Die Kreisbehörde äußert Bedenken gegen Bauvorhaben eines Ammersbeker Vereins auf dem Schüberg. Der Verein versichert schonenden Umgang.

Ammersbek. War die ganze Aufregung, der Streit und auch die viele Mühe vergeblich? Scheitert das Projekt, auf dem Schüberg einen 30 Meter hohen Aussichtsturm zu bauen, letztlich an formalen Gründen? Die untere Naturschutzbehörde des Kreises Stormarn hat erhebliche Bedenken gegen die derzeitigen Planungen des 2009 für dieses Vorhaben gegründeten Vereins Aussichten für Ammersbek (AfA) geäußert. Grund für die Bedenken der Behörde ist, dass der Schüberg seit 1987 Landschaftsschutzgebiet ist und damit an der Stelle nicht ohne Weiteres gebaut werden darf.

"Es liegt zwar kein Antrag bei uns vor, aber wir müssten einen solchen nach derzeitigem Stand klar ablehnen", sagt Joachim Schulz, Leiter der unteren Naturschutzbehörde. Er verweist auf Paragraf 6 der entsprechenden Schutzverordnung, nach dem das Verfahren auf dem vorgesehenen Gelände formal nicht zulässig sei. Eine Ausnahme vom Verbot könne es nur geben, wenn ein "überwiegend öffentliches Interesse" vorliege.

Schulz befürchtet durch die Bauarbeiten für den Turm erhebliche Eingriffe in die Natur. "Man muss die Bauteile vermutlich mit schwerem Gerät auf den Berg fahren", sagt der Behördenleiter, der sich nach eigenen Angaben auch schon selbst ein Bild vom Schüberg gemacht hat.

Diese Bedenken seien auch zwei Initiatoren aus dem Verein AfA genannt worden, die offenbar im Oktober in die Kreisverwaltung gekommen waren, um sich zu informieren und eine Einschätzung des Projekts zu erhalten. Für eine Ausnahme des Bauverbots müsste laut Schulz ein Gemeinderatsbeschluss gefasst werden. Gegen eine Bürgerbefragung wie durch die Initiatoren geplant (wir berichteten), habe er dagegen Bedenken. "Für uns als Behörde ist eine legitimierte Abstimmung entscheidend, also ein Beschluss, den die Gemeindevertretung macht."

Gelassen sieht Henning Sidow vom Verein AfA die Aussagen der Behörde. "Das ist nicht weiter verwunderlich von einer Naturschutzbehörde", sagt er. Sidow sehe gleichwohl in den bisherigen Äußerungen der Naturschutzbehörde kein "Knock-out-Kriterium" gegen den Turm. Dennoch nehme man die Anmerkungen der Behörde ernst, so Sidow. "Wir werden uns sicherlich nicht über den Naturschutz hinwegsetzen. Das letzte Wort über das Projekt haben nun einmal die Behörden." Und die würden ohnehin im Zuge des Bauverfahrens als sogenannte Träger öffentlicher Belange angehört.

Sidow verweist auf den grundlegenden Sinn des Turmprojektes. "Es geht uns unter anderem darum, den Naturschutz erlebbar zu machen", sagt er. Man wolle darauf achten, dass auch während der Bauphase die Auswirkungen auf die Natur so gering wie möglich gehalten werden. "Wir gehen davon aus, dass der Turm errichtet werden kann, ohne größere Bäume zu fällen", sagt das AfA-Mitglied. Es gebe bereits einen befahrbaren Weg, der für die Forstwirtschaft genutzt werde.

Derzeit arbeiten die sieben Vereinsmitglieder darauf hin, eine Bürgerbefragung in die Wege zu leiten. "Ohne die Zustimmung der Bürger würden wir das Projekt ja gar nicht weiterverfolgen", sagt Sidow. "Es geht hier ja nicht um ein Hoppla-Hopp-Spielzeugprojekt einiger weniger."

Wann genau die Ammersbeker über den Turm abstimmen sollen, wisse er derzeit noch nicht. Sidow: "Es ist ein langfristiges Projekt. Es gibt also keinen Grund zu Eile." Vor einem Bauantrag müsste zudem auch die Finanzierung gesichert sein. Der AfA spekuliert auf EU-Geld aus dem Fördertopf Alsterland und sammelt Spenden.

Diese Praxis kritisiert Sigrid Kuhlwein (SPD). "Falls das Projekt doch nicht realisiert wird, was will der AfA dann mit den gesammelten Spenden machen?", fragt sich die Ammersbekerin, die für die SPD im Kreistag sitzt und Vorsitzende des Verkehrsausschusses ist. Sie rechne mit Schwierigkeiten, die Beträge wieder an die Spender zurückzuzahlen, weil diese das Geld steuerlich absetzen könnten. Sie selbst habe 1987 daran mitgearbeitet, dass das Gebiet unter Schutz gestellt wurde. Kuhlwein: "Der Turm ist überflüssig, und ich glaube nicht, dass ein Großteil der Bürger dafür wäre." Ihrer Meinung nach solle man lieber einen Rundwanderweg mit Informationstafeln anlegen.

Einen anderen Vorschlag hat dagegen der Turm-Kritiker Jan-Lübbers Johannsen (Grüne). "Man könnte doch einen solchen Turm auf den Laberg an der Landstraße Richtung Bargteheide bauen. Dort gibt es keine Schwierigkeiten mit dem Naturschutz." Johannsen kritisiert die Informationspolitik der AfA: "Die Bevölkerung wurde hinters Licht geführt. Es wurde bislang überhaupt nicht thematisiert, dass es Bedenken mit dem Naturschutz geben könnte." Von einer "Luftnummer" spricht Christiane Maas, Fraktionschefin der CDU. "Das Projekt ist sicherlich nicht genehmigungsfähig, weil es die Natur beeinträchtigen würde."