Nach dem Feuer soll das historische Bauwerk wieder wie vorher aussehen. Die Eröffnung des Restaurants ist für Ostern geplant.

Kuddewörde . Angelo Bonelli ist immer noch fassungslos, wenn er an die Nacht vom 27. auf den 28. September zurückdenkt. "So etwas wünscht sich ja kein Mensch", sagt der 45 Jahre alte Wirt und Pächter des Restaurants Da Bonelli in der historischen Grander Mühle. In jener Nacht sind die Mühle und sein Restaurant in Kuddewörde an der Lauenburger Straße, ein beliebtes Ausflugslokal, durch eine Explosion und ein Feuer schwer beschädigt worden. Seitdem ist das Lokal geschlossen. Und viele fragen sich, ob die Mühle, die 1248 erstmals urkundlich erwähnt wurde, wieder aufgebaut wird.

Die gute Nachricht: Sie wird. "Wir sind kräftig dabei", sagt Peter Szymanski, Bau-Ingenieur und freischaffender Architekt im Ruhestand aus Lauenburg. Er betreut den Wiederaufbau der Mühle im Auftrag des Eigentümers, eines Hamburger Rechtsanwalts. "Die Mühle wird genauso wieder hergerichtet, wie sie vor dem Feuer ausgesehen hat." Das Ziel ist laut Szymanski, bis Ostern das Restaurant wieder eröffnet zu haben.

In der Brandnacht war das Feuer kurz vor Mitternacht auf der Rückseite der Mühle in einem Anbau ausgebrochen. Zuvor hatte es eine Explosion gegeben. Gastwirt Bonelli und seine Angestellten hatten das Lokal kurz zuvor verlassen und abgeschlossen. Durch das Feuer brannte der Anbau mit dem Küchentrakt des Restaurants komplett nieder. Die enormen Druckwelle der Explosion drückte bei der Mühle, der ältesten Kornwassermühle Norddeutschlands, Giebel, Außenmauern, Fenster und Fachwerkbalken nach außen. Große Mauersteine brachen heraus, das Dach wurde teilweise abgedeckt. Die Mühle drohte einzustürzen.

Was die Ursache des Feuers war, ist weiterhin unklar. Sachverständige der Polizei haben die Mühle untersucht, die Ermittlungen sind aber noch nicht abgeschlossen und laufen noch. Sie gehen offiziell in alle Richtungen, eine Brandstiftung wird nicht ausgeschlossen.

Unter anderem vom Ergebnis der Ermittlungen macht Restaurantbetreiber Bonelli es abhängig, ob er sein Lokal nach dem Wiederaufbau der Mühle weiterführen wird. "Ich will erst mal abwarten und bin noch am überlegen, ob ich weitermache", sagt er. "Das ist wohl eine psychologische Frage: Wenn ein möglicher Täter gefasst wird, hätte ich einen Grund mehr, weiterzumachen."

Der Gastronom wurde bereits zum zweiten Mal Opfer eines Feuers, seitdem er das Restaurant in der Mühle im Jahr 2009 übernommen hat. Vor zwei Jahren, am 27. Oktober 2010, brannte der Anbau des Restaurants schon einmal nieder. Damals ging die Polizei von Brandstiftung aus, der Täter wurde aber nie gefunden. "Wenn es diesmal wieder Brandstiftung war, muss ein Kranker am Werk sein", sagt Angelo Bonelli. Er ist überzeugt, dass eine Brandstiftung nicht ihm persönlich gegolten hätte. "Ich habe keine Feinde und mit niemandem Probleme", so der 45-Jährige. Für den Restaurantbetrieb hatte er seinerzeit eine GmbH gegründet, diese besteht noch. "So ein Lokal wie die Grander Mühle, das war immer mein Traum", sagt Bonelli.

Peter Szymanski ist überzeugt, dass Angelo Bonelli seinen Traum weiterleben wird. "Ich habe bei ihm für Ostern nächstes Jahr einen Tisch bestellt und ihm gesagt, dass ich eine Kalbsleber essen will", sagt der Architekt. Er betreut derzeit die Arbeit von Zimmermännern, die in der historischen Mühle neue Eichenbalken einsetzen. "Auf das Gebäude haben durch die Druckwelle der Explosion unglaubliche Kräfte eingewirkt", sagt Szymanski, "aber die Fachwerkstruktur mit ihren Verbindungen durch Holzzapfen und -nägel war so elastisch, dass sie die Kräfte abgefangen und verteilt hat. Deshalb ist die Mühle nicht eingestürzt."

Szymanski hat schon nach dem Brand im Jahr 2010 die denkmalgeschützte Mühle wiederaufgebaut. Und bereits Anfang der 1980er-Jahre hatte der Spezialist für Fachwerkhäuser das damals verfallene Gebäude restauriert. Seinerzeit war Szymanski auch der Eigentümer der Mühle.

Für den jetzigen Wiederaufbau ist er bestrebt, alte Materialien zu beschaffen. "Ich habe in Mecklenburg 250 Jahre alte, handgeformte Ziegel erworben, die wir verwenden werden", sagt Szymanski, der die Kosten des Projektes auf rund 450 000 Euro beziffert. Ganz ohne Zugeständnisse an die Moderne läuft es jedoch nicht ab. "Statt wie früher mit Lehm wird das Mauerwerk mit Kalkmörtel befestigt", so der Architekt. Und angesichts der zwei verheerenden Brände in zwei Jahren wird die neue Mühle auch zusätzliche Sicherungsmaßnahmen bekommen. "Es werden Feuerschutztüren eingebaut sowie Videokameras und Bewegungsmelder installiert", kündigt Szymanski an.

Dass die Mühle fertig ist und das Restaurant wieder geöffnet hat, wünscht sich auch Eri Brandt. "Wir sind froh, dass es weitergeht", sagt die Inhaberin des Hotels direkt neben der Grander Mühle. Dieses wurde bei dem Feuer nicht beschädigt, der Betrieb konnte weiterlaufen. Allerdings fehlt dem Hotel nun das Restaurant. "Wir brauchen die Mühle samt Lokal für unsere Gäste", sagt Eri Brandt. "Das Hotel und die Mühle sind Häuser aus einem Guss."