Marktes. "Es wird die Innenstadt gefährden, Supermärkte auf die grüne Wiese zu setzen", sagte Hartmut Möller (SPD). Er nannte einen Umzug von Famila und Aldi einen "scheinbaren Kompromiss". Möller: "Die Märkte wären nur 1,5 Kilometer von der Innenstadt entfernt. Das ist einfach zu nah."