Bewohner des Ortsteils Pfefferberg im Kreis Stormarn sind nach erneutem schweren Unfall in Sorge um ihre Kinder.

Großensee. "Mein Mann und ich standen gerade draußen und rauchten, als wir einen Knall hörten und danach so ein Knistern." Es war am Sonnabendabend, als Kirsten und Thorsten Reul Zeugen wurden, wie in der Nähe ihres Wohnhauses in Großensee-Pfefferberg an der L 92 ein Porsche von der Straße abkam und in einem fünf Meter tiefen Graben landete (wir berichteten). "Mein Mann ist sofort hin und hat nachgesehen", sagt Kirsten Reul, die wie ihr Mann Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr im Dorf ist.

Rund 50 Feuerwehrleute aus Großensee und Lütjensee waren im Einsatz, dazu kamen Polizisten, Sanitäter und Notärzte. Der Porsche 924 war aus bislang ungeklärter Ursache von Lütjensee kommend in einer Kurve von der Straße abgekommen. Beide Insassen mussten aus dem Auto befreit werden, der Fahrer kam leicht verletzt ins Krankenhaus.

Für Anwohnerin Kirsten Reul kommt dieser Unfall nicht überraschend. "Hier auf dem Pfefferberg fahren viele Autos und auch Motorräder zu schnell", sagt sie. "Es ist schon häufiger etwas passiert." Auf der Landesstraße gilt von Großensee bis Lütjensee Tempo 70, auch in der Siedlung Pfefferberg und der oberhalb von ihr Richtung Lütjensee gelegenen S-Kurve, in der sich der Unfall am Sonnabend ereignet hat. In der Kurve war bereits am 9. September dieses Jahres ein Auto von der Straße in den Graben gefahren."Viele halten sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung", sagt Kirsten Reul. Sie sorgt sich vor allem um die Sicherheit ihrer drei Kinder im Alter von vier und drei Jahren sowie zehn Monaten. "Wir hoffen, dass ihnen nichts passiert", sagt Kirsten Reul.

Der Unfall vom Sonnabend bestätigt viele Anwohner in ihrer Meinung, dass die erlaubte Geschwindigkeit von 70 Stundenkilometern zu hoch ist. Sie fordern schon lange Tempo 50 für den Abschnitt in ihrem Ortsteil. Zu ihnen gehört auch der Schauspieler Marek Harloff ("Soko Stuttgart", "Küstenwache"). Er wohnt mit seiner Frau Kim und den Kindern Lasse, 14, Tomma, 12, und Lovis, 7, an der Straße. "Wir leben seit 15 Jahren hier, seitdem sind mindestens zehn Autos in unserem Garten gelandet", sagt Harloff. Das Grundstück grenzt an die S-Kurve. "Im Februar wurde unser Labrador überfahren, weil der Autofahrer zu schnell war", berichtet Harloff weiter. "Und davor zwei Katzen von uns."

Auch Marek Harloff sorgt sich um seine Kinder. In Pfefferberg gibt es zwei Schulbushaltestellen für die Mädchen und Jungen. Harloff ist auch aufgefallen, dass vor allem Motorradfahrer gerne Gas geben, wenn sie aus der Kurve kommend den Pfefferberg herunterfahren. "An der Strecke sollte auch häufiger mal geblitzt werden, sagt er.

Ein weiterer betroffener Anwohner ist Christian Lackner. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern an der Straße. "Das Tempolimit von 70 ist zu hoch" sagt er. Bereits im Jahr 2009 hat er sich an den Kreis Stormarn gewandt mit der Bitte, die Höchstgeschwindigkeit herabzusetzen. "Dies wurde abgelehnt mit der Begründung, dass eine besondere Gefahrenlage nicht gegeben sei", sagt Lackner. Angesichts der jüngsten Unfälle hat er nun den Kreis erneut gebeten, über ein niedrigeres Tempolimit nachzudenken. "In dem Bereich befinden sich eine S-Kurve, zwei Schulbushaltestellen sowie reger Wildwechsel mit regelmäßigen Unfällen", sagt Lackner. "Vielleicht ist es ja möglich, die Geschwindigkeit herabzusetzen, ohne einen Todesfall abzuwarten."

Ein neues Tempolimit in Pfefferberg kann der Kreis im Einvernehmen mit dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr und der Polizei anordnen. Allerdings gilt die Strecke bei der Stormarner Verwaltung nicht als besonders gefährlich. "Wir haben keine Erkenntnisse, dass es dort häufig zu Unfällen kommt", sagt Dirk Willhöft, Leiter des zuständigen Fachdienstes. Er verweist darauf, dass Warnschilder auf die S-Kurve und den Schulweg hinweisen. Es sei rechtlich nicht einfach, ein Tempolimit von 50 außerhalb geschlossener Ortschaften zu verhängen. Trotzdem reagiert er: "Wir lassen uns von der Polizei die Berichte der letzten Unfälle kommen und prüfen die Sachlage noch einmal."