Leere Läden, wenig Parkplätze: Bürger befürchten, dass die Innenstadt immer weiter verödet. Reinbeker appellieren an Politiker.

Reinbek. Trist, ideenlos und zu den meisten Tageszeiten ziemlich leer: So präsentiert sich das Reinbeker Stadtzentrum seinen Besuchern. Im einst als Kundenmagnet konzipierten Klostermarkt stehen seit Jahren die Läden leer, an den einstigen Geschäftsmeilen Bahnhof- und Bergstraße sorgen Maklerbüros und Bankfilialen kaum für Belebung. Und schließlich ist auch noch die Parkplatzsuche häufig aussichtslos.

Alteingesessene Reinbeker appellieren jetzt an Politiker, Stadtverwaltung, Immobilienbesitzer und Geschäftstreibende, etwas zur Belebung der Innenstadt zu tun. "Wir machen uns Sorgen um Reinbeks Mitte. Es gibt immer weniger Einkaufsmöglichkeiten", sagt Silvia Elena Sprenger. Für viele Bürger, die in Alt-Reinbek wohnen und kein Auto haben, werde es immer schwerer, die Besorgungen zu erledigen. "Und jetzt noch immer diese Gerüchte, dass der Rewe-Markt schließt oder sich verändert. Wenn der auch noch wegfallen sollte, ist Reinbek bald ganz tot", sagt Sprenger.

Vor Kurzem hatte die Rewe-Gruppe auf Anfrage dieser Zeitung erklärt, dass sich mit der Ansiedlung von Geschäften "auf der grünen Wiese" die Wettbewerbssituation für Läden in der Reinbeker Innenstadt verschärft habe. Es würden verschiedene Optionen geprüft, um weiterhin in dem Gebiet wettbewerbsfähig sein zu können.

Für Gisela Gräfin von der Goltz, die seit 1958 in Reinbek wohnt, wurde in der Vergangenheit vieles falsch gemacht. "Einer der größten Fehler aber war dieser Komplex hier", sagt sie und deutet auf den Klostermarkt. In der verschachtelten Passage an der Bergstraße kleben an mehreren Schaufenstern "Zu vermieten"-Schilder. "Die Geschäfte wechseln ständig, immer wieder stehen mehrere Läden leer", sagt Clarita Schmidt, die Reinbek auf dem Weg zur Schlafstadt sieht. "Wer ein Auto hat, der fährt sicher nicht zum Einkaufen nach Alt-Reinbek."

Auch Iris Borrmann kommt nur selten in die Bahnhofstraße. Die gebürtige Reinbekerin, die in der Nähe des Täbyplatzes wohnt, geht lieber dort einkaufen. "Da gibt es wenigstens Parkplätze, auf denen man auch länger parken darf als eine Stunde", sagt Borrmann. Nur wenn sie zum Arzt müsse, fahre sie in die Bahnhofstraße.

Dort betreibt Nguyen Thi Phuong Anh seit drei Jahren ein Sonnenstudio. Zwar kämen rund 100 Kunden täglich in ihr Geschäft, in dem sie auch Tabak-, Schreibwaren, Zeitschriften und Spielzeug anbietet. "Aber meistens werden nur Centartikel gekauft", sagt die 44-Jährige. Auf eine Mittagspause verzichte sie. "Würde ich über die Mittagszeit schließen, würde ich zehn Prozent der Kunden verlieren", sagt Nguyen Thi Phuong Anh, die mit 18 Jahren aus Vietnam nach Deutschland kam. Die meisten Kunden kennt sie mit Namen und weiß, welche Zigaretten sie rauchen, welche Zeitung sie lesen. "Laufkundschaft gibt es hier kaum. Hin und wieder kommt jemand vorbei, der in der Straße zum Arzt geht. Aber das war es dann auch."

Schuld sei der Mangel an Parkplätzen. "Viele sind schon morgens durch Pendler belegt", sagt Sonja Perleberg von der Parfümerie Aurel. Auch sie überlebe wie viele andere Läden nur dank der Stammkunden.

Mehr Plätze zum Verweilen wünscht sich Ina Vanessa Skorka-Müller, die im Mai 2011 den Buchladen an der Bahnhofstraße übernommen hat. "Ein Flanieren findet hier überhaupt nicht statt. Es ist Zeit für Ideen. Vielleicht regelmäßige Flohmärkte oder kleine Stände zur Weihnachtszeit. Etwas, das die Menschen gerne bleiben lässt - auch im Klostermarkt."

Bürgermeister Axel Bärdendorf schaut etwas resigniert auf die Innenstadt. Eigentlich müsste geklärt werden, welche Rolle die einzelnen Stadtteile künftig spielen sollen. Ob nicht sogar die Stadtmitte woanders sein könnte. "Aber aufgrund der schlechten Haushaltslage ist das Thema wieder in den Hintergrund geraten." Tatsache sei jedoch, dass Reinbek ein integriertes Stadtentwicklungskonzept benötige. "Reinbek braucht Luft und Flächen", sagt Bärendorf, "dem Zentrum wäre nur zu helfen, wenn das Rathaus nicht da stünde, wo es steht, wenn Geschossigkeiten der Gebäude verändert werden, ebenso die Tiefe der Grundstücke, dann würde es sich für Investoren lohnen."

Ein erster Schritt wäre mehr Dynamik der Klostermarkt-Eigentümergemeinschaft. Es fehle an Werbung, Parkplätzen und Ideen. Bärendorf selbst will die Stadtbibliothek in der Innenstadt erhalten: "Sie ist ein wichtiger Publikumsmagnet."