Im Jahrbuch des Heimatbundes geht es um den Verlauf des Limes Saxoniae - und um die Leidenschaften des Margarinefabrikanten Bölck.

Jersbek. Alles neu macht der November: Schwarz-Weiß raus, Farbe rein. Und den Namen auch gleich geändert: So ist aus dem Kreisverband Stormarn im Schleswig-Holsteinischen Heimatbund jetzt kurz und bündig der Heimatbund Stormarn geworden. Und der hat das Jahrbuch zum ersten Mal mit bunten Bildern herausgebracht. Das soll einen modernen Anstrich geben und die Lebendigkeit unterstreichen, mit der sich die Autoren den historischen Themen nähern. "Und der neue Name unterstreicht unsere Verbundenheit mit dem Kreis", sagt der Vorsitzende Helmuth Peets, der das Buch voller Heimatgeschichten mit seinem Team in Jersbek vorstellte.

Trotz der Änderungen wird die Tradition weiterhin großgeschrieben. Schließlich erscheint das Jahrbuch für den Kreis Stormarn bereits seit 1983. Am neuen Exemplar für 2013 haben 18 Autoren mitgearbeitet. "Bei denen möchte ich mich sehr herzlich bedanken", sagte Peets. Nicht nur, weil alle wie gewohnt ehrenamtlich zur Feder gegriffen hätten, sondern weil sie sich auch einige Änderungen hätten gefallen lassen müssen. Denn gefeilt werden muss, damit die Geschichten gut lesbar, unterhaltsam und spannend sind. Und das sind sie.

Im Jahrbuch 2013 findet der Leser sogar eine echte Enthüllungsstory. Günther Bock ist nämlich der Frage nachgegangen, ob der Limes Saxoniae tatsächlich aus karolingischer Zeit stammt. Der Großhansdorfer ist der historischen "Grenze der Sachsen" wissenschaftlich gefolgt. Kein leichtes Unterfangen. Handelte sich doch keineswegs um eine durchgehend befestigte Wehranlage, sondern um eine mitten in einem schwer zu durchdringenden Sumpf- und Waldland definierte Linie. Aber Günther Bock ist ihr auf die Spur gekommen und zu der Vermutung gelangt: Die Datierung der Entstehung könnte auf eine mittelalterliche Fälschung zurückgehen.

Zugegeben, das liest sich alles nicht gerade wie ein Thriller. "Aber das ist auch kein Artikel aus dem Feuilleton, sondern ein wissenschaftlicher Aufsatz", sagte Burkhard von Hennigs mit dem Anflug eines Schmunzelns. Der ehemalige Kreisbaudirektor hat einen Beitrag zum Jahrbuch geschrieben, der sich mit seinem Spezialgebiet beschäftigt: dem Denkmalschutz. Da erfährt der Leser unter anderem, dass das Kieler Landesamt das Reinbeker Rowohlt-Verlagsgebäude im Dezember 2003 unter Denkmalschutz gestellt hat - und damit erstmals einen Bau aus der Nachkriegszeit. Vom Ahrensburger Rathaus ist nichts zu lesen. Wie auch. Es handelt sich um eine geschichtliche Betrachtung. Und die Geschichte des Ahrensburger Rathauses ist noch längst nicht geschrieben.

Den Bogen in die Neuzeit schlägt das Jahrbuch dennoch. So ist ein Kapitel Friedrich Bölck (1877-1940) gewidmet. Jenem Mann, der in Bad Oldesloe Margarine produzierte, sich aber keineswegs nur als Fabrikant einen Namen machte. Er liebte es, mit seinen leitenden Angestellten die über Hamburger Reeperbahn zu bummeln, und zeigte sich auch sonst unkonventionell. So nahm er die Hochzeit seines Sohnes zum Anlass, auch anderen Paaren ein schönes Fest zu bescheren und machte aus der privaten Feier eine Massenhochzeit. Und nicht nur das: Er setzte eine Belohnung für denjenigen aus, der im ersten Jahr nach der Trauung einen Sohn bekommen würde. Das schaffte keiner. Autor Axel Lohr weiß noch mehr über den Unternehmer und Wohltäter zu berichten. So ist zu lesen, dass er ein rechter Schwerenöter war und seine Frau ihn nach endlosen Seitensprüngen schließlich entnervt verließ und nach Hamburg-Winterhude entschwand.

"Das Jahrbuch ist ein wunderbares Forum, um Stormarner Geschichte und Geschichten zu veröffentlichen", kommentierte Trittaus Archivar Oliver Mesch die bunte Mischung auf den 150 Seiten, deren Druck von der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn gefördert wurde. Das im Ammersbeker M + K Hansa Verlag erschienene Jahrbuch kostet 15 Euro und ist ab sofort im Buchhandel erhältlich.

Vier Geschichten im Jahrbuch sind op Platt geschrieben, weil sich der Heimatbund auch dem Erhalt der niederdeutschen Sprache verpflichtet fühlt. So schlägt es nächstes Jahr 13. Und das gleich zweimal: bei den 13. Plattdeutschen Tagen im Jahr 2013. Da passt es allerbestens, dass der Bargteheider Pastor i. R. Cord Denker das Geheimnis lüften wird, wie das Christkind über den Buckel kommt. Auch das eine echte Stormarner Heimatgeschichte.