Der Elfjährige aus Reinfeld hat Leukämie. Seine Familie sucht Stammzellenspender. Landrat und Bürgermeister unterstützen die Aktion.

Reinfeld. Nico möchte seine Freunde treffen, mit seinem Hund und seinen Katzen spielen und zur Schule gehen. Alltägliche Dinge, die Kinder in seinem Alter tun. Doch für den Elfjährigen liegen sie momentan in weiter Ferne. Der Reinfelder kämpft auf der Kinderkrebsstation der Lübecker Universitätsklinik um sein Leben. Er leidet an Maligner Histiozytose, einer besonders bösartigen Form von Leukämie.

Im Februar dieses Jahres stellen Ärzte die Erkrankung bei Nico fest. Er bekommt mehrere unterschiedliche Chemotherapien. Da seine Form der Leukämie sehr selten und kaum erforscht ist, fällt es den Ärzten schwer, die richtige Behandlung zu finden. "Es gibt bisher nur ein Mädchen in Deutschland, das die gleiche Krankheit hat", sagt Nicos Tante Bente Eggert. Insgesamt sieben Chemo-Blöcke à fünf Tage muss der Junge über sich ergehen lassen. Im August wird er nach Hause entlassen. Er gilt als beschwerdefrei. Doch nur sechs Wochen später ereilt die Familie ein neuer Schock: Der Junge bekommt hohes Fieber und muss zurück ins Krankenhaus. Eggert: "Die Ärzte können sich nicht erklären, warum der Krebs wiedergekommen ist."

Seitdem geht es dem Jungen immer schlechter. Er muss weitere Chemotherapien über sich ergehen lassen. Seine Eltern wachen Tag und Nacht an seinem Bett. Auch seine 14 Jahre alte Schwester ist häufig bei ihm. "Nur noch eine Stammzellentransplantation kann Nicos Leben retten", sagt seine Großmutter Helga Peter. Doch unter den rund drei Millionen Menschen, die in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registriert sind, ist kein passender Spender für den Jungen dabei. Die Familie ist verzweifelt. Ihre letzte Hoffnung ist, einen geeigneten Spender in Stormarn zu finden. Für Sonnabend, 15. Dezember, hat sie deshalb mit der DKMS eine Typisierungsaktion in der Matthias-Claudius-Schule organisiert (siehe unten rechts). Landrat Klaus Plöger, Reinfelds Bürgermeister Gerhard Horn und Sönke Hansen, der Leiter der Amtsverwaltung Nordstormarn, haben die Schirmherrschaft dafür übernommen.

"Wenn wir keinen Spender finden, wird Nico sterben", sagt sein Großvater Bruno Peter. Vor seiner Erkrankung war Nico ein sehr fröhlicher, lebhafter Junge. "Er hat viel Blödsinn gemacht", sagt Bruno Peter. Der Elfjährige besuchte die vierte Klasse der Matthias-Claudius-Schule in Reinfeld. Sein Lieblingsfach ist Mathematik. In seiner Freizeit sammelt er Mineralien und Steine und liebt es, seine Familie mit seinem Wissen darüber zu verblüffen. "Nicos Traum ist es, später mal Naturwissenschaftler zu werden", sagt sein Großvater, und seine Tante ergänzt: "Er ist erst elf Jahre alt. Es gibt so viel, was er noch nicht erleben konnte."

Doch die Zeit werde knapp. Momentan könne bei Nico zwar noch keine Stammzellentransplantation vorgenommen werden, weil er noch nicht krebsfrei ist. "Aber sobald es soweit ist, muss es schnell gehen", sagt Bente Eggert. "Dann haben wir nur wenige Tage Zeit, um den Eingriff bei Nico vornehmen zu lassen. Deshalb müssen wir bis dahin unbedingt einen Spender gefunden haben."

Trotz all ihrer Sorge um Nico will die Familie aber auch an andere Betroffene denken. "So eine Krankheit kann jeden von uns treffen", sagt Bente Eggert. "Darauf wollen wir die Menschen auch aufmerksam machen. Vielleicht können andere Kranke von unserer Typisierungsaktion profitieren, weil dadurch ein geeigneter Stammzellenspender für sie gefunden wird."

Die Hilfsbereitschaft für Nico ist groß. Einige Stormarner Firmen und Sportmannschaften haben bereits angekündigt, geschlossen zur Typisierung kommen zu wollen. Zahlreiche Geschäfte in der Reinfelder Innenstadt haben Spendendosen für Nico aufgestellt. Auch Martin Huss und der Handelsverein Reinfeld (HVR) wollen die Familie unterstützen. Sie haben für Sonntag, 9. Dezember, eine Spendengala in der Milchbar organisiert. Denn die geplante Typisierungsaktion ist teuer. Eine Blutprobe auszuwerten kostet jeweils 50 Euro. Die Familie rechnet mit rund 1000 Menschen, die zur Typisierungsaktion kommen. Eggert: "Das wären Kosten in Höhe von 50 000 Euro."