Neuer Chef Hermann Roks analysiert das Defizit im Ahrensburger Schwimmbad Badlantic. FDP-Politiker schlägt sogar einen Teilverkauf vor.

Ahrensburg. Die kommenden sechs Monate werden für das Ahrensburger Badlantic eine Zeit des Übergangs sein. Eine, in der sich klärt, wem das Bad, das jährlich rund 1,5 Millionen Euro Minus macht, künftig gehört - und wie es dann konzipiert werden soll. Die Stadtverwaltung verhandelt zurzeit mit E.on-Hanse, deren Tochter Norddirekt das Bad zu 49 Prozent gehört, über eine komplette Übernahme. Bürgermeister Michael Sarach hofft, die Gespräche noch in diesem Jahr abzuschließen. Interims-Chef Hermann Roks will derweil den Zustand des Bads und seine Besucherzahlen unter die Lupe nehmen: "Wir müssen jetzt eine Bestandsaufnahme erstellen, um dann vielleicht eine neue operative Strategie einschlagen zu können."

Zur Bestandsaufnahme gehörten auch die Eintrittspreise - doch Roks will noch nicht über mögliche Änderungen sprechen. Dass er selbst auch nach Mai weitermacht, will er nicht ausschließen. Aber zunächst einmal muss er sein neues Amt antreten.

Wie berichtet, wird der 61 Jahre alte Stockelsdorfer zunächst bis einschließlich Mai das Schwimmbad leiten. Ab 15. November arbeitet er sich ein, im Dezember wird er die Nachfolge der in Politikerkreisen umstrittenen Branka Trube antreten, die eine neue Stelle in Husum antritt. Im Gegensatz zu Trube, die studierte Kunsthistorikerin ist, hat der in Lübeck aufgewachsene Roks einen kaufmännischen Hintergrund. Er ist gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann, später bildete er sich zum Betriebswirt und zum Werbewirt weiter.

Das Badlantic kennt er gut: Er war 1983 bei der Eröffnung Betriebsleiter und blieb es bis 1988. Roks, der im Marketing-Bereich des damaligen Legolands in Sierksdorf begonnen hatte, ging nach seiner Zeit in Ahrensburg für 16 Jahre zu einer Unternehmensberatung. Im vergangenen Jahr ging er in den Vorruhestand. Auf Vorschlag von Branka Trube wählte der Vorstand der Badlantic Betriebs-GmbH, in der Vertreter der Stadt Ahrensburg und von Norddirekt sitzen, Roks für zunächst sechs Monate zum neuen Betriebsleiter. "Der Ruhestand wird solange ausgesetzt", sagt Roks. Er wird einen Vertrag mit der Badlantic Betriebs-GmbH abschließen, die ihn auch bezahlt.

Erfahrung mit Schwimmbädern, die wie das Badlantic hohe Verluste machen, hat Hermann Roks bereits. Zuletzt arbeitete er von 2008 bis 2011 als Betriebsleiter des Bades Fehmare in Burg auf Fehmarn. Die Mittelzentrumsholding Bad Segeberg/Wahlstedt (MZH), die auch für das Management im Oldesloer Poggensee-Freibad und die Badestelle am Reinfelder Herrenteich zuständig ist, hatte das Fehmare damals gepachtet. Weil das Hallenbad auf Fehmarn tiefrote Zahlen schrieb, beendete die MZH im März 2012 den Pachtvertrag und wendete damit ihre Insolvenz ab.

Der heutige MZH-Geschäftsführer Luzian Roth betont: "Die Verluste hatten nichts mit Herrn Roks zu tun. Die MZH-Leitung glaubte bei der Vertragsunterzeichnung im Jahr 2006, mit so einem Bad Geld verdienen zu können." Auch Fehmarns Bürgermeister Otto-Uwe Schmiedt sagt: "Herr Roks hat das Schwimmbad aus meiner Sicht vernünftig geleitet." Die Verluste seien hauptsächlich dadurch zustande gekommen, dass eine Hotelanlage mit 1000 Betten in der Nähe des Fehmare nicht fertig wurde, die Kunden bringen sollte. Außerdem seien die Sommer in jener Zeit besonders gut gewesen - und damit schlecht für das Hallenbad.

Die Stadt Fehmarn hat 2012 das Fehmare übernommen und zum Betrieb eine städtische Gesellschaft gegründet. Ein Modell, das laut FDP-Politiker Thomas Bellizzi auch für Ahrensburg infrage kommen würde. "Das Bad sollte nach einer Übernahme von einer städtischen Gesellschaft geleitet oder an eine bestehende angegliedert werden." Bellizzi kann sich auch Einschnitte vorstellen: "Denkbar wären eine Schließung des Freibads und der Sauna und der Verkauf der Flächen als Bauland." Das wichtigste Ziel sei die Senkung des städtischen Defizits.