Rund 300 Mitglieder des TSV Glinde versammeln sich heute auf Marktplatz. Politiker sehen wenig Chancen für 550.000-Euro-Vorhaben.

Glinde. Über schlechtes Wetter freuen sich wohl die wenigsten. In Glinde aber ist an Tagen mit strömendem Regen die Laune besonders schlecht, zumindest bei den Fußballern, die auf dem 40 Jahre alten Grandplatz trainieren oder spielen wollen. "Die Dränage funktioniert schon lange nicht mehr. Bei Regen ist es die reinste Pfützenlandschaft. Das Wasser läuft einfach nicht ab", sagt Frank Gabbert, Fußball-Abteilungsleiter beim TSV Glinde. Der Verein wünscht sich daher unbedingt einen Kunstrasenplatz. Doch der ist teuer. 550 000 Euro veranschlagt der Verein für die Umgestaltung der Anlage an der Straße Am Sportplatz. Geld, das der Verein allein nicht aufbringen kann und deshalb einen Investitionszuschuss in Höhe von 400 000 Euro bei der Stadt beantragt hat.

"Wir könnten dies nur über einen Kredit finanzieren", sagt Bürgermeister Rainhard Zug und hat der Politik nun empfohlen, die Investition nicht für den Haushalt 2013 einzustellen. Das aber empört den TSV. "Die Stadt will unseren Antrag auf Eis legen. Aber das wollen wir uns nicht gefallen lassen. Den Platz brauchen wir dringend", sagt Gabbert. Die Fußballsparte des TSV Glinde hat deshalb nun eine Demonstration vor dem Rathaus angemeldet. Rund 300 Kinder und Erwachsene wollen heute um 17.30 Uhr auf dem Marktplatz demonstrieren - eine halbe Stunde, bevor die Kommunalpolitiker im Kultur- und Finanzausschuss über den Antrag des Vereins entscheiden.

"Die Stadt ist in den letzten Jahren sehr gewachsen. Das haben wir vor allem in den Jugendmannschaften im Fußball zu spüren bekommen", sagt Jugendwart Frank Paulsen. So sei die Zahl der Spieler allein in den vergangenen zwei Jahren von 310 auf 380 gestiegen. 250 davon seien Kinder und Jugendliche. Paulsen: "Wir haben in einigen Jahrgängen mehr als 20 Kinder und Jugendliche." Und die brauchen Platz. Ein Ausweichen auf den Rasen aber sei nicht immer möglich.

Entlastung könnte der Umbau des Grandplatzes bringen. "Ein Kunstrasenplatz wäre das ganze Jahr über bespielbar. Auch die Verletzungsgefahr würde abnehmen", sagt Gabbert und berichtet, dass es auf dem unebenen Grand immer wieder zu Bänderrissen bei den Spielern komme. "Dazu kommt der Imageverlust: Zwei Trainer haben uns bereits wegen der schlechten Spielmöglichkeiten verlassen und sind zu anderen Vereinen gegangen", sagt Gabbert. Mit dem Bau eines Kunstrasenplatzes erhofft er sich sogar weitere Mitglieder. "Es darf auch nicht vergessen werden, dass wir hier sehr viel Jugend- und Integrationsarbeit leisten."

Jeweils 25 000 Euro wollen der Förderverein Fußball und der Landessportbund dazugeben. 100 000 Euro will der Verein selbst aufbringen, jedoch soll die Stadt dafür vorerst ein Darlehen vorschießen. Die Verwaltung hat dem TSV Glinde nun empfohlen, ein neues Finanzierungskonzept mit einem höheren Eigenteil des Sportvereins sowie dem Verzicht auf ein Darlehen vorzulegen. Laut Gabbert ist das für den Verein nicht möglich. "Wir haben bereits die Mitgliedsbeiträge angehoben, damit wir uns an den Kosten beteiligen können. Und das ist schon mehr, als andere Vereine in anderen Kommunen getan haben", so Gabbert.

Bereits jetzt muss die Stadt, die in den vergangenen Jahren keine neuen Schulden machen musste, davon ausgehen, dass sie im Jahr 2013 rund 2,5 Millionen Euro als Kredit aufnehmen muss. Allein die jährlichen Zinszahlungen würden laut Verwaltung durch die Aufnahme eines weiteren Kredits in Höhe von 500 000 Euro rund 35 000 Euro ausmachen.

"Dass ein Kunstrasenplatz absolut sinnvoll ist, bestreitet keiner. Bei dem alten Grandplatz muss unbedingt etwas getan werden", sagt Bernd Wersel (SPD), Finanzausschussvorsitzender der Glinder Stadtvertreter. Allerdings sieht er wenig Chancen, dass das Projekt bereits 2013 in Angriff genommen wird. "Wir haben einen enormen Investitionsstau", sagt Wersel, "bis 2016 sind Investitionen in Höhe von 19 Millionen Euro vorgesehen. Doch wir haben nur Rücklagen von drei Millionen Euro." Ein Kunstrasenplatz sei in den Berechnungen für die nächsten Jahre noch nicht mit eingeplant.

Zwingender seien die Sanierung des Feuerwehrgerätehauses, der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld, der Sporthallen sowie der Bau der neuen Kita. "Wir haben nur begrenzte finanzielle Mittel und wir müssen sehen, wie wir sie einsetzen", so Wersel weiter.

Ähnlich sehen es auch die Vertreter von CDU und Grünen. Lars Nielson, stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender in Glinde, sagt: "Haushaltstechnisch ist es momentan einfach überhaupt nicht machbar. Wir haben so viele Baustellen." Der TSV müsse vorerst hintanstehen. Und Susanne Böhnert-Tank, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, meint: "So schön ein Kunstrasenplatz auch wäre: Wir glauben, dass es für alle besser ist, das Vorhaben zu schieben." Weder für die Stadt sei es derzeit möglich, sich weiter zu verschulden, noch für den TSV Glinde. "Es gibt momentan so viele andere Dinge, die wichtiger sind."