Sonnabend-Serie im Hamburger Abendblatt: Wir stellen Vereine und ihre Mitglieder vor. Heute: Pferdesport Granderheide.

Grande. Warm und gemütlich ist es in dem kleinen Reiterstübchen auf der Reitanlage von Horst Masler in Granderheide. Im Holzofen prasselt ein Feuer, am Tresen genehmigen sich die ersten Gäste schon ein Feierabendbier. Der Raum ist nur durch eine Glasfront von der großen Reithalle getrennt, in der die Sportler gerade das wöchentliche Springtraining absolvieren. Es wird gefachsimpelt, anderswo unterhält man sich über die neue Herbstmode für Reiter und Pferd. Die Mitglieder sind auf Trab, und das nicht nur beim Sport.

Auf der Anlage von Horst Masler geht es lebhaft zu. Er hat den Verein 1978 gegründet, damals als Sparte des Sportvereins Grande/Kuddewörde. 1992 gründeten die rund 155 Mitglieder ihren eigenen Verein: den Pferdesport Granderheide.

Bis heute steigt die Mitgliederzahl stetig. Aktuell zählt der größte Reitverein im Kreis Stormarn mehr als 500 Mitglieder. "Vom Nichtreiter über den Freizeitreiter bis zum Spitzensport ist alles vertreten", sagt Masler. So hat beispielsweise der international erfolgreiche Dressurreiter Falk Rosenbauer unter der Flagge des Vereins 2010 das Hamburger Dressurderby gewonnen. Rosenbauer hat auf der Anlage von Horst Masler sogar sein Reitabzeichen absolviert.

Vielfalt: Jedes Mitglied soll das passende Angebot finden

Doch auch für diejenigen, die nicht im Turniersport unterwegs sind, hat der Verein einiges zu bieten. "In unserem Verein wird zwar viel Leistungssport betrieben. Unsere Devise ist es aber, das Reiten für Jedermann zu ermöglichen", sagt der Vorsitzende. Um allen gerecht zu werden, werde einiges organisiert.

"Jedes Jahr fahren wir mit einer Gruppe von rund 30 Mitgliedern nach Fehmarn zum großen Pferdefestival", erzählt Schriftführerin Wiebke Soor. "Dort nehmen dann die Großen die Jüngeren an die Hand und gehen abends mit ihnen zur Reiterparty. Das ist schon Tradition."

Einmal im Jahr wird außerdem ein Wochenende veranstaltet, bei dem von Freitag bis Sonntag auf unterschiedlichen Höfen übernachtet wird. Wiebke Soor: "Tagsüber werden Ausritte unternommen, abends lässt die Gruppe den Tag am Lagerfeuer ausklingen."

Und sogar die Mitglieder, die nicht selbst reiten, kommen beim Pferdesport Granderheide nicht zu kurz. "Aus Vereinsmitgliedern hat sich eine Schießgruppe zusammengefunden, die regelmäßig an Wettbewerben beim Trittauer Schützenverein teilnimmt", sagt Soor.

Geselligkeit: Bei der Weihnachtsfeier ist die große Halle proppevoll

Beim jährlichen Grünkohlessen mit anschließender Disco oder der großen Weihnachtsfeier merkt man wieder, wie viele Mitglieder der Verein eigentlich hat. "Da ist die große Reithalle immer proppevoll", sagt die stellvertretende Schriftführerin Caroline Kleinert. "Weil wir so viele Jugendliche im Verein haben, machen die gemeinsamen Aktivitäten immer total viel Spaß", sagt auch Jugendsprecherin Lea Löwe. Die 16-Jährige ist selbst bis zu Springprüfungen der Klasse M erfolgreich auf Turnieren unterwegs.

Einsatz: Beim Turnier sind alle zwei Jahre ungezählte Helfer aktiv

Doch gibt es bei so vielen Mitgliedern eigentlich noch einen Überblick über alle Gruppen und ein richtiges Vereinsleben? "Man kann natürlich nicht jeden kennen. Trotzdem versuchen wir, jedem gerecht zu werden und viel anzubieten", sagt Horst Masler. Doch da sich das Vereinsleben hauptsächlich auf der Reitanlage in der Granderheide abspiele, seien die Kapazitäten langsam erschöpft.

"Wir wollen den Ansprüchen ja genügen", sagt Horst Masler, "aber wenn es daran geht, eine Mannschaft fürs Landesturnier zusammenzustellen, muss man einfach auf die Leistung achten. Auch, wenn man dann manche Reiter enttäuschen muss." Der Zusammenhalt sei aber trotz der vielen unterschiedlichen Interessen gegeben.

"Die Hilfsbereitschaft innerhalb des Vereins ist immer wieder zu spüren", sagt Wiebke Soor. "Wer bei den Landesmeisterschaften selbst nicht antritt, der stellt zum Beispiel sein Pferd zur Verfügung, wenn ein anderes ausfällt." Und wer am Vereinsleben aktiv teilnehmen wolle, der könne sich jederzeit auf der Internetseite oder über die Rundmails informieren.

Um der steigenden Mitgliederzahl gerecht zu werden, habe der Verein über die Jahre eine Art Netzwerk aufgebaut. "Wir haben viele Partnerställe in der Gegend. Manche bieten Schulunterricht für die ganz Kleinen an. So versuchen wir, jedem das passende Angebot zu machen", sagt Masler.

Sein Hof sei aber nach wie vor der zentrale Ort des Vereins. Dort wird auch alle zwei Jahre das große Spring- und Dressurturnier, die Granderheider Reitertage, veranstaltet. "Wir hatten schon oft mehr als 1000 Nennungen für unser Turnier. Das geht nur mit einer guten Organisation und vielen Helfern und Sponsoren", sagt Masler.

Erfolg: Junioren holen den Titel bei den Landesmeisterschaften

Und der persönliche Einsatz bei solchen Großereignissen ist laut Lea Löwe keineswegs eine unangenehme Pflicht. "Die Turniervorbereitungen, wie zum Beispiel das Streichen der Hindernisstangen, machen immer sehr viel Spaß", sagt die 16-Jährige. "Alle helfen mit und verstehen sich super."

Kaum zu glauben, dass eine so große Veranstaltung allein vom ehrenamtlichen Vorstand und Helfern ausgerichtet werden kann. "Die Bürokratie ist reine Routine", sagt Wiebke Soor dazu. "Wir sind ein eingespieltes Team, die Arbeit klappt gut, und das meiste geht schnell und unkompliziert vonstatten." So sei es nicht nur bei der Turnierorganisation, den Lehrgängen und Reitabzeichen, die auf der Anlage regelmäßig veranstaltet werden, sondern auch bei allen anderen Arbeiten, die im täglichen Vereinsleben anfallen. "Wir sind stolz auf unsere Reiter und freuen uns, dass unser Verein einen guten Namen hat", sagt Soor. Und es sei ja auch gut, aus dem Vollen schöpfen zu können.

"Wir sind seit mehr als drei Jahrzehnten jedes Jahr mit zwei Mannschaften bei den Landesmeisterschaften in Bad Segeberg dabei", sagt Horst Masler. "In diesem Sommer ist es uns sogar gelungen, die Landesstandarte wieder zu uns holen. Wir haben mit den Junioren unter mehr als 30 Mannschaften den Sieg geholt", sagt Lea. Sie selbst ist mit ihrem Pferd Don Camillo in der Abteilung mitgeritten. Und mit einem zweiten Platz im Springen konnte sie maßgebend zu dem Erfolg beitragen.

Talente: Etwa 15 Jugendliche werden vom Landesverband gefördert

Die Jugendarbeit ist für den Vorsitzenden auch ein großes Feld, das den Verein mit ausmache. Rund 40 Prozent der Mitglieder sind Jugendliche unter 21 Jahren. Etwa 15 Nachwuchssportler sind so talentiert, dass sie vom Landesverband gefördert werden. "In jedem Jahr stellt der Pferdesport Granderheide auch einige Teilnehmer für das Stormarner Team bei den Landesmeisterschaften im Vierkampf", sagt Jugendwartin Marion Wenzel.

Um die Jugendlichen zu unterstützen, übernimmt der Verein zum Beispiel die Nenngelder für solche Wettbewerbe und finanziert auch Teile von Reitabzeichen und Lehrgängen. Wenzel: "In diesem Jahr haben zwei Jugendliche einen Jugendleiterkursus gemacht. So können sie bei Ausflügen des Vereins auch die Aufsicht übernehmen."

Die jungen Mitglieder würden toll gefördert und gefordert, meint Jugendsprecherin Lea Löwe. "Auf der Anlage gibt es einen tollen Grasspringplatz. Außerdem haben wir mit Dirk Rasch im Springen und Britta Hoffmann in der Dressur zwei sehr gute Trainer", sagt sie. "Und dadurch, dass wir so oft an Wettbewerben teilnehmen, sind wir immer gefordert."

Für die Zukunft ist es dem Verein nicht wichtig, noch weiter zu wachsen. "Wir haben deshalb auch noch nie Werbung gemacht", sagt Horst Masler. Trotzdem freue man sich natürlich immer über neue Mitglieder. "Wir versuchen, jeden zu integrieren und nehmen alle, die bei uns mitmachen möchten, gerne auf", sagt Masler. Denn der Breiten- und Leistungssport, besonders auf Amateurniveau, müsse seiner Meinung nach weiter gefördert werden. "Und eins ist besonders schön", sagt Schriftführerin Soor. "Wir müssen keine Existenzangst haben."

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