Die Demo von rund 150 Sportlern am Bürgerhaus blieb erfolglos: Glinder Kommunalpolitiker lehnen das 550.000-Euro-Projekt ab.

Glinde. Die Fußballsparte des TSV Glinde muss sich vorerst von ihrem Traum vom neuen Kunstrasenplatz verabschieden. Die Kommunalpolitiker im Finanz- und Kulturausschuss der Stadt beschlossen im Bürgerhaus mehrheitlich, den Investitionszuschuss für das rund 550 000 Euro teure Projekt nicht in den Haushalt 2013 einzustellen. Vor der Sitzung hatten rund 150 Sportler demonstriert, weil der mehr als 40 Jahre alte Grandplatz bei Regen nahezu unbespielbar und die Verletzungsgefahr hoch sei.

"Das Geld ist momentan nicht da. Und es wird wohl auch nicht in den Jahren 2014 und 2015 da sein", sagte Lars Nielson (CDU) mit Blick auf den Berg an Investitionen, den Glinde bis 2016 abarbeiten will. Die Liste ist lang: Neu- und Umbau der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld, Sanierung des alten Feuerwehrgerätehauses, der Sporthallen, Neubau einer Kita, Straßenbau.

Die Stadt hat sich finanziell einiges vorgenommen: Rund 19 Millionen Euro sollen bis 2016 ausgegeben werden. Lars Nielson: "Und wir wissen nicht, was wir durch das Neubaugebiet Alte Wache noch zu erwarten haben. Ob die Kitaplätze letztendlich reichen, ob wir noch mehr in die Schulen investieren müssen."

Bürgermeister Rainhard Zug, der auf Haushaltskonsolidierung und Schuldenabbau drängt, sagte: "Es wäre nicht richtig, dem TSV ein Signal zu geben, das wir am Ende nicht halten können. Wir können nicht weiter Geld mit dem Füllhorn ausgeben." Sonst bestehe die Gefahr, dass die Kommunalaufsicht den Haushalt nicht mehr genehmige. "Die finanzielle Leistungsfähigkeit Glindes ist erheblich strapaziert", so Zug weiter.

"Es ist aber keine Lösung, den Kunstrasenplatz auf unbestimmte Zeit nach hinten zu verschieben", sagte der Ausschussvorsitzende Werner Braun (SPD), "wir können das den Kindern nicht antun." Sein Antrag, der vorsah, dem TSV ein Zeitziel vorzugeben mit Aussicht, dass das Vorhaben eventuell 2014 finanziert wird, fand jedoch keine Mehrheit. Auch nicht sein Vorschlag, Geld bei der Aktivregion zu beantragen oder den Platz aus eventuellen Überschüssen des kommenden Jahres zu finanzieren.

Grüne und CDU stimmten für den Ablehnungsvorschlag der Stadtverwaltung. Auf Antrag der Grünen soll zu gegebener Zeit erneut beraten werden. Susanne Böhnert-Tank (Grüne) sagte: "Es gibt momentan leider keinen Kompromiss. Die Finanzierung eines Kunstrasenplatzes ist einfach nicht machbar."

Bürgermeister Rainhard Zug bot den Vereinsvertretern an, 2013 und 2014 intensive Gespräche zu führen, um gemeinsam nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen. Viele von den rund 150 Sportlern, die vor der Sitzung vor dem Bürgerhaus für einen Kunstrasenplatz demonstriert hatten, zeigten sich allerdings deutlich enttäuscht. Frank Gabbert, Fußballabteilungsleiter beim TSV Glinde, gibt die Hoffnung trotzdem nicht auf: "Wir hatten mit dem Ergebnis gerechnet." Vor diesem Hintergrund freue er sich über das positive Signal von Bürgermeister Rainhard Zug und den Stadtvertretern. "Wir wollen den Ball aufnehmen, auch wenn es für uns ein harter, steiniger Weg werden wird."

In Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister will der TSV nun ein neues Finanzierungskonzept ausarbeiten, damit der Sportverein im kommenden Jahr einen neuen Antrag auf Unterstützung stellen kann. "Das Problem ist, dass Sponsoren für das Projekt nicht gerade Schlange stehen. Aber wir wollen jetzt eine großangelegte Spendenaktion ins Leben rufen", so Gabbert weiter. Unter anderem sollen Patenschaften für den Kunstrasenplatz angeboten werden. "Wenn wir es schaffen, auf diese Weise noch Geld zusammenzubekommen, können wir vielleicht doch hoffen, dass der Platz nicht erst 2016 umgesetzt wird."