Eine Initiative will die Abwahl der umstrittenen Oststeinbeker Bürgermeisterin einleiten. Dazu müssten sich 1400 Bürger beteiligen.

Oststeinbek . Viel los war am Sonnabendvormittag in der Kaufpassage an der Möllner Landstraße in Oststeinbek. Doch nicht nur Kunden zog es in das Einkaufszentrum, sondern auch Bürger, die ihre Unterschrift abgaben, um das Abwahlverfahren gegen die bei den Parteien und Vereinen umstrittene Bürgermeisterin Martina Denecke zu starten. Dazu hatten die Oststeinbeker Gerhard Bülow (Ex-Bürgervorsteher, CDU), Peter Hartmann (Ex-SPD-Ortsvorsitzender)und Hans-Helmuth Luther (Vorsitzender Oststeinbeker SV) von 10 bis 12 Uhr einen Stand im Eingangsbereich aufgebaut. Die drei Initiatoren hatten sich vergangene Woche gemeinsam entschlossen, die Unterschriftensammlung zu organisieren (wir berichteten).

"Es musste etwas passieren, das Misstrauen zwischen der Bürgermeisterin und den Gemeindevertretern ist zu eingefahren", sagt Gerhard Bülow. Der langjährige Kommunalpolitiker hatte sein Amt als Bürgervorsteher im Oktober 2011 niedergelegt, weil er mit Denecke nicht mehr zusammenarbeiten wollte und konnte. Bei den meisten Passanten stieß die Initiative auf Zustimmung. Der Stand war fast durchgehend von Bürgern umlagert, die sich in die vorbereiteten Unterschriftenlisten eintrugen.

"Ich bin für die Einleitung des Verfahrens zur Abwahl der Bürgermeisterin von Oststeinbek, da mein Vertrauen in eine am Gemeinwohl orientierte Amtsführung von Frau Denecke verloren gegangen ist", lautete der Text. Auch Thorsten Thiel und seine Frau Susanne Kiesling unterschrieben. "Frau Denecke mag eine gute Verwaltungsbeamtin sein, aber als Bürgermeisterin für eine so kleine Gemeinde wie Oststeinbek ist sie ungeeignet", sagte Thiel. Und weiter: "Ihr fehlt das Gespür für das Zwischenmenschliche, dadurch hat sie es geschafft, zu viele gegen sich aufzubringen."

Eine Oststeinbekerin, die ebenfalls für das Abwahlverfahren unterschrieb, meinte, Martina Denecke im Januar 2011 sogar gewählt zu haben. "Das es so schlecht läuft, hätte ich nicht gedacht", sagte die Frau, die anonym bleiben wollte, "in der Verwaltung herrscht eine negative Stimmung, weil die Bürgermeisterin alles an sich zieht und keiner mehr selbst entscheiden darf. Dabei kümmert sie sich vor allem um unwichtige Sachen."

Viele der Oststeinbeker, die ihre Unterschrift abgaben, standen danach noch zusammen und diskutierten die Situation im Ort. Einige kamen und brachten voll geschriebene Unterschriftenlisten mit, die sie etwa in ihrer Nachbarschaft hatten herumgehen lassen. Gegner des Abwahlverfahrens oder Anhänger von Martina Denecke traten jedenfalls an diesem Vormittag im Einkaufszentrum nicht in Erscheinung.

Auch Jörn Lucas, 49, seine Frau Kristine, 45, und Sohn Daniel, 18, zählten zu denen, die unterschrieben. "Die Nutzungsrechte am Sportplatz und der plötzlich so wichtige Brandschutz am Rathausanbau", nannte Jörn Lucas als Beispiele, bei denen die Bürgermeisterin Fehler gemacht habe. "Sie macht einfach schlechte Arbeit."

20 Prozent der Wahlberechtigten in Oststeinbek müssen laut Gesetz unterzeichnen, damit das Abwahlverfahren gestartet werden kann. Bei 8600 Einwohnern und rund 7000 Wahlberechtigten müssten somit rund 1400 Unterschriften zusammenkommen. Aber auch die Gemeindevertretung könnte diesen Weg beschreiten.

"Wir wollen mit möglichst vielen Unterschriften auch erreichen, dass die Gemeindevertreter diesen Schritt gehen", sagte Gerhard Bülow. Nach der Aktion im Einkaufszentrum hatte seine Mitstreiter und er schon rund 500 Unterschriften zusammen. Sie wollen demnächst weitere auf Basaren und in Vereinen in Oststeinbek sammeln.