Investor will 20 neue Wohnungen auf dem ehemaligen Klinik-Gelände bauen. Bauausschuss beschließt B-Plan und leitet langwieriges Verfahren ein.

Ahrensburg. Der Bau von Wohnungen auf dem Gelände der ehemaligen Ahrensburger Klinik wird sich erheblich verzögern. Grund: Entgegen den Erwartungen des Investors hat der Bauausschuss nun einen Bebauungsplan für das Grundstück an der Manhagener Allee auf den Weg gebracht und damit ein langwieriges Beteiligungsverfahren eröffnet. Damit stellen Verwaltung und Politik die Geduld des Investors auf eine harte Probe.

Mehr als eine Million Euro hat die Sparkassen Immobiliengesellschaft Holstein (SIG) mit Sitz in Bad Oldesloe bislang in Pläne investiert, um in zentraler Lage 20 neue Wohnungen mit einer Durchschnittsgröße von 75 Quadratmetern zu bauen. Im Frühjahr 2013 sollte es losgehen. Denn ein B-Plan, so das Ergebnis von Vorgesprächen der SIG im Juni, sei nicht nötig. Die Hoffnung, es gebe "gottlob keinen politischen Prozess", wie Geschäftsführer Matthias Bernhard damals formulierte, hat sich nun zerschlagen. Einstimmig haben die Mitglieder des Bauausschusses auf Vorschlag der Verwaltung einen sogenannten vorhabenbezogenen B-Plan beschlossen.

Was sind die Folgen? Die Baupläne werden öffentlich ausgelegt, Anlieger können Einsprüche erheben. Der Vorgang landet wieder in den Gremien. Das kann sich hinziehen. Über Jahre, wie zum Beispiel der Fall des Bauprojekts an der Hansdorfer Straße gezeigt hat. Vier Jahre hat es etwa gedauert, bis der Investor dort mit dem Bau von Wohnungen beginnen konnte. Den Beschluss des Ausschusses erklärt dessen Vorsitzender Jörg Hansen (Grüne) so: "Paragraf 34 des Baugesetzbuches lässt dem Investor zu viel Freiraum. Hier handelt es sich um ein Vorhaben im Villenviertel. Da will die Politik Einfluss nehmen können. Deshalb der B-Plan."

Eine E-Mail und ein Anruf aus dem Bauamt verärgern Matthias Bernhard

Ein Metallzaun markiert an der Manhagener Allee die Front des rund 2500 Quadratmeter großen Geländes, auf dem auch die ehemalige Rettungswache steht. Dahinter gedeiht Unkraut rund um die Gebäude, die Bernhard und nach seinen Angaben auch ein unabhängiger Gutachter für abbruchreif halten. Hier sollten bald Neubürger oder alteingesessene Schlossstädter eine neue Wohnung in Nähe zu Schulen, Bahnhof und Innenstadt finden. So, wie es das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) vorsieht. Zwei Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss sowie eine Tiefgarage, die sich "ins Gesamtbild einfügen", sagt Bernhard über das Projekt. Ein Plan, den Bürgermeister Michael Sarach "uneingeschränkt begrüßt, sofern dort bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird", wie er der Abendblatt-Regionalausgabe im Juni sagte. Nun möchte er vorerst nichts mehr dazu sagen. Nichts über die Beweggründe der Ausschussmitglieder, die schließlich in nicht öffentlicher Sitzung getagt hätten. Sarach: "Das kommentiere ich nicht." Nur soviel: Die Verwaltung habe einen klaren Auftrag zu einem Verfahren.

Der SIG-Geschäftsführer ist verärgert. Warum, zeigt ein Blick auf die Entwicklung der vergangenen Monate. Anfang 2012 verhandelt Bernhard erstmals mit dem bisherigen Eigentümer der Immobilie, der Gesellschaft für Systemberatung und Gesundheit (GSbG), die ebenfalls Träger der Park-Klinik an der Sieker Landstraße in Großhansdorf ist. Im Mai wird der Kaufvertrag unterzeichnet. "Sowohl die GSbG als auch wir haben Vorgespräche mit der Stadt geführt", erinnert sich Matthias Bernhard, "es sah alles gut aus." Die Architektin Maria Felshart fertigt Entwürfe an, die SIG beantragt einen Bauvorbescheid und der Ahrensburger Bürgermeister sagt "eine zügige Bearbeitung zu", erinnert sich Bernhard an den Frühsommer.

Doch dann kommt alles anders. Nach einvernehmlichen Gesprächen mit dem Bauamt scheint klar, dass die SIG die Klinik und Rettungswache abreißen und vier "ins Gesamtbild eingefügte Gebäude mit 20 Wohnungen" bauen kann. Einzige Bedingung: Der Nachweis, dass eine Sanierung des Bestandes teurer wird als ein Neubau. Am 11. Juli liefert die SIG ein unabhängiges Gutachten, wonach die Sanierungskosten mit mehr als vier Millionen Euro mehr als 40 Prozent über denen eines Neubaus lägen. Risse im Mauerwerk, statische Probleme wie Schäden am Fundament, uralte Strom- und Wasserleitungen, undichte Fenster und der alte Dachstuhl werden als Gründe genannt. Nicht zuletzt wird die Funktionalität des alten Krankenhauses als "nicht kompatibel" mit der Wohnraum-Nutzung bewertet. Für dieses Gutachten zahlt die SIG nach eigenen Angaben "einige Tausend Euro". Doch die Stadt legt nach. Fordert die Klärung der Frage, ob ein Neubau unter der Maßgabe des Erhaltes der Fassaden zur Manhagener Allee hin möglich sei. Die Kostenschätzung dafür übersteigt die erste noch einmal deutlich.

Ende September hakt die SIG nach, ob noch etwas zur Bearbeitung ihres Antrags auf einen Bauvorbescheid fehle. Und ist erstaunt zu erfahren, dass die Stadt an einem B-Plan Interesse anmeldet. Auf diese Weise seien mehr Wohnungen zu realisieren, habe es aus dem Rathaus geheißen. "Aber wir wollen das eigentlich gar nicht", sagt Bernhard. "Wir bevorzugen die kleine Lösung, damit sich das Projekt nicht über Jahre hinzieht." Beispiel Hansdorfer Straße mit vier Jahren, Beispiel Ärztehaus-Plan des Asklepios-Konzerns, der nach zähen Verhandlungen letztlich scheiterte. Beispiel Erlenhof. Also wartet die SIG auf die am 23. November ablaufende Frist zum Bauvorbescheidsantrag. Bis dahin muss sich die Stadt erklären.

Ärger löst bei Matthias Bernhard nun eine E-Mail aus, die ihn am Freitag aus dem Rathaus erreichte. "Ein Totalabriss der Gebäude ist nicht möglich", sei ihm darin mitgeteilt worden. Und bevor die Amtsstuben schließen, folgt noch ein Anruf. Bernhard sagt: "Eine Sachbearbeiterin der Bauaufsicht hat mich gefragt, ob ich den Antrag auf einen Bauvorbescheid nicht zurückziehen wolle, anderenfalls genehmige man nicht." Das geht Bernhard dann doch zu weit. Er fühlt sich unter Druck gesetzt. Er sei zwar durchaus gesprächs- und kompromissbereit, sagt er dem Abendblatt. Doch "kooperatives Miteinander sieht anders aus", formuliert er in seiner Antwort-Mail ans Rathaus.

SIG-Geschäftsführer will jetzt im Bauausschuss für Klarheit sorgen

So langsam wisse er wirklich nicht mehr, worauf man im Amt hinaus wolle. Klar - und gutachterlich belegt - sei für ihn nur, dass für ihn als Investor nur ein Abriss beider Gebäude in Frage komme. Und dass das, was er mit dem Bauamt erlebe, beispielsweise in Hamburg "völlig undenkbar" wäre. Bernhard: "Diese Politik schreckt Investoren ab. Und sie führt unter anderem am Ende zu hohen Quadratmeterpreisen, die im Widerspruch zum Stadtentwicklungskonzept stehen." Das könne nicht ernsthaft gewollt sein. Seine Forderung: Die fristgerechte, nachvollziehbare und vollständige Beantwortung seiner Bauvoranfrage. Und: Eine Sitzung des Bauausschusses, bei der er das SIG-Vorhaben erklärt. Matthias Bernhard: "Eine Sitzung, bei der es endlich Klarheit gibt."